Ein Quereinsteiger tummelt sich im Tele-Einkaufsmarkt

16.4.2014, 15:59 Uhr
Ein Quereinsteiger tummelt sich im Tele-Einkaufsmarkt

© Edith Kern-Miereisz

„Wer schaut sich denn solche Sendungen an?“ ist die tausend Mal gestellte Frage an Tim Wild.

Wenn der Gartenschlauch, die Perlenkette oder die Bratpfanne im Fernsehen angeboten werden, quasi Versandhaus-Katalog mit bewegten Bildern, dann zappen viele Fernsehzuschauer schnell kopfschüttelnd weg.

Andere, vor allem in USA, fühlen sich ganz zuhause, persönlich angesprochen und fangen sofort an zu bestellen. TV-Homeshopping, in USA längst ein riesiger Markt, ist gewissermaßen das Zwischending zwischen Baumarktbesuch und Internet-Bestellung, in USA oft sogar für Musikstars die primäre Plattform, um eine Neuerscheinung zu bewerben.

Und einer der in diesem Business mitwirkt, ist ein echter Herzogenauracher Spross: Tim Wild, nunmehr in München, mit seiner Produktionsfirma TVPro.

Vom Vater gelernt

Quereinzusteigen hat Tim Wild nicht nur von seinem Vater Tom gelernt, eine der Gründerfiguren der Musikszene im Landkreis, Tonstudio-Mann, Produzent von Werbevideos oder Soundinstallateur bei Firmenevents.

Schon als Youngster ist Tim Wild gern von der Seite eingestiegen. Als Kfz-Lehrling bei Auto Wormser zunächst in Rennautos. Die Maschinen trieb er mit kühlem Kopf als Nachwuchs-Rallye-Fahrer zu Siegen, so dass sogar der mehrfache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl auf das Talent aufmerksam wurde.

Nicht nur fahrerisches Können beflügelte Tim Wild, auch die Kamera, eines der Handwerkszeuge seines Vaters, faszinierte ihn schon als Bub.

In den 1990er Jahren, als Firmen-Events noch mit kleinen Mitteln gestaltet wurden, durchlief Tim Wild als Mediengestalter in Bild und Ton eine Ausbildung und war anschließend sieben Jahre lang bei HSE (Homeshopping Europe) als Regie führender Bildmischer tätig.

Aus den beiden Ansprüchen, die dort stetig miteinander konkurrierten – „der Producer will verkaufen, der Regisseur will optisch Hollywood“ – erschuf er für sich den „Liveproducer.“

Dieser wachsende Mega-Markt, auf dem Abnehm-Produkte, Elektronikgeräte, Sportausrüstung, Mode – schlicht alles — verkauft wird, was verkäuflich ist, machte schon Stars aus Fernseh-Köchen im Nachmittagsprogramm, erhob Leute wie Harald Glööckler zu Fashion-Ikonen bestimmter Szenen.

Tim Wild, der mit einer Handvoll Produktionsfirmen in USA und einigen in Deutschland über „TVPro“ zusammenarbeitet, hat für sich diese Kriterien entwickelt:

Das Produkt muss Qualität aufweisen und ein Alleinstellungsmerkmal, ein passender Moderator soll es vorstellen, glaubwürdige Tester sollen ihre Erfahrungen mitteilen, in Super-Locations, oft in Florida wird dann ausprobiert: Etwa der ungewöhnliche Gartenschlauch bei einer Traumvilla.

Über den „Freund eines Freundes“ kam er so auch auf ein Produkt, das er für gut findet und das im deutschen Markt stärker lanciert werden soll:

Eine neue App namens „Hoccer“, mit der iphone und Android plötzlich problemlos miteinander kommunizieren könnten.

Die Entwicklung des Berliner Unternehmens „Art+Com“, mit der sich Dateien zwischen zwei Smartphones blitzschnell austauschen lassen, ohne Kabel oder WLAN, verspricht leichten und sicheren Datentransfer, sogar nur mit Gesten wie der des Werfens oder Rüberwischens.

Übertrag per Finger-Tipp

Smartphones unterschiedlicher Betriebssysteme könnten per leichtem Tipp-Kontakt der Geräte gegenseitig Daten übermitteln, heißt es.

Da die Daten – Texte, Bilder, Videos, und Musik – nicht über einen Server in USA geschickt würden, sei das deutsche Produkt Hoccer auch ein datensicheres mit Patent auf den Verschlüsselungscode.

Als Beispiel nennt Tim Wild: „Eine Banküberweisung wird mit rund 256 Bit verschlüsselt. Eine Nachricht über die Hoccer-App wird mit einer End-zu-End Technologie mit bis zu 4096 Bit verschlüsselt.“

Wurfgeste

So ist geplant, in USA bei Events wie dem Bullenreiten in Werbeblocks auch bereits Werbebotschaften mit der Wurfgeste an die Zuschauer zu bringen, deren eingeschaltetes Smartphone dann diese SMS-artige Nachricht auffängt... Die Verträge stehen kurz vor dem Abschluss.

Science fiction das Ganze? Nein, schon Realität. Und irgendwo in einem TV-Werbeblock hat man es auch schon gesehen.

Keine Kommentare