Flüchtlingsbetreuer brauchen einen langen Atem

28.3.2015, 08:57 Uhr
Flüchtlingsbetreuer brauchen einen langen Atem

© Foto: Gotthard Lohmaier

Sprecher Konrad Eitel ließ die vergangenen eineinhalb Jahre Revue passieren. Es gebe viele positive Ansätze, denn die weit verbreitete Hilfsbereitschaft der hiesigen Bevölkerung habe dazu beigetragen, die Anfangsschwierigkeiten zu meistern. Vor allem das Erstaufnahmelager in Gebäuden der Berufsschule, eine Art Dependance der Zirndorfer Zentrale, wo teilweise bis zu 150 Personen beherbergt wurden, sei eine echte Herausforderung gewesen.

Der häufige Wechsel der Gäste mit all seinen menschlichen und bürokratischen Begleiterscheinungen habe die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer oft bis an die Schmerzgrenze gefordert. Die Verschnaufpause nach der Schließung des Bettenlagers am 15. März 2015 würde nicht lange währen, weil ja demnächst 50 Personen in Containern nahe der alten Kläranlage unterzubringen seien, sodass sich die Flüchtlingszahl in Herzogenaurach auf mindestens 100 einpendeln werde. „Wir brauchen deshalb“ – so der langjährige Kommunalpolitiker Eitel — „eine gewisse Stetigkeit in unserem Handeln, den langen Atem und die unbedingte Bereitschaft, noch mehr Menschen für unsere Arbeit zu gewinnen“.

Dass solche Aufgaben nicht immer leicht zu bewältigen sind , da sie ehrenamtliches Engagement bisweilen arg strapazieren, zeigte die Diskussion um eine funktionierende, wenig ein-engende Organisation der Flüchtlingsbetreuung. Nach zahlreichen Redebeiträgen entschlossen sich die Anwesenden, das Modell mit Leitungskreis und Betreuungsteams beizubehalten, aber eine Art Ansprechstelle für die Helfer zu schaffen, um Missverständnisse und Kompetenzprobleme rechtzeitig aus dem Weg zu räumen. Schließlich habe man das wichtige gemeinsame Ziel, den oft traumatisierten Menschen aus anderen Ländern zu helfen und sie – wenn möglich und nötig – in die Gesellschaft zu integrieren, so die Vollversammlung übereinstimmend.

Eine Herzogenauracher Erklärung mit dem Titel „Brücken bauen und Menschenwürde sichern“ wurde verabschiedet, in dessen letztem Abschnitt auch die Zusammenarbeit mit anderen Helfernetzen im Landkreis ERH verankert ist.

Nach der Neuwahl des Leitungskreises berichtete Hans Strigl über die finanzielle Situation. Dank der Spendenfreudigkeit von Einzelpersonen und Vereinen besitze man momentan ein „Polster“ von etwa 14 000 Euro, das in erster Linie für Notsituationen bereitgehalten würde und keinesfalls dazu diene, monetäre Verpflichtungen des Landkreises zu übernehmen.

Zu dessen eigentlichen Aufgaben gehöre es darüber hinaus, strukturelle Unterstützung zu leisten, nämlich eine hauptamtliche Fachkraft im Landratsamt zu installieren, damit die notwendige Koordination gegeben sei.

Auch politisch gefordert

Überhaupt, so Sprecher Konrad Eitel noch einmal kämpferisch, dürfe die Flüchtlingsbetreuung nicht nur humanitäre Maßnahme sein, sondern müsse auch die politische Schiene bedienen. Er hatte dafür ein Positionspapier vorbereitet, in dem die gegenwärtige Abschiebepraxis von Bund und Ländern angeprangert und ein Asylrecht gefordert wird, „das den geschichtlichen Verpflichtungen des christlich-humanitären Erbes Europas Rechnung trägt“.

Es dauerte seine Zeit, bis der Wortlaut endgültig abgesegnet war und Ute Manz die Sitzung für beendet erklären konnte.

 

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