Exoten aus aller Welt auch in ERH

5.8.2015, 19:40 Uhr
Exoten aus aller Welt auch in ERH

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Exoten aus aller Welt auch in ERH

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Die große Kanadagans mit ihrem schwarz-braun-weißen Gefieder ist fast schon eine Fränkin, so oft wie sie in städtischen Auen zu sehen ist. Und dennoch ist sie ein Ankömmling.

Ebenso neu in unseren Breiten ist die Nilgans mit ihrer auffälligen Zeichnung um die Augen. Schon ihre Bezeichnung lässt den Einwandererstatus vermuten. Doch die Exemplare mit Nachkommenschaft, die um Höchstadt oder Herzogenaurach zu sehen sind, stammen den Vermutungen von Kennern der Vogelwelt zufolge aus Tiergärten oder Vergnügungspark. Bei Ailersbach wurden schon vor geraumer Zeit schwarze Schwäne gesichtet.

Ursprünglich im 18. Jahrhundert aus Afrika, dem Balkan und Nordamerika als Ziergeflügel nach Europa importiert, flohen Tiere seit Generationen aus der Gefangenschaft oder wurden ausgesetzt und breiteten sich über ganz Europa aus.

„Mit Sicherheit gibt es in der Vogelwelt noch weitere Zuwanderer“, ist der Naturfachmann Kraublatter überzeugt. Er weist unter anderem auf die durch auffälliges Gurren bemerkbare Türkentauben hin, die aus dem Südosten zugeflogen ist. Vögel seien schließlich hervorragende Langstreckenflieger.

Nerz über Europa

Auch der amerikanische Nerz, wegen seiner Felle aus den Vereinigten Staaten mitunter auch nach Deutschland eingeführt, breitete sich nach Aussetzungen und Ausbrüchen immer weiter in Europa aus. Der europäische Nerz wurde so beinahe vollständig aus seinem angestammten Lebensraum verdrängt.

Der aus Süd- und Osteuropa eingewanderte Silberreiher ist nach zwischenzeitlichem Rückgang seiner Bestände relativ häufig in der Region zu sehen.

Mit dem außerordentlich nützlichen chinesischen Käferlein, etwas größer als der bekannte Marienkäfer, machte Hans Krautblatter vor einiger Zeit Beobachtungen. Die Einwanderer hatten sich auf einer gelbgestrichenen Wand auf dem naturnahen Krautblatter-Anwesen in Höchstadt zuhauf versammelt.

Nachdem sie hinsichtlich Nahrungsangebot nicht so wählerisch sind, auch im Frühjahr aus der Winterstarre schnell erwachen, hält sie Krautblatter für potenzielle Verdränger.

Dass Käfer und Insekten die Alpen überqueren, sei ohnehin kein Problem für diese Kleintiere. Da mediterranes Klima schon teils nördlich der Alpen vorzufinden ist, würden sich entsprechende Arten ansiedeln, gemäß dem alten Darwinschen Gesetz vom Überleben der Stärksten einer Art.

Waldbesitzer und Bauern äußerten sich jüngst besorgt über eingeschleppte Parasiten wie einem Pilz aus Japan, der die Eschen angreift. Wegen des asiatischen Laubholzbockkäfers, der durch Holzpaletten eingeschleppt wurde, mussten in Oberbayern bereits Laubbäume gefällt werden.

Das bayerische Landwirtschaftsministerium hat eine wissenschaftliche Taskforce zur Bekämpfung des Käfers gebildet. Der jüngste Schrecken der Winzer ist die aus Asien eingewanderte Kirschessigfliege.

Bei Tieren wie Pflanzen seien die stärker abgehärteten, resistenten Typen im Vorteil und könnten dem Klimawandel besser trotzen, weiß Krautblatter.

Unter harten Bedingungen

Das Gegenteil sei natürlich die zusehends länger werdende rote Liste bedrohter Arten und andererseits die Verdrängung einheimischer Flora durch anspruchslose Neulinge. Beispiele seien hier das südafrikanische Kreuzkraut, das harten Bedingungen standhält, das rote Springkraut, das sich stark verbreitet, oder der bekannte Riesenbärenklau mit hochallergenen Haaren.

Auch in seinem „wundervollen Biotop in Höchstadt“ registriert Biologe Hans Krautblatter bereits Rückzugserscheinungen. Der Wendehals sei nicht mehr zuverlässig zu beobachten. Nachtigallen, wenn ihnen die Weibchen ins Territorium nicht folgen, würden sich ebenfalls wieder auf den Rückzug begeben.

Dass Tierchen durch internationale Handelsströme als Beipack von etwa Bauwolllieferungen oder Bananenstauden nach Franken gelangen, ist vielfach gezeigt worden. Jüngst wurde unter einem Sack Grillkohle in einem Privatanwesen in Hemhofen ein Skorpion entdeckt.

„Früher brauchte man Generationen für den Wandel“, weiß Krautblatter: „Durch den Klimawandel wird ein rasanter Wechsel beschleunigt.“

Der Vergleich mit den menschlichen Einwanderern liegt bei diesem Thema auf der Hand.

„Was muss Menschen widerfahren sein, dass sie Wege und Gefahren auf sich nehmen wie viele Flüchtlinge? Der Mensch ist ein Teil der Natur, keine Ausnahme“, ruft Krautblatter in Erinnerung: „Wir sind auch nur eine Art unter anderen. Der Wandel ist das Bleibende. Das sollte man alles nicht überbewerten.“(siehe auch Artikel auf der nächsten Seite)

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