Erstaunliche Erträge „in unserer bayerischen Sahara“

25.7.2014, 07:00 Uhr
Erstaunliche Erträge „in unserer bayerischen Sahara“

© Ralf Rödel

HERZOGENAURACH — Das „heiße Frühjahr“ und der Winter, der ein langer Herbst war, werden vielfach zitiert bei den Erntebilanzen. Auch Christian Merz, Dienststellenleiter des Bayerischen Bauernverbands in Niederndorf, kommt sogleich darauf zu sprechen. Dennoch sei die Gerste – die Ernte ist beendet – sehr gut gelungen und der Roggen ordentlich. Hingegen beim Weizen sei „das Korn schon sehr klein“. Weltweit steigt die Nachfrage nach Lebensmitteln und das sei es auch, was die Mehrheit der Bauern produzieren wolle.

Merz macht insgesamt im Bauernstand eine „eher positive Stimmung unter den Junglandwirten“ aus, mit dem Plan zu investieren.

Der Trend zu regionalen Produkten, biologischem Anbau, kurzen Verbraucherwegen und auch Selbstvermarktung – wenngleich die Hofläden nicht mehr werden – stärke die Ambition, Bauernhöfe weiterzuführen.

Eine außerordentlich starke Kirschenernte, „vor allem in Eckentaler Bereich“, bilanziert Merz außerdem: „Hohe Erträge, gute Qualität.“ Die Schattenseite: Bei drei bis vier Euro pro Kilo Kirschen sei „die Wirtschaftlichkeit in Frage zu stellen.“

„Große Knollen“

„Große Knollen“ seien auch bereits bei den ersten Kartoffeln herausgebildet, die Ernte vielversprechend. Allerdings: Durch die jüngsten Regenfälle und die warme Luft herrschten auch optimale Bedingungen für den Kartoffelkäfer, den die Bauern „mit Pflanzenschutzmaßnahmen“ bekämpfen müssten. Gut im Wachstum stehe auch der Meerrettich, der in der Gegend von Lonnerstadt, Höchstadt und Hemhofen angebaut wird. Als eine der letzten Feldfrüchte steht im Oktober die Zuckerrübe an.

Auch Vollerwerbslandwirt Rudolf Groß aus Kairlindach ist mit der bisherigen Getreideernte zufrieden: „Allerdings hat der Raps nicht gehalten, was er versprochen hat und wurde zwiewüchsig.“ Sehr gut getan hätten dem Mais die jüngsten Regengüsse. Der Weizen hingegen leide neuerdings unter Befall von Gelbrost.

Zusammengenommen: „Trotz der Wetterkapriolen können wir in unserer bayerischen Sahara im Westen von Mittelfranken auf eine Ernte mit gutem Durchschnitt rechnen. Allerdings spielt das Kleinklima eine immer wichtigere Rolle.“

Dies ist auch für einen Spargel- und Erdbeerbauern entscheidend. Konrad Kreß aus Münchaurach erklärt das Phänomen der neuerdings auffälligen „immerwährenden Erdbeeren“ mit den immerblühenden oder auch remontierenden Kulturen. Dies ist ein neuer Trend, offenbar auch unter Hobbygärtnern, die sich zusehends mit immertragenden Beerenobstsorten auseinander setzen.

Kein Bezug mehr zur Natur

Auch Kreß hat registriert, dass mittlerweile „von April bis Oktober“ deutsche Erdbeeren auf dem Markt sind, zusätzlich kommen welche von Übersee im europäischen Winter. „Vielfach ist der Bezug zur Natur verloren“, beobachtet Kreß, der Spargel und Erdbeeren ausschließlich direkt vermarktet und seit Anfang Juli keine mehr erntet. „In der ersten Aprilwoche wird schon nach Erdbeeren gefragt“, die doch typischerweise erst im Juni kommen und eine kurze Überschneidung mit der Spargelernte haben.

Mit dieser, frühester Start seit Jahrzehnten war schon am 26. März, ist Kreß heuer „durchaus zufrieden“. Das Selbstpflücken bei der Erdbeerernte musste allerdings ausfallen wegen des Aprilfrosts, der vielen Blüten den Garaus machte.

Ob es eine Art Aufbruchstimmung in der Landwirtschaft gebe, will Kreß nicht pauschal bejahen. Dies sei abhängig von der Betriebsform: „Weizen, Raps – alles am Boden. Die Milchbauern sind zurzeit ganz zufrieden, den Schweinebauern geht‘s nicht gut. Mit den politischen Rahmenbedingungen sind nivellierende Faktoren da.“

Außerdem hätten die Bauern zusehends Probleme mit den Flächenverknappungen: Ausgleichsflächen, Bauland, Straßenbau bedeute alles Flächenfraß. Konrad Kreß: „Wir sind eben eine boomende Region. Das kann man bedauern oder nicht.“

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