ERH: Debatte mit Schärfe

13.3.2017, 18:30 Uhr
ERH: Debatte mit Schärfe

© F.: Pfrogner

Josef Hofbauer vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Fürth, der die turnusmäßige Neuwahl des Verbandsvorstands leiten sollte, hatte es wahrlich nicht leicht: Zwar wurde Wilfried Funke, der seit 15 Jahren amtierende Gründungsvorsitzende, aus der Versammlung heraus zur Wiederwahl vorgeschlagen, lehnte eine Kandidatur jedoch ab. Dann verlas Funke eine Erklärung, wonach er im Januar noch dazu bereit gewesen wäre, wieder anzutreten.

Dann habe es jedoch in Poppendorf ein Gespräch zwischen ihm, dem Verbandsschriftführer Thomas Pfeiffer und Andreas Schöppl von der meerrettichverarbeitenden Firma Schamel aus Baiersdorf gegeben. Dabei habe Schöppl mitgeteilt, dass die Einkaufspreise für den fränkischen Meerrettich "merklich nach unten" gehen würden. Der Preis sei jedoch "so weit nach unten korrigiert, dass wir unsere gesetzlichen Lohnkosten nicht mehr decken können", beklagte Funke.

Außerdem habe es geheißen, dass in Zukunft nur noch maximal acht oder zehn Betriebe den fränkischen Meerrettich erzeugen sollten. Im Moment hat der Verband Franken-Meerrettich nach eigenen Angaben 87 Mitglieder, die zum Teil nur wenige Hektar mit Meerrettich-Anbau bewirtschaften. "Das Vertrauen ist für mich merklich gestört" und es wäre "gewollt, die Anbauer zu spalten", so lautete Funkes Fazit. Er könne deswegen nicht mehr kandidieren.

Im fast voll besetzten Saal kam es daraufhin zu einem langen Schweigen: Trotz mehrfacher Nachfrage durch Josef Hofbauer meldete sich kein anderer Kandidat. Auch für den Vorschlag, zur Not nur zwei Vorstands-Stellvertreter zu wählen, und für die übrigen Verbandsämter wie Kassier und Schriftführer fand sich niemand. Wie Hofbauer erklärte, bleibt laut Satzung nun der alte Vorstand kommissarisch im Amt. Falls sich dauerhaft kein neuer Vorsitzender finde, werde das Amtsgericht Fürth einen Notvorstand einsetzen, "und dann gehen wir der Abwicklung entgegen."

Nach den gescheiterten Wahlen meldete sich Andreas Schöppl zu Wort und bestritt Wilfried Funkes Darstellung.Dass es in Zukunft nur noch acht bis zehn Meerrettich-Bauern geben solle, sei "nicht die Intention der Firma Schamel".

Es müsse ein sowohl für die Anbauer als auch für die Verarbeiter, den Lebensmittelhandel und die Verbraucher guter Preis gefunden werden, meinte Schöppl weiterhin. Meerrettich aus Osteuropa koste im Einkauf nur rund 750 Euro pro Tonne, Meerrettich aus Franken dagegen 1650 Euro pro Tonne. Nach Protest durch Funke räumte Schöppl ein, dass es allerdings auch merkliche Qualitätsunterschiede gebe. "Es täte mir leid, wenn das alles zerbrechen würde", sagte Wilfried Funke zum Schluss der Veranstaltung.

 

Viele Alternativen, den geernteten Meerrettich an andere Abnehmer als die Firma Schamel zu verkaufen, scheint es für die Bauern derweil nicht zu geben: Nach Schöppls Angaben verarbeitet Schamel rund 95 Prozent der fränkischen Erntemenge.

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