ERH-Ausbildungsbörse: Azubis sind gefragte Leute

18.3.2018, 17:09 Uhr
ERH-Ausbildungsbörse: Azubis sind gefragte Leute

"Die Ausbildungsbörse bringt zusammen, was zusammengehört: Jugendliche, die ihren Weg ins Berufsleben suchen und Unternehmen, die Nachwuchs suchen", eröffnete Landrat Alexander Tritthart die Ausbildungsbörse. Das Wachstum der Ausbildungsbörse von anfänglich 27 Firmen im Jahr 2001 auf aktuell 88 Aussteller spiegelt die Ausbildungssituation wider. Auf einen Auszubildenden kommen vier freie Ausbildungsplätze.

Listen mit dem Hinweis "Freie Ausbildungsplätze für 2018" prangen bei fast allen Ausstellern gut sichtbar am Stand. "Auch wir haben noch einige Plätze frei", so Bernhard Krätz, zuständig für die Ausbildung bei Schaeffler in Herzogenaurach. Sowohl gewerbliche Ausbildungen zum Werkzeugmechaniker und zur Fachkraft für Lagerlogistik als auch Studienplätze in Mechatronik oder Elektrotechnik sind für den Berufseinstieg in 2018 noch in der Bewerbungsphase. "Wir haben unser Angebot aufgestockt, aber auch der Pool der Bewerber wird insgesamt kleiner", erklärt er. "Man muss klappern", so das Fazit des Ausbilders.

Auch der Logistiker Wormser AG aus Herzogenaurach ist in großer Besetzung mit einem professionellen Messestand angetreten. Die Werbung auf Messen, in Schulen und via Social Media soll helfen: "Uns fehlt der Nachwuchs an Speditionskaufleuten, Mechatronikern und Berufskraftfahrern", blickt Florian Rauch, HR-Manager von Wormser, auf einen Prozess, der sich in der ganzen Branche ähnlich vollzieht. "Besonders Berufskraftfahrer brauchen wir wie Sand am Meer", analysiert er die angespannte Ausbildungssituation.

Während die Messestände der Global Player wie Schaeffler, Siemens, adidas oder Puma dicht gedrängt mit wissbegierigen Jugendlichen und ihren Eltern voll sind, herrscht an den Infoständen der Friseur- und der Fleischer-Innung zeitweise gähnende Leere. Fast schon verzweifelt schaut Stefan Prütting, Obermeister der Fleischer-Innung und damit Vertreter von 26 Betrieben in Erlangen und Erlangen-Höchstadt, auf die Ausbildungssituation: Die Zukunft der Metzgereien ist gefährdet. Unser Handwerk stirbt aus", fürchtet er sorgenvoll.

Schuld sei das veraltete Berufsbild, das sich in den Köpfen der Menschen seit 30 Jahren eingenistet habe. Er selbst habe nicht einen einzigen Azubi für seine Bauernmetzgerei in Eckental gewinnen können.

Arbeit mit Genuss

Heute sei die Ausbildung als Fleischer oder im Fleischerei-Verkauf ein Dienstleistungsberuf rund um Catering, Partyservice, Mittagstisch mit guten Verdienst- und Aufstiegschancen, wirbt er für ein neues Image.

"Das Praktikum ist der beste Weg, sich eine Meinung zu bilden: Reingehen und die Berufspraxis in der Metzgerei kennenlernen", so sein Appell. Dass sein Beruf mit Genuss verbunden ist, lässt sich an der großen Nachfrage nach den köstlich duftenden Bratwürsten erahnen, die im Außengelände der Ausbildungsbörse von seinen Mitarbeitern gebraten werden.

Welche Ideen und Bilder verbinden junge Menschen mit Berufen?

Daniela Engelhardt, Einstellungsberaterin bei der Bayerischen Polizei, zeigte sich zufrieden. Besonders junge Frauen interessieren sich für eine Ausbildung bei der Polizei. "Die Polizei ist im Alltag greifbar. Das kann sich schon ein kleines Kind vorstellen", stößt sie besonders bei jungen Frauen auf großes Interesse.

Beim Bayerischen Roten Kreuz steht der neue Ausbildungsberuf zum Notfallsanitäter im Mittelpunkt der Nachfrage. Ein Ausbildungsplatz in der Pflege sei gesellschaftlich derzeit nicht "in". Viele Plätze blieben unbesetzt, so die Sorge der Ausbilder des Kreisverbands Erlangen-Höchstadt.

Auch die 17-jährige Svenja aus Höchstadt ist mit ihren Eltern gekommen, um vor Ort mit den Ausbildungsbetrieben ins Gespräch zu kommen.

Es werde viel Unterschied zwischen den Bewerbern gemacht, sinniert ihre Mutter. "Unsere Tochter hat die Mittlere Reife in der Mittelschule absolviert und letztes Jahr bestimmt 60 Bewerbungen geschrieben, ohne Erfolg. Es ist und bleibt schwierig, heutzutage einen Ausbildungsplatz zu bekommen", resümiert sie die kontroversen Erfahrungen ihrer Tochter, die derweil den Kontakt bei den Ausstellern sucht, um doch noch den Berufsstart im Wunschberuf zu schaffen.

 

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