Erinnerungen aus dem Kochtopf

11.9.2014, 19:28 Uhr
Erinnerungen aus dem Kochtopf

© Neudörfer

Als Kind fing sie an, zu beten, sobald ihr Kohlgeruch in ihre Nase stieg. „Hoffentlich ist das nicht bei uns“, dachte Ingrid Rödel dann. Bis sie in der ersten Etage des vierstöckigen Wohnhauses kam, war sie oft schon kreidebleich. „Ich fand den Geruch so furchtbar.“

Heute kann die 77–Jährige Rotkraut sogar ganz gut leiden. Vor mehr als 50 Jahren ist sie von Berlin nach Erlangen gekommen, seit knapp zwei Jahren wohnt sie in Höchstadt. „Inzwischen liebe ich die fränkische Küche“, sagt sie. Ganz besonders gern hat sie früher Rinderrouladen gemacht. Sie wurden bestrichen mit einer Mischung aus Zwiebeln, Speck, Pfeffer, Salz, Senf und einem bisschen Gurke. „Eingewickelt hab ich sie mit einem Faden, später dann mit Zahnstochern fixiert“, erzählt Ingrid Rödel. Dazu gab es Wurzelgemüse und Blaukraut – „am liebsten mit allen Gewürzen, die man für Weihnachten braucht“.

Aufgewachsen als „Kriegskind“, wie sie selber sagt, erinnert sich die 77-Jährige noch an Zeiten, als sie in ihrer Berliner Wohnung das Vieh auf dem Balkon hielten. Henne „Anna“ legte Eier, und die Kaninchen kamen an Weihnachten auf den Tisch. „Lecker war auch immer mein geliebtes Schweineschmalz mit Äpfeln und Zwiebeln.“ Äpfel liebt auch Helga Kinscher. Mit dem Obst hat sie früher gerne Grießauflauf zubereitet. Mit Butter, Zimt, Zucker und Eiern kam das Ganze in die Backröhre. „Das war einfach und schnell“, sagt die 76-Jährige, die aus Erlangen stammt und inzwischen in Höchstadt im BRK-Pflegeheim wohnt. Das Rezept hat sie von ihrer Schwiegermutter übernommen.

Auch süß, aber noch ein bisschen kalorienreicher mochte es Babette Kalb. „Buttercremetorte habe ich immer gebacken, mit einem leckerem Biskuitboden“, erinnert sich die 88-Jährige. Bei Familienfesten im Haus in Lonnerstadt durfte diese Leckerei nicht fehlen. „Und Küchle gab‘s natürlich auch.“

„Erdkohlrabi“ aus Mühlhausen, vom Feld vor der Haustür, hat Käthe Rosenzweig, gerne auf den Tisch gebracht. „Das war sicher keine Delikatesse, aber es war ein Essen“, sagt die 85-Jährige. Sie hat die Steckrüben, die heutzutage nur noch selten auf dem Teller landen, in Würfel geschnitten und dann mit Fett und Zwiebeln angebraten. Aber sie warnt: „Zu dunkel darf‘s nicht sein“.

Eine große Knolle hat für die vierköpfige Familie gereicht. Dazu gab es Sauerkraut und auch mal eine Blutwurst. „Heutzutage mögen die Leute das nicht mehr“, meint Käthe Rosenzweig. Sie erinnert sich auch gerne daran, wie die Speisen früher gerne mal vor Fett trieften. „Das musste beim Abbeißen die Mundwinkel runterlaufen.“

Schnelle Gerichte

Schnell und einfach mochte es Elisabeth Weigand. Die 77-Jährige hat früher auf dem Bauernhof in Buchfeld bei Lonnerstadt gerne Linsen gekocht – mit „Mehlspotzen“. Mehl, Eier, Milch und Butter werden zu einer zähen Masse vermischt. „Dann mit dem Löffel rauskratzen“ und in Salzwasser kochen, Ein großer Pott Linsen war meist schon vorgegart, die Beilage ging ruckzuck. „Das gab es bei uns meist einmal in der Woche“, erinnert sich Weigand. „Schließlich war auf dem Hof viel Arbeit – da musste es schnell gehen.“

„Am liebsten jeden Tag“ würde Vera Hupfauer ihre „Kässpatzn“ essen – wie es sich eben für eine Schwäbin gehört. Sie hat das Rezept (bestehende aus Mehl, Eier, Salz und Sprudel) von ihrer Schwiegermutter gelernt.

Das Wichtigste von allem ist für die 84-Jährige, die in Ulm geboren wurde, und vor knapp zwei Jahrzehnten nach Höchstadt kam, „dass der Käse sich richtig schön zieht. Dann duftet auch die ganze Wohnstube so schön. CLAUDIA FREILINGER

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