Erste Teichwirte fischen in Hesselberg ab

3.9.2014, 07:43 Uhr
Die Karpfensaison hat begonnen: Teichwirt Jürgen Schmitt (rechts) hat seinen ersten Weiher abgefischt.

© Hanni Kinadeter Die Karpfensaison hat begonnen: Teichwirt Jürgen Schmitt (rechts) hat seinen ersten Weiher abgefischt.

Das Wasser ist trüb, die Fische zappeln im Netz. Flink fischt Jürgen Schmitt Karpfen, Hechte und Welse heraus und kippt sie in einen großen Plastikbehälter. Hastig sortiert der 40-Jährige die Karpfen aus und trennt sie von den anderen Fischen. Nebelschwaden liegen noch über dem Weiher, der Morgen dämmert gerade.

Doch für den Teichwirt Jürgen Schmitt hat der Arbeitstag schon viel früher begonnen: Seit 2 Uhr morgens ist er draußen bei seinem Karpfenweiher hinter Heßdorf und kontrolliert, ob das Wasser richtig abläuft.

Am Dienstag fischt er die Karpfen zum ersten Mal in diesem Jahr ab - er ist früher dran als manch andere der 600 Teichwirte im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Das liegt unter anderem daran, dass Schmitt nur einmal pro Woche abfischen kann. Dienstags hat er immer frei. An allen anderen Werktagen backt er Brötchen und Kuchen in einer Bäckerei.

Denn von der Teichwirtschaft könnte er nicht leben. "Wenn ich meine Arbeit in Stunden umrechne, kommt ein Minus heraus", ist er sich sicher. Aufgeben will er das Geschäft mit den Karpfen dennoch nicht. "Ich bin damit aufgewachsen, es ist ein Stück Tradition." Das merkt man schnell: Sogar sein 80-jähriger Vater schleppt gerade eine Wanne voller Fische zum Teich, der elfjährige Patensohn Andi fischt eifrig Karpfen und die 73-jährige Mutter begutachtet, ob die Männer im Wasser auch alles richtig machen.

Die übrigen Helfer sind Freunde oder Nachbarn - einen Lohn bekommen sie nicht. "Ich könnte sie gar nicht nach Stunden bezahlen", sagt Schmitt. Ihr Obolus: Bei der nächsten Kerwa kriegen sie eine Maß Bier.

Geringer Verdienst

Selbst größere Teichwirte verdienen nur wenig. Im Durchschnitt liegt der Stundenlohn bei 2,50 Euro, berichtet Karpfenexperte Martin Oberle. Die schlechten Arbeitsbedingungen und das niedrige Lohnniveau sind mitunter Grund dafür, dass immer mehr kleine Teichwirte ihr Geschäft aufgeben.

Was vielen Bauern außerdem Magenschmerzen bereitet: Die strengen Verordnungen der EU. Schmitt hat dazu eine recht klare Meinung: "Absoluter Schwachsinn ist das." Schließlich habe er noch nie davon gehört, dass einer seiner Kollegen jemals in seinen Weihern Probleme mit dem Koiherpesvirus hatte. Trotzdem kommen drei mal im Jahr Kontrolleure und prüfen Fische und Wasser. Und das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Unter den Helfern am Weiher bricht derweil Aufregung aus. "Da sind sie wieder", ruft Opa Georg Schmitt verärgert und deutet auf zehn schwarze Punkte am Horizont. Kormorane.

Der natürlich Feind eines jeden Teichwirts. "Vor vier, fünf Jahren haben sie mir 70 bis 80 Prozent meines Bestands weggefressen", wettert Schmitt. Sein Kumpel Fred Siegl nimmt das eher gelassen: "Die Kormorane und der Naturschutz bringen ihn eines Tages noch ins Grab", sagt er und grinst.

Weg mit den Kormoranen

Denn während Kormorane für die einen erhaltenswerte Tiere sind, bedeuten sie für den Karpfenwirt vor allem eines: schlechten Ertrag. Die Viecher haben in den Augen von Jürgen Schmitt hier "gar nichts verloren". Das gleiche gilt übrigens auch für den Biber, wenn es nach Schmitt geht.

Er steht inzwischen im knöchelhohen Wasser, bewaffnet mit Gummistiefel und Schutzhose, in der Hand einen Kescher, und fischt die letzten Karpfen aus dem Weiher. Die Ausbeute ist gar nicht schlecht, wie er später beim Fischhändler Paulus erfahren wird: 650 Kilo Karpfen liefert er ab. Kein schlechter Start in die Saison.

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