Ein Leben für die Falter

24.8.2017, 07:57 Uhr
Ein Leben für die Falter

© Foto: Horst Linke

Es müssen schon besondere Leistungen um die Naturforschung sein, mit der die Zoologische Staatssammlung München (ZSM) ihre Preisträger würdigt. Im Falle von Georg Derra ist es ein ganzes Lebenswerk von beeindruckendem Ausmaß. Seit seiner Kindheit sammelt der Oberfranke Schmetterlinge. Im Laufe der Zeit ist so eine Spezialsammlung mit über 71 000 Exemplaren zusammengekommen. Diese hat Derra nun dem Freistaat Bayern überlassen, damit sie von Fachleuten weiter genutzt werden kann. Als "Glücksfall für die Wissenschaft und die Schmetterlingsforschung" bezeichnete Andreas Segerer, Kurator an der Zoologischen Staatssammlung München, die Sammlung.

In ihr finden sich Schmetterlinge aus allen Teilen der Erde. Mit Akribie hat der Autodidakt Derrer diese gesammelt, beschrieben und bestimmt. Nicht immer ließ ihm der Alltag — Derra war gelernter Maschinenschlosser — Zeit dazu. So habe das eine oder andere Falter-Exemplar schon einmal mehrere Jahre in der Tiefkühltruhe geruht, bevor es bestimmt werden konnte, erzählt Derra beim Empfang in Höchstadt durch Bürgermeister Gerald Brehm.

Die Einladung in den Aischgrund hatten zweiter Bürgermeister Günter Schulz und Herbert Fiederling, Vorsitzender des Spix-Vereins, anlässlich der Preisverleihung in München überbracht, um dem Träger der Ritter-von-Spix-Medaille das Lebenswerk des Namensgebers näher zu bringen. Gestern sah sich Georg Derra im Spix-Museum um und war beeindruckt von der "kolossalen Leistung", die Spix vor 200 Jahren geleistet hat.

Unbekannte Arten

Auch Georg Derra hat mit seiner Forschungsarbeit in der Wissenschaft Einzug gehalten. Unter den von ihm gesammelten Faltern waren einige unbekannte Arten. Einige hat er selbst beschrieben, andere wurden von Fachwissenschaftlern ihm zu Ehren nach seinem Namen Derra benannt, etwa der auf Sardinien heimische Wickler "Cydia derrai".

Ganz klassisch mit dem Schmetterlingsnetz ging Derra auf die Suche nach tagaktiven Exemplaren, für Nachtfalter wurden Tücher vor Lichtquellen gespannt. Jede freie Minute widmete der Laienforscher den Schmetterlingen, die "Freizeit eines ganzen Lebens". Das soll nicht verloren gehen, wünscht sich der passionierte Schmetterlingskenner. Noch ruht Derras umfangreiche Sammlung, sorgfältig präpariert und akribisch geordnet, in über 500 Glaskästen. Nach dem Umzug nach München wird jedes einzelne Exemplar katalogisiert, fotografiert und dann in den Bestand der Zoologischen Staatssammlung eingegliedert, eine der größten naturkundlichen Forschungssammlungen der Welt. Dass Wissenschaftler dort weiter mit den Exponaten arbeiten können, war Derra besonders wichtig. Johann Baptist Ritter von Spix hätte das gefallen. Er war in der Zoologischen Staatssammlung der erste Konservator.

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