Ein kurioses Spiel mit zwei Bekannten

22.3.2015, 21:09 Uhr
Ein kurioses Spiel mit zwei Bekannten

© Foto: Ralf Rödel

Da stellten die Gastgeberinnen mit Birte Köbberling und Susi List zwei Akteurinnen auf, die beide seit rund einem Jahr weder Handball gespielt noch trainiert hatten. Hinzu kam mit Vicky Egle eine sonstige Leistungsträgerin, der man die fünfwöchige Pause naturgemäß deutlich anmerkte. Und auch Lea Wittmann aus der zweiten Mannschaft konnte logischerweise nicht auf diesem Niveau mithalten.

Ihnen gegenüber stand ein Team, gegen das selbst die beiden Platzhirsche Ismaning und Bergtheim mit Unbehagen antreten. Dermaßen „gehandicapt“ starteten die TSH- Frauen aber zunächst furios, gingen rasch mit 4:1 (7.) und 9:5 (16.) in Front. Die Gäste versuchten es zunächst mit einer Pressdeckung gegen Alexa Dodan, was aber deswegen der berühmte „Schuss in den Ofen“ war, weil Uli Antos sich in diesem Spiel vom Anpfiff weg ein Herz nahm und ihre körperlichen Vorteile bei Distanzwürfen zu nutzen wusste.

Die SG Garitz reagierte und stellte auf eine 5:1-Abwehr um, mit raschen fatalen Folgen für das Hermannstädter-Team, denn mit der nun kompakten und offensiver ausgerichteten Abwehr kam die TSH überhaupt nicht mehr klar. Es fehlte nicht nur deutlich die ordnende Hand von Nina Bestle auf der Mittelposition, sondern das stramme Zupacken der Gegenspielerinnen führte zu kopflosen Kreisanspielen, wo man aber zu List als gelernte Außenangreiferin natürlich keine Bindung fand. Oder aber man lud mit simplen Ballverlusten die wieselflinken Gegnerinnen zu Gegenstößen ein.

Innerhalb von nur fünf Minuten schaffte die SG den 9:9-Ausgleich und was dann folgte, kam 15 Minuten lang einem Fiasko schon bedenklich nahe. Ein ums andere Mal gingen in der Offensive die einfachsten Zuspiele verloren und ebenso oft blieb man dann stehen, um zuzuschauen, wie die SG gleich mit drei Damen frei vor dem eigenen Gehäuse auftauchte.

Heftiges Bauchgrummeln

Mit heftigem Bauchgrummeln ging Trainer Hermannstädter in die Pause wohl wissend, dass Egle, List und Köbberling in den zweiten 30 Minuten konditionell eigentlich überfordert sein dürften. Kaum jemand der rund 100 Zuschauer gab für die TSH da noch einen Pfifferling, zu deutlich wurden die Gastgeberinnen bis zum 11:16 von den geradlinigen SG-Frauen beherrscht.

Dem TS-Coach blieb in der Pause kaum etwas anderes übrig als mit kleinen Anweisungen sowie neuer Motivation größeren Schaden abzuwenden. Zunächst konnte man sich davon überzeugen, dass es die selben Akteurinnen waren, die vor der Pause den Faden völlig verloren hatten, zumal Garitz gleich ein weiteres Tor vorlegte und dem Angriff der TSH gegen die 5:1-Abwehr nichts einfiel.

Dann aber ein weiterer Beleg für den kuriosen Spielverlauf, denn Sarah Stephan, eigentlich auf Linksaußen eine Bank, wirkte auf der rechten Seite wie aufgezogen. Egal ob Gegenstöße oder auch im direkten Durchsetzen, sie war einfach nicht zu bremsen und sorgte unter anderem mit gleich vier Treffern hintereinander dafür, dass die TSH in der 36. Minute wieder auf 18:20 heran kam, besonders unterstützt von Alexa Dodan, die man derzeit 60 Minuten lang nicht völlig ausschalten kann.

Als die SG dann wieder zur Pressdeckung über ging, schien dies das passende Mittel zu sein, doch einmal richtig in Fahrt, ging die TSH selbst mit 28:26 in Front (55.). Nun aber zeigte es sich, dass die Gäste eben doch eine gute Bank dabei hatten und zusetzen konnten, „unterstützt“ von einem zu passiven Innenblock der TSH.

Immerhin, mit dem verdienten Unentschieden ist das heimische Team derart über sich hinaus gewachsen, dass man allen Beteiligten ein großes Lob zollen muss. Dass sich zudem Köbberling und List nach nur einem Anruf von Hermannstädter sofort zur Verfügung stellten, obwohl der Verein für beide erst wieder neue Pässe beantragen musste, zeigt auf, dass rund um die Mannschaft für einige „Ausgediente“ Kameradschaft keine Floskel ist.

Hätte man es verstanden Dodan öfter mal durch Sperrstellungen ins Spiel zu bringen, wäre auch der Sieg möglich gewesen. Dennoch waren sie, Stephan und Antos an diesem Tage die überragenden Akteure in einer Mannschaft, die speziell nach der Pause mit einer tollen Moral die Fans begeisterte.

Hermannstädter: „15 Minuten lang waren wir völlig hilflos, dann aber zeigten die Mädels eine phantastische Moral. Loben möchte ich zudem Uli Antos, die der Gegner nicht auf dem Schirm hatte und dies super ausnutzte.“

TSH: Aures, Müller; J. Kräck 2, Stephan 9, Egle 3, List, Dodan 8/1, Antos 6, Wittmann, Köbberling 1.

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