"Einsatz von Chemie muss maßvoll sein"

29.11.2017, 14:57 Uhr

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Was halten Sie von dem aktuellen politischen Streit zwischen CSU und SPD?

Robert Ort: Ich wundere mich. Eigentlich müsste es, wenn es um die Zulassung eines Wirkstoffs geht, vor allem um wissenschaftliche Kriterien gehen.

Sind aber Grenzwerte oder Verbote ausschließlich wissenschaftlich begründbar? Es geht doch auch um Meinungen, Gefühle, Standpunkte. Also Politik.

Robert Ort: Sicherlich. Aber erst recht braucht man dann einen klaren Standpunkt. Glyphosat ist ja in Deutschland ohnehin nur mit strengen Auflagen nutzbar, kurz vor der Ernte beispielsweise darf es gar nicht mehr ausgebracht werden. Braugerste darf in Deutschland gar nicht mit Glyphosat behandelt werden.

Sie meinen also, in Deutschland werde schon genug gemacht?

Robert Ort: Es wird schon sehr viel eingeschränkt. Aber wenn im Ausland Glyphosat unkontrolliert verwendet wird, landen die Produkte dann auch wieder bei uns. Das kann man nie hundertprozentig verhindern. Für die deutschen Landwirte wird die Wettbewerbssituation dadurch nicht besser.

Ein EU-weites Glyphosat-Verbot würde wenigstens europaweit für Gleichheit sorgen.

Robert Ort: Richtig. Wir können mit der Zulassung von Glyphosat leben, aber könnten es wohl auch mit einem Verbot. Es gibt allerdings die Vermutung, dass sich die Firma Monsanto über ein Glyphosat-Verbot gar nicht so sehr ärgern würde. Vielleicht haben die schon ein Ersatzmittel entwickelt, das sie dann aber viel teurer verkaufen würden.

Für Sie ist chemischer Pflanzenschutz kein Allheilmittel?

Robert Ort: Wir brauchen ihn, natürlich. Aber man muss sehen, dass Pflanzen gegen jedes Mittel irgendwann Resistenzen entwickeln, und dann kann sich das hochschaukeln. Gegen die Hacke gibt es keine Resistenz, sagt man. Die konventionellen Bauern und die Bio-Landwirte liegen da gar nicht so weit auseinander. Es geht also um einen zielgerichteten und maßvollen Einsatz von Chemie da, wo es für die Versorgung von Millionen von Menschen notwendig ist.

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