„Fairer Ball“ rollt eher noch im Abseits

21.2.2014, 18:51 Uhr
„Fairer Ball“ rollt eher noch im Abseits

© Ralf Rödel

Seit November 2013 lässt Puma im Auftrag der Stadt München Fair-Trade-Fußbälle für Münchener Schulen produzieren. Im Rahmen dieses Projekts sind bisher rund 2000 Bälle hergestellt worden. Doch wo lässt Puma den fairen Ball herstellen, fragten die NN den Sportartikelkonzern und was sind die Hintergründe?

Mit der Herstellung der Bälle ist der pakistanische Puma-Zulieferer Ali Trading beauftragt worden. Ali Trading gilt entsprechend dem Nachhaltigkeitsbericht von Puma als ein geeignetes Unternehmen.

Puma befasst sich mit der ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung seit einigen Jahren.

Emissionen von Treibhausgasen, Wasserverbrauch, Einsatz von flüchtigen organischen Verbindungen oder Abfallentsorgung werden dabei hinterfragt. In einer zweiten Stufe sollten soziale Faktoren wie Sicherheit, faire Löhne und Arbeitsbedingungen geprüft werden.

Bei der Produktion des Fair-Trade-Balls für München soll „sichergestellt werden“, führt Puma aus, „dass Näherinnen und Näher einen gerechten Lohn für ihre Handarbeit erhalten“.

Für jeden Ball zahlt Puma eine Fair-Trade-Prämie direkt an ein Mitarbeiter-Gremium. Die Prämie entspricht zehn Prozent des Ball-Preises. Das Gremium hilft, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern.

„Die Mitarbeiter können selbst entscheiden, wofür sie diese Prämie verwenden“, heißt es ferner aus der Presseabteilung des Sportartikelunternehmens. „Bei Ali Trading gibt es beispielsweise einen ,Fair Price Shop‘, in dem die Mitarbeiter Lebensmittel günstiger als andernorts kaufen können. Besonders Frauen profitieren von den Fair-Trade-Standards.“

Die Standards verbieten die Diskriminierung von Frauen und schreiben vor, dass die Arbeitgeber darauf achten müssen, dass die Arbeitsbedingungen in Fabriken beziehungsweise Nähzentren speziell auch für die Bedürfnisse von Frauen angemessen sind. — Mehr dazu unter: http://www.fairtrade-deutschland.de/produzenten/sportbaelle/

Allerdings wird der faire Ball nicht in nächster Zeit bei öffentlichkeitswirksamen Großereignissen über den Rasen rollen. Für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien liefert adidas den „Brazuca“. Auch bei Arsenal London, dem neuesten Puma-Ausrüster-Coup, wird die faire Kugel nicht das Spiel bestimmen.

„Der Ball ist für den Spielbetrieb geeignet, aber nicht offiziell von der Fifa lizensiert, weil diese neben dem eigenen ,Fifa Approved‘-Label und dem Markenzeichen keine weiteren Labels zulässt“, begründet Puma, „der Ball wird deshalb nicht im Profi-Fußball zu sehen sein“.

Auch hinsichtlich der Nachfrage nach anderen Fair-Produkten wie Trikots, Schuhe oder Sportgeräte muss Puma passen. „Die Analyse unserer mit dem Fußball erzielten Umsätze hat ergeben, dass uns die erfolgreiche Einführung des Fair-Trade-Konzepts in größerem Umfang im Fußball nicht gelungen ist“, bilanziert das Unternehmen.

„Grund dafür sind zum einen die beschränkten Möglichkeiten einer Fair-Trade-Zertifizierung, die in der Regel nur für handgenähte Bälle vergeben wird. Ein Großteil unserer Fußbälle wird mit Hilfe automatisierter Technologie in China hergestellt.“

Zum anderen konnte aus vertraglichen Gründen das „FIFA-Approved“- Logo nicht zusammen mit dem FairTrade-Logo angebracht werden. Dies hat es dem Sportartikler unmöglich gemacht, „unsere hochwertigsten Bälle aus Fair-Trade-Produktion anzubieten“, begründet Puma.

Zudem seien die Bälle „aufgrund der Fair-Trade-Prämie und der Gebühren für Zertifizierung und Lizenz teurer als herkömmliche Fußbälle. Die Nachfrage nach den Bällen von Einzel- und Großhändlern war zu gering“, lautet die Bilanz schließlich, „da sie bei den Kunden letztlich auf wenig Interesse stießen“. Desto mehr sei Puma nun erfreut, im Projekt mit der Stadt München „wieder Fair-Trade-Bälle zu produzieren.“ Wenn auch in kleinerer Auflage.

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