Eine mobile Begegnungsstätte

18.7.2018, 18:47 Uhr
Eine mobile Begegnungsstätte

© Fotos: Danhauser

Eine mobile Begegnungsstätte

Seit fünf Jahren nun dreht der weiße Ford Transit im Rahmen der organisierten Nachbarschaftshilfe seine Runden im Gemeindegebiet. Er soll eine Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs darstellen und dem Mobilitätsbedürfnis vor Ort Rechnung tragen. Ein Konzept, das einst Ende der 1970er als Nachbarschaftsbus in den Niederlanden erfunden wurde, kam erstmals 1983 nach Deutschland.

Der Heßdorfer Bürgerbus sei ein Kind des Seniorenbeirates, erklärt Bürgermeister Horst Rehder. Der Großteil der Passagiere gehöre zwar zur Gruppe der Rentner, mitfahren dürfe aber jeder, betont Christine Hartmann, Vorsitzende des Seniorenbeirates.

Man kennt sich

Acht ehrenamtliche Fahrer sorgen aktuell dafür, dass der Bürgerbus jeden Montag- und Donnerstagnachmittag in Heßdorf und seinen Ortsteilen unterwegs ist. Einer der Fahrer ist der Untermembacher Karl Hofmann. Seit zwei Jahren "opfert" er einen Nachmittag im Monat für seine Tätigkeit. Ein anderer Fahrer habe ihn damals gefragt, ob das nicht etwas für ihn sei. "Genau richtig", sagt Hofmann freudig.

Fast alle Passagiere, die einsteigen, sind mit ihm per Du, man schätzt sich – und man kennt sich – auch unter den Mitfahrern. Da fällt es so manchem Fahrgast direkt auf, wenn einer aus der Runde fehlt, der ja sonst immer dabei ist. "Wie geht’s denn deiner Tante?", fragt eine Seniorin Karl Hofmann. Auch die fährt sonst regelmäßig mit, ist aber momentan noch krank.

Im Bus gibt es natürlich immer viel zu erzählen. Auch schöne Geschichten von früher sind zu hören: Heutzutage gäbe es ja viel zu viele Autos, meint ein Untermembacher, früher habe es im Ort nur drei Stück gegeben. Und eines davon habe dem Vater von Karl Hofmann gehört. Hofmann kann sich sogar noch ganz dunkel daran erinnern.

Was einst vornehmlich zum Zweck der Einkaufsfahrt gestartet worden war, hat sich mittlerweile etwas gewandelt. Die sozialen Kontakte sind den Mitfahrern immer wichtiger, das Einkaufen rückt mehr in den Hintergrund.

Findet auch Evi Thierfelder aus Untermembach, die mit einigen anderen Bürgerbuslern an einem Tisch sitzt und Kaffee trinkt. Sie ist seit Anfang an dabei und schätzt die geselligen Gespräche.

Man treffe jemanden, den man seit 20 Jahren nicht mehr gesehen habe. Und dann begegnet man sich glatt zweimal in einer Woche, freut sich Adolf Faßbender. Man komme eben, um mal zu "gogern" und anschließend auch gemeinsam zu lachen und zu reden, gibt eine Röhracherin schmunzelnd zu Protokoll. Schließlich sei man ja auch neugierig, heißt es aus der Runde.

Wer nicht ganz so gut zu Fuß ist oder nach dem Einkauf schwer zu tragen hat, bei dem hält das Fahrzeug gerne mal fast vor der Haustür.

Die Fahrer seien mit das wichtigste, erklärt Christine Hartmann und hebt gleichzeitig das ehrenamtliche Engagement der Fahrer hervor. Doch selbstverständlich kostet so ein Bürgerbus Geld – auch wenn die Fahrer nicht entlohnt werden.

Auch Dienstfahrzeug

Die finanziellen Angelegenheiten des Bürgerbusses übernimmt die Gemeinde. Rund 28 000 Euro bezahlte die Kommune 2013 für den Neunsitzer, der auch als Dienstfahrzeug für die Gemeinde genutzt wird. Die laufenden Kosten würden durch den freiwilligen Obolus gedeckt, erklärt Heßdorfs Bürgermeister.

Und das Konzept hat sich bewährt. Überall im Landkreis gibt es verschiedene Arten von Bürgerbussen, immer mehr Gemeinden ziehen nach. Vorreiter war Baiersdorf, das einen Einkaufsfahrtdienst für Senioren und einen individuellen Fahrtdienst nach Anfrage zu Ärzten oder ähnlichem anbietet.

Das bietet der Heßdorfer Bürgerbus zwar nicht an, ein solches ergänzendes Angebot gäbe es allerdings vom Heßdorfer Helfernetz, betonen Hartmann und Rehder.

Der Nachwuchs an den Fahrgästen fehle aber etwas, meinen auch Ingeborg Kollischan und Maria Wirth. Es fahren meist immer die gleichen mit. Doch das gibt eigentlich auch Anlass zur Freude. Mittlerweile hat sich schon so etwas wie eine kleine Clique gebildet – dank Bürgerbus.

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