Erding verpasst Höchstadts Selbstbewusstsein Dämpfer

23.2.2018, 23:16 Uhr
Erding verpasst Höchstadts Selbstbewusstsein Dämpfer

© Foto: Jürgen Hauke

Die Frage, wie sehr Erfolg im Sport planbar ist, dürfte sich Jörg Schobert seit dem vergangenen Frühjahr oft gestellt haben. Da musste der Sportvorstand der Höchstadt Alligators miterleben, wie sein hoch favorisiertes Team im Viertelfinale der Playoffs in fünf schwer erklärbaren Spielen am Außenseiter TEV Miesbach scheiterte.

Schobert und der Verein versuchten das Beste daraus zu machen – und daraus zu lernen. Sie stellten für die Bayernliga ein Team auf die Beine, dass ohne Probleme auch in der Oberliga hätte mithalten können. Mit Vitalij Aab kam vor der Saison sogar ein Ex-Nationalspieler in den Aischgrund. Nicht alles für den Aufstieg getan zu haben – das wollte sich niemand beim HEC vorwerfen lassen.

Schnierstein nur auf der Bank

Doch schon die Voraussetzungen vor der Partie gegen den TSV Erding müssen den Alligators wie ein Deja-Vu vorgekommen sein. Wie vor einem Jahr gegen Miesbach fielen vor dem Playoff-Auftakt erneut Goalie Philipp Schnierstein und Torjäger Ales Kreuzer aus – dazu kam dieses Mal noch Spielertrainer Daniel Jun. Alle drei waren schon die ganze Woche grippegeplagt. Schnierstein saß zwar auf der Bank, hatte aber nur einmal trainieren können.

Doch neben den Ausfällen fiel am Freitagabend vor allem etwas anderes ins Gewicht: Beim TSV Erding hatte man sich offenbar den TEV Miesbach zum Vorbild genommen und versuchte die Höchstadter mit einer aggressiven Spielweise aus der Fassung zu bringen. Und das gelang, schon wieder: Die Alligators ließen sich den Schneid abkaufen, verwickelten sich zu oft in Nicklichkeiten. Ihre Offensivwucht der vergangenen Wochen konnten sie so zu keiner Minute aufs Eis bringen, dazu gesellten sich teils deutliche Defensivschwächen.

Ausgeglichen von Beginn an

Schon von Beginn an schafften es die Oberbayern die Partie ausgeglichen zu gestalten, auch wenn die Alligators zu zaghaften ersten Gelegenheiten kamen. Oft war es den Höchstadtern in dieser Saison gelungen, den Gegner schon in den Anfangsminuten zu überrollen. Doch gegen die dichte Erdinger Abwehr gab es kaum ein Durchkommen – und wenn es doch jemandem gelang, wie etwa Daniel Tratz nach knapp sechs Minuten, dann zielten die Alligators zu halbherzig aufs Tor.

Die Führung für die Erdinger fiel trotz des bissigen Auftretens der Oberbayern etwas gegen den Spielverlauf. Schnell kombinierten sie sich vor das HEC-Tor, Daniel Krzizok überwand Carsten Metz (6.35). Von diesem Moment an passte im Spiel der Höchstadter kaum noch etwas zusammen. Die Abwehr begann zu schwimmen, es haperte an der Abstimmung, teilweise standen sich die Alligators selbst auf den Füßen.

Wachsende Unsicherheit und Blitz-Comeback

Die Antwort auf die wachsende Unsicherheit beim HEC gaben die Erdinger im zweiten Drittel: Nach einer unnötigen Strafzeit für Max Cejka wegen Behinderung zogen sie ruhig ihr Powerplay auf – bis der Puck beim an der blauen Linie lauernden Christian Mitternacht landete, der ihn wuchtig ins Tor schoss (33:05). Zwei Minuten später folgte der nächste Dämpfer fürs Höchstadter Selbstbewusstsein, als Kilian Steinmann sich im dichten Gedränge vor dem Alligators-Tor durchsetzte (35.16).

Mit einem 0:3-Rückstand ging der HEC ins letzte Drittel – und die Erdinger brachten sich selbst aus dem Spiel. Lukas Krämmer checkte am Mittelkreis Marc Roth gegen den Kopf und musste mit einer Matchstrafe zum Duschen, ein Kollege die Fünf-Minuten-Strafe absitzen. Und es zeigte sich, dass das Auftreten der Alligators bis dahin vor allem eine Kopfsache gewesen war. Denn schon das 1:3 durch Lukas Lenk, der den Abpraller eines Gewaltschusses von Kapitän Martin Vojcak verwertete, änderte das komplette Spiel. Nur 13 Sekunden später traf Vitalij Aab zum 2:3, es war ein Blitz-Comeback der totgeglaubten Alligators.

Der Ex-Alligator entscheidet das Spiel

Von nun an wackelten die sichtlich verunsicherten Erdinger, der HEC fuhr Angriff um Angriff – Sekunden, nachdem die Fünf-Minuten-Überzahl vorbei war, hatte das Erfolg, Michal Petrak traf zum 3:3-Ausgleich, die Höchstadter sprangen jubelnd in die Bande. Die Führung lag in der Luft, doch mitten in diese Höchstadter Drangphase kam dann der Auftritt von Stephan Hiendlmeyer, der vor dieser Saison von den Alligators nach Erding gewechselt war. Kein Spieler saß an diesem Abend öfter auf der Strafbank. Sechs Minuten vor dem Ende tauchte er vor Carsten Metz auf und spitzelte dem Höchstadter Goalie den Puck durch die Beine. Die Alligators rannten nun wütend an, doch nicht einmal eine doppelte Überzahl kurz vor dem Ende konnte noch helfen. Eishockey ist ein Nervenspiel – und die Erdinger hatten an diesem Abend ganz eindeutig die besseren.

Verwandte Themen


Keine Kommentare