Eine neue Mitte und ein Bürgermeister-Bänkla

13.1.2019, 06:57 Uhr
Eine neue Mitte und ein Bürgermeister-Bänkla

© Foto: Rainer Groh

Eingeflossen in diese Gemeinde-Agenda sind Projekte, mit denen alle drei Gruppen Wahlkampf gemacht hatten, die in den Gemeinderat gewählt worden sind: die Freien Wähler, denen auch Ludwig Wahl angehört, die verbündete CSU und die SPD. Das Vorgehen hat Vorteile: Es beugt politischen Schlachten und Lagerbildung vor in einem Gremium, das ja nicht wie der Bundestag Partei-Räson betreiben soll, sondern sachorientierte Politik.

Deren oberste Klammer, so sieht es Ludwig Wahl, ist die Lebensqualität. Die solle in Röttenbach möglichst hoch sein — für alle Altersgruppen. Weil der demographische Wandel auf uns zurolle "wie ein Tsunami" (Wahl) gelte es, die Gemeinde gut für alte Menschen zu gestalten — barrierearm, mit Wohnangeboten, auch neuen Wohnformen, Pflegeangeboten, auch für Kurzzeitpflege. Und gleichzeitig müsse man junge Familien anlocken, ihnen Unterstützung bieten vom Wohnraum bis zur Mittagsbetreuung.

In diesem Rahmen nennt der Bürgermeister konkrete Maßnahmen. So den derzeit laufenden Umbau des Schulhauses. Damit, im Zentrum die Sporthalle, liegt die Gemeinde etwas hinter dem Zeitplan.

Miet-Wohnbau ist auf einem gemeindeeigenen Grundstück am nördlichen Ortsausgang geplant. Röttenbach war einer der Initiatoren der Baugesellschaft GeWo Land, die das Haus als Bauträger errichtet. Im Frühjahr soll es beginnen, 18 Monate Bauzeit sind vorgesehen.

Ein Projekt, über das schon 2016 im Gemeinderat Konsens herrschte, wird gleichwohl nicht im Konsens mit allen Röttenbachern weitergehen: Dem Baugebiet Bucher Weg, einer inzwischen stattlichen Siedlung am Westrand des Dorfs, soll noch ein Häuserring westwärts angefügt werden: Röttenbach West mit 110 Baugrundstücken. Dagegen formierte sich eine Bürgerinitiative, dafür gab es im Herbst 2016 einen knappen Bürgerentscheid, 2020 soll es mit der Erschließung losgehen.

Inzwischen ist man im Bebauungsplanverfahren. Bei der ersten öffentlichen Auslegung des Entwurfs hat es viele Einsprüche gegeben, die der Gemeinderat noch abarbeiten muss. Und die Gemeinde muss auch damit rechnen, dass über das Projekt im Westen letztlich Verwaltungsrichter entscheiden. 2019 wird für dieses Vorhaben wohl ein spannendes Jahr.

Weniger spannend, dafür wohl höchst konsensfähig, ist in Röttenbach das Projekt "Kerwa 2019 wieder auf dem angestammten Platz". Dieser Titel ist nicht offiziell, tatsächlich geht es um die Neue Mitte, derzeit Röttenbachs größte Baustelle. Der Rathausplatz, ein Abschnitt der Ringstraße und die Gemeindeweiher gegenüber der Straße werden umgestaltet zu einem Areal für Freizeit und Begegnungen. Mit Aufenthaltsqualität für Menschen, aber auch für Autos, denn ein Parkplatz, obendrein mit E-Ladesäulen, ist vor dem Rathaus auch wieder vorgesehen. Fertig soll alles im September sein — pünktlich zur Kerwa. Das Parken soll auch überwacht werden. Die Gemeinde würde damit dem Wunsch der Mehrheit entsprechen, die bei einer Bürgerbefragung ermittelt worden ist.

Die Gemeinde erschließt auch weitere Gewerbeflächen. 2019 soll die Straße im Sandfeld, Bauabschnitt drei, fertig sein. Im Südwesten entstehen laut Wahl Aussiedlungs-Möglichkeiten für ortsansässiges Gewerbe, alle Grundstücke seien bereits verkauft.

Unweit davon heißt das Gewerbegebiet "Süd im Sand". Auch dort, der Gemeinderat hat jüngst den Bebauungsplan gutgeheißen, wird erweitert.

Weiter will Röttenbach an der Erweiterung des Glasfaser-Datennetzes arbeiten — im Gewerbegebiet. Die Gemeinde ist Standort von IT-Firmen.

Hochwasserschutz und Starkregen-Management hat sich Wahl noch auf die Agenda geschrieben. Es geht um die Verbesserung der Kläranlage und des Kanalnetzes. Am Rinnigweg im Nordwesten gebe es eine Schwachstelle bei der Ableitung von Oberflächenwasser. Ein größeres Rohr oder ein breiterer Graben soll es 2019 richten.

Er selbst, sagt Wahl, möchte sein Ohr als Bürgermeister noch näher an Volkes Stimme bringen. Und er hat festgestellt, dass auf dem Friedhof die regste Kommunikation zum Gemeindeleben stattfindet — unter den Nutzern über der Erde, versteht sich. Dem will er sich 2019 fränkisch nähern — mit einem "Traatschbänkla". Auf der Sitzgelegenheit werde er regelmäßig für alle ansprechbar sein.

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