Ein toller Bauch allein reicht nicht ins Finale

7.10.2015, 16:43 Uhr
Ein toller Bauch allein reicht nicht ins Finale

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WEISENDORF — Denn trotz seiner 43 Jahre ist er noch ein Neuling in der Bodybuilding-Szene - zumindest, was Wettkämpfe betrifft. Als Fitness- und Ernährungsberater hat er sich selbstständig gemacht, bietet da auch Gerätekrafttraining an. Nun ist es in dieser Branche so, dass man eher bei der Kundschaft punkten kann, „wenn man ein Diplom oder einen Titel vorweisen kann.“

Und so hatte im August 2014 Hunts Frau die „Schnapsidee“, ihrem Mann vorzuschlagen, mal an einer Bodybuilding-Meisterschaft teilzunehmen. Er gönnte sich einen eigenen Coach und durfte sich prompt hinterher „Internationaler Deutscher Meister der Masters im Classic Bodybuilding“ nennen. Damit hatte er selbst nicht gerechnet –, er hatte Blut geleckt und ließ nun gleich die nächste Stufe folgen.

Enormes Flair

Die von Legende Arnold Schwarzenegger ins Leben gerufene „Arnold Classic“ sind für die Muskelmänner ein Event mit enormem Flair, wie Patrick Hunt betont. „Auch wenn der Stellenwert von Mister Olympia vermutlich noch einen Tick größer ist.“

In Madrid trat der Weisendorfer in der Klasse der Masters im Alter von 40 bis 49 Jahren und dem Maximalgewicht von 80 Kilogramm an. 17 Männer waren am Start, keineswegs nur Europäer, wie der Name vermuten lässt. Nur die Amerikaner nehmen an den Arnold Classic in den USA teil, der Rest der Welt kommt gerne zu dem Vergleich in Europa. Hunts Gegner stammten bis aus Südafrika, viele Bodybuilder aus Fernost, dem Iran, Irak und Nordafrika.

„Das war schon hochklassig“, räumt der Spätberufene ein. Der Wettkampf läuft in allen Klassen nach dem gleichen Muster ab. In knappen Höschen betreten alle Kandidaten die Bühne. Beurteilt werden das so genannte Line up und sieben verschiedene Pflichtposen: Doppelbizeps von vorne, Latissimus, Bizeps seitlich, Doppelbizeps von hinten, Latissimus von hinten, Trizeps seitlich und Bauch/Beine.

„So ein Wettkampf ist total anstrengend, denn die Kampfrichter beobachten nicht nur die Athleten, die für ihre Posen nach vorne treten, sondern auch alle anderen. Da kann man nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve da stehen“, berichtet Hunt, der beeindruckt davon war, wie sich die Jury in wenigen Sekunden ein meist zutreffendes Bild von den Muskelpartien verschafft.

Freies Posen

Nach dieser „Vorrunde“ folgt das Pose down, in dem die Konkurrenten eine Minute lang relativ frei ihre muskuläre Entwicklung demonstrieren können und sich möglichst in ein gutes Licht rücken wollen.

Für Hunt reichte es in Madrid noch nicht für die Teilnahme am Finale der besten fünf, punktgleich mit dem Sechsten wurde er auf Rang sieben eingestuft – wegen der schlechteren Platzziffer. Selbstkritisch gab er zu, dass dieser Platz gerecht gewesen sei. „Meine Form war sehr gut und mit meiner Bauchmuskulatur bin ich genetisch einfach im Vorteil. Aber Posing, das eine große Rolle spielt, ist eben auch eine Frage der Erfahrung – und die fehlt mir definitiv noch.“ Ebenso wie der in solchen Disziplinen, in denen es keine hundertprozentig objektiven Kriterien gibt, oft nötige Bekanntheitsgrad.

Keine Rolle hingegen spiele eigentlich die Größe, „obwohl kleinere Bodybuilder bei gleichem Gewicht natürlich bulliger wirken“. Mit seinen 1,71 Metern sei er absolut nicht der Kleinste im Teilnehmerfeld gewesen.

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