Essenspakete gehen weg wie warme Semmeln

27.8.2014, 09:30 Uhr
Essenspakete gehen weg wie warme Semmeln

© Hanni Kinadeter

HÖCHSTADT — Manfred Müller bekommt im Monat genau 700 Euro Rente auf sein Konto überwiesen. „Das reicht einfach nicht“, sagt der ehemalige Bauhelfer. Allein 250 Euro gehen für den Strom weg, die Fixkosten kann der gebürtige Höchstadter gerade so bezahlen.

Deswegen kommt er beinahe jeden Tag in den Lebensmittelpunkt in der Lindenstraße. Hier sortiert er fauliges Obst oder welke Salatblätter aus. Für seine Mithilfe kann er kostenlos Essenspakete mitnehmen. Mal ist Gemüse drin, mal Semmeln — was bei den Lebensmittelmärkten im Landkreis eben so übrig bleibt.

Müller ist einer von 600 bedürftigen Menschen, die in der Kartei des Lebensmittelpunktes registriert sind. „In kürzester Zeit ist unsere Kartei explodiert“, sagt die Leiterin des Ladens, Swenja Ott. „Es gibt immer mehr Menschen in Geldnot.“

Deswegen ist sie vor sechs Jahren auch in die Lindenstraße umgezogen, wo mehr Platz ist. Weil die Einrichtung auf Spendengelder angewiesen ist, rührt Ott immer wieder fleißig die Werbetrommel — und hat deswegen gestern den Landrat Alexander Tritthart eingeladen. Der sitzt gerade in der kleinen Küche und schnippelt Fleischwurst. „Kochen kann ich gar nicht“, sagt er und grinst. Deswegen hat er seine Frau zur Verstärkung mitgebracht. Sie steht hinterm Herd und brutzelt in einer Pfanne Zwiebeln. Auf dem Speiseplan steht an diesem Tag: gebratene Fleischwurst mit Kartoffeln, Salat mit Gurke und Tomate, zum Nachtisch gibt es Jogurt.

6500 Euro Zuschuss

Welche Lebensmittel der Lastwagen im Gepäck hat, der auf seiner 1200-Kilometer-Tour 30 Supermärkte oder Bäckereien abklappert, weiß Swenja Ott vorher nie. Einen festen Speiseplan gibt es also nicht. Gekocht wird jeden Dienstag und Donnerstag, immer für etwa 25 Personen. Pakete geschnürt mit verschiedenen Lebensmitteln werden dreimal pro Woche verteilt.

Die Bedürftigen kommen aus Höchstadt, aber auch aus Schlüsselfeld oder Herzogenaurach in den Lebensmittelpunkt, berichtet Ott. „Wir brauchen eine solche Einrichtung“, steht für den Landrat fest. „Auch wenn immer alle denken, dem Landkreis geht es so gut, gibt es trotzdem jede Menge bedürftige Menschen.“ Mit etwa 6500 Euro pro Jahr bezuschusst der Landkreis die Einrichtung.

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