Fachklinik Herzogenaurach: Jazz für die Gesundheit

13.12.2016, 16:37 Uhr
Fachklinik Herzogenaurach: Jazz für die Gesundheit

© Volker Schneller

„Wir haben das große Glück, hervorragende Künstler in unserer Region anzutreffen, da brauchen wir nicht Musiker aus Übersee verpflichten“, freute sich die Kulturbeauftragte der Fachklinik, Miriam Imhof, am Ende eines großartigen Jazzabends in der Cafeteria vor rund 150 Besuchern.

Seit 17 Jahren zeichnet Imhof auch für die jährlichen Weihnachtsevents in den weihnachtlich geschmückten Räumen der Klinik verantwortlich, jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Am Sonntag also Jazz.

Daniela Gunreben überzeugte mit ihrer ausdrucksstarken Mezzosopran-Stimme, ihr Ehemann Peter Gunreben, sowohl in größeren Bands als auch Kombos zuhause, beherrschte zunächst die Trompete als später auch das Flügelhorn eindrucksvoll. Bassist Michael Steffen, dezent und doch nachhaltig seinen Part gestaltend, ist ebenfalls seit Jahrzehnten in der regionalen Jazzszene mit großem Erfolg zuhause, während Drummer Rainer Groh einmal mehr „schlagkräftig“ unter Beweis stellte, wozu man als Hobbymusiker im Kreise anderer Könner in der Lage ist.

Dabei sind auch die zuvor genannten Interpreten durchweg in „echten“ Berufen unterwegs, allein der fünfte im Bunde, Thomas Fink am Piano, verkörpert beides: Auch am Sonntag erwies er sich wieder als echter Profi an seinem Instrument, um dennoch allein schon mit seiner Körpersprache erkennen zu geben, dass die Musik und speziell der Jazz nach seiner Familie sein größtes Lebenselexir ist.

Die Art und Weise, wie Herzogenaurachs erster Kulturpreisträger mit seinem endlos anmutenden technischen Repertoire den einzelnen Titeln ihren musikalischen „Grundriss“ gab, im nächsten Moment bei eigenen Soli die komplette Tastatur zu einem faszinierend wohlklingenden Musikerlebnis machte, begeisterte selbst jene im Saal, die dieser Musikform sonst nicht so nahe stehen.

Die Musizierenden hatten in ihrer Besetzung vorher noch nie zusammengespielt, was beim Jazz mit seiner ausgeprägten Improvisationsfreiheit nicht ganz so entscheidend ist, doch auch diese Perfektionisten waren natürlich durchgängig bestrebt, die Titel in bestem musikalischen Einklang zu präsentieren. Dies ist ihnen dann eindrucksvoll gelungen.

Mit „Santa Claus is coming to town“, „Winter Wonderland“ und „Jingle-Bells-Rock“ gelang den Musikern gleich die richtige Einstimmung. Dabei war es hilfreich, dass Daniela Gunreben zu jedem Titel eine kleine Einführung gab. Gerade die Sängerin konnte mit ihrer klaren und mal einschmeichelnden, dann wieder kraftvollen Stimme die jeweils angemessene Atmosphäre vermitteln.

Dies traf auch auf Ehemann Peter zu, der mit seiner Trompete nicht nur eindrucksvoll sicher die Melodien als solche beherrschte, sondern auch mit verschiedenen Improvisationen den einzelnen Stücken zu noch mehr Ausdruck verhalf.

„My Foolish Heart“ wurde im Trio mit Piano, Bass und Drums gespielt. Obwohl Thomas Fink immer wieder betont, wie gerne er seine Partner am Klavier primär begleitet, war er hier dann ganz in seinem Element, und man war fast geneigt zu hören, dass da auch noch eine dritte Hand das Piano bediente. Atemberaubend, wie und was er aus den Tasten herauszuholen im Stande ist. Dass dabei Bassist Steffen und Groh am Schlagzeug dieses „Piano-Feuerwerk“ rhythmisch nachhaltig begleiteten, machte den Titel zu einem jazzigen Hörgenuss.

Mit „Let it Snow“ konnte man zwar nicht Petrus erweichen, aber die Stimmung unter den Zuhörern zumindest musikalisch der Jahreszeit zusätzlich anpassen. Auch die Melodie von „Fly me to the moon“ war bekannt, aber kaum die fließenden Rhythmuswechsel zum Bossa Nova und zurück. Begeistert waren die Musikfans auch, als Drummer Groh bei „Autumn leaves“ ein fetziges Zwei-Minuten-Solo ablieferte. Mit „What a Wonderful World“ und „White Christmas“ führten die Musiker abschließend das dankbare Publikum wieder ganz in die vorweihnachtliche Zeit und machten die zweieinhalb Stunden für alle Anwesenden zu einem wunderschönen Musikereignis.

Genau dies war auch das Ziel von Miriam Imhof: „Unsere Klinik ist um eine ganzheitliche Behandlung bestrebt und es ist für die Patienten wichtig auch mal für einige Zeit die Seele baumeln lassen zu können“.

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