„Ein inspirierendes Instrument“ feierlich geweiht

14.6.2016, 06:00 Uhr
„Ein inspirierendes Instrument“ feierlich geweiht

© Foto: Spörlein

Dass die alte Orgel in der Pfarrkirche aus dem Jahre 1850 nach diversen Umbauten ausgedient hatte, war den Verantwortlichen um den damaligen Geistlichen Joan Vinyeta-Punti, der am Sonntag natürlich auch zugegen war, schon lange bewusst Bis zum eigentlichen Entschluss, eine nagelneue Orgel bei der Firma Winterhalter im Schwarzwald in Auftrag zu geben, dauerte es gleichwohl. 2009 wurde quasi als Startschuss der Orgelbauverein gegründet. Der Orgelbauverein um Vorsitzenden Rolf Clemens legte sich in den vergangenen Jahren mächtig ins Zeug und lud zu zahllosen Aktivitäten. Jutta Wachs-Müller beispielsweise trug mit einem beeindruckenden Orgelkalender zum Erfolg des Vereines bei; beim Pfarrfest wurden die alten Orgelpfeifen verkauft (wir berichteten), was alleine einen Erlös von rund 2500 Euro einbrachte; sogar Altbürgermeister Hans Mitschke putzte für den Orgelbauverein die Klinken und sammelte Gelder.

Unter dem Strich bringt der Verein mit seinen 81 Mitgliedern bis dato 125 000 Euro für die Finanzierung von insgesamt 405 000 Euro bei. Auflösen werde sich der Orgelbauverein laut Clemens noch nicht, schließlich fehlen für die neue Orgel mit ihren zwei Manualen, dem Schellwerk und der mechanischen Traktur noch 70 000 Euro bis zur restlichen Finanzierung.

Neben dem Orgelbauverein der Pfarrei Sankt Mauritius gab es auch Geld von der Erzdiözese Bamberg, vom Staatlichen Bauamt und nicht zuletzt von der politischen Gemeinde Röttenbach. Klar, dass beim Festgottesdienst am Sonntag auch Bürgermeister Ludwig Wahl das Wort ergriff und vor seinem Hemhofener Kollegen Ludwig Nagel, Landrat Alexander Tritthart, Erzbischof Schick, dem jetzigen Ortsgeistlichen Jacob Kurasserry und Joan Vinyeta-Punti ein Loblied anstimmte. Dies sei ein schöner Tag, schließlich schickte der Himmel sogar Freudentränen, meinte Wahl angesichts des Regens. Die Klangfülle der neuen Orgel sei beeindruckend. „Die nächsten 100 Jahre wird hier wohl keine Orgelweihe mehr stattfinden“, betonte Orgelbaumeister Claudius Winterhalter in seinem Grußwort.

Die „Königin der Instrumente“ ertönte dann unmittelbar nach der Weihe durch den Erzbischof in all ihrer Klangvielfalt und wurde von Domorganist Markus Willinger erstmals offiziell gespielt. Nach dem Festgottesdienst wurden Schick und die Ehrengäste von der Röttenbacher Blasmusik zum Umtrunk in das benachbarte Pfarrzentrum begleitet.

Am Abend folgte in der vollbesetzten Kirche Willingers weitere „Amtshandlung“. Der Chef der Kirchenmusik in der Erzdiözese „prüfte“ die Orgel mit einem Konzert. Sie sei „ein inspirierendes Instrument“, sagte der Professor und empfahl der Pfarrei, sie „uneingeschränkt“ abzunehmen.

Stehenden Applaus hatte sich Willinger mit drei barocken Werken erspielt, Präludium, Fuge und Ciacona in C-Dur Nr. 137 vom Urvater der deutschen Orgelmusik, Dietrich Buxtehude, dann das sehr auf ältere Stilmittel bezogene Präludium und Fuge in ES-Dur des eigentlichen Neuerers Bach und die elfte und vorletzte aus der Toccaten-Sammlung „Apparatus musico – organisticus“ des Multi-Stilisten Georg Muffat von 1690.

Besonders aber begeisterte Willinger mit vier ganz unterschiedlichen Improvisationen über bekannte Kirchenlieder: vollgriffig barock über „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, schlank, ruhig mit einem strengen Achtel-Rhythmus über „Christus, du bist der helle Tag“, modern, die Todesfurcht und ihre Überwindung ausdrückend über Kurt Grahls Vertonung des Bonhoeffer-Gedichts „Von guten Mächten treu und still umgeben“ und schließlich heiter mit einem Schuss Csárdás und Klezmer über „Der Mond ist aufgegangen.“

Keine Kommentare