Erhält Adelsdorf ein Nahwärmenetz?

27.4.2017, 14:00 Uhr
Erhält Adelsdorf ein Nahwärmenetz?

© Fotos: Martin Regner

Die Gelegenheit für Adelsdorf, ebenfalls in ein Nahwärmeprojekt nach dem Hallerndorfer Vorbild einzusteigen, ist nach Angaben des Adelsdorfer Bürgermeisters Karsten Fischkal gerade günstig: Im Adelsdorfer Oberdorf, das die Bahnhofstraße und das gesamte Gebiet östlich davon umfasst, stünden umfangreiche Tiefbauarbeiten in den Straßen an. Diese seien "jetzt notwendig, weil uns die Kanäle wegbrechen und uns die Wasserleitungen um die Ohren fliegen."

In ihrem Vortrag hatte Verena Gröbmayr anstehende Straßenbauarbeiten als wichtigen Erfolgsfaktor für die Verwirklichung eines kommunalen Nahwärmenetzes bezeichnet. Denn wenn die Straßen ohnehin bereits zur Verlegung von Wasser- oder Kanalrohren aufgegraben seien, könnten Nahwärmeleitungen kostengünstig gleich im selben Graben mitverlegt werden.

Am Beispiel der Ortschaften Lupburg in der Oberpfalz und Hallerndorf, wo die Naturstrom AG kürzlich bereits Nahwärmenetze realisiert hat, zeigte Gröbmayer die notwendigen Baumaßnahmen auf: Benötigt wird eine Heizzentrale, die gemäß den Grundsätzen des Unternehmens regenerativ betrieben werden soll. In Hallerndorf wurde dazu die größte für Nahwärme genutzte Solarthermie-Anlage Bayerns errichtet, um die Energie der Sonne aufzufangen.

Im Sommer könnten die fünf mit Holzpellets und Hackschnitzel befeuerten Biomasse-Heizkessel im neuen Hallerndorfer Heizhaus, das im Januar feierlich eingeweiht wurde, voraussichtlich für mehrere Monate im Jahr komplett abgeschaltet werden, so Gröbmayr weiter: Der Verbrauch der Ressourcen, auch der nachwachsenden, sinke in dieser Zeit auf Null.

In das unter den Dorfstraßen verlegte Leitungsnetz mit mehreren Kilometern Länge wird heißes Wasser mit einer Temperatur von rund 80 Grad eingespeist. In den Kellern der angeschlossenen Haushalte überträgt eine Übergabestation die Wärme an das Hausnetz; zurück zum Heizhaus fließt das Wasser dann nur noch mit rund 55 Grad. Sowohl für den Bau als auch für den Betrieb strebe die Naturstrom AG eine Zusammenarbeit mit regionalen Partnern an, meinte Gröbmayr: Die Rohstoffe wie etwa Holzpellets und Hackschnitzel zum Verfeuern sollen aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern kommen.

Stabile Preise

Ein Nahwärmenetz sei nicht nur wegen dieser regionalen Wertschöpfung ein wichtiger Standortfaktor für eine Gemeinde, erklärte die Referentin: Lupburg sei von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) im Dezember 2016 zur "Energiekommune des Monats" ernannt worden. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung habe das Hallerndorfer Nahwärmeprojekt mit dem Titel "Projekt Nachhaltigkeit 2017" gewürdigt. Ein Nahwärmenetz gewährleiste außerdem Versorgungssicherheit beim Heizen und stabile Preise.

Fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas könnten durch regenerative Energiequellen abgelöst und so die Energiewende vorangetrieben werden. In Hallerndorf liege die berechnete Einsparung nur im bereits realisierten ersten Bauabschnitt des Nahwärmenetzes bei rund 195 000 Litern Heizöl im Jahr. Die Anschlussnehmer könnten sich im Vergleich zu einer eigenen Öl- oder Gasheizung auch regelmäßige Wartungs-, Reparatur- und Schornsteinfegerkosten sparen.

Bürgermeister Fischkal betonte, dass Adelsdorf bereits Erfahrungen mit Nahwärme gesammelt habe: Seit 2007 werde unter anderem das Rathaus, die Schule, die Aischgrundhalle, das Schloss und eine Apotheke von einer kommunalen Nahwärme-Gesellschaft versorgt. Davon, wie das ganz neue Hallerndorfer Nahwärmeprojekt aussieht, können sich Interessenten aus Adelsdorf in Kürze selbst ein Bild machen: Verena Gröbmayr lud herzlich dazu ein, am Samstag ab 15 Uhr das Bürgerfest zu besuchen, das am westlichen Hallerndorfer Ortsrand am neuen Heizhaus samt Solarthermiefeld stattfinden wird: "Hoffentlich scheint bis dahin auch wieder die Sonne."

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