"Fränkischer Luis Trenker": Hans Gaschbauer wurde 90

7.2.2019, 08:00 Uhr

© Foto: F. Heidler

Bei diesem außergewöhnlichen Anlass konnte der nicht nur geistig, sondern auch körperlich topfitte 90-Jährige auch seine beiden Schwestern Emi Greczner (87) aus den USA und Marga Wiesen (82) aus Wiesbaden in den Arm nehmen — eigentlich eher unüblich unter den Geschwistern. Auch die Töchter gratulierten.

Greczner ließ sich bei ihrem Deutschlandausflug über den großen Teich sicherheitshalber von zwei Familienangehörigen begleiten. Sie lebt in New Jersey bei New York. "In den USA habe ich niemanden mehr, der mit mir Deutsch spricht." Hans Gaschbauer wurde als eines von sieben Kindern geboren. Sein Vater starb als Soldat in Stalingrad. "Unsere Mutter hat uns alleine großgezogen."

Hans Gaschbauer in Ecuador.

Hans Gaschbauer in Ecuador.

In seiner Kindheit lernte Gaschbauer auch bittere Not kennen. "Nachts ging es zum Potackenklau", also zum Kartoffel-Stiebitzen. Und auch zum Brot-Betteln in die Umgebung.

Seine berufliche "Karriere" begann als Handschuh-Macher-Lehrling. Später schloss sich in Erlangen eine Gesellen-Stelle als Schuster an, bevor er Jahre danach zu Puma wechselte und bis zu seinem Ruhestand dort blieb.

Dessen Chef Armin Dassler unterstützte die Bergsteiger-Leidenschaft von "Gaschi" nach Kräften. "So richtig steil bergauf ging es 1954. Bekannte nahmen mich mit auf den Noris- und den Höhenglücksteig in der Hersbrucker Schweiz." Aber bald suchte er "eine echte Herausforderung".

Daheim auf den Bergen Frankens, oben auf dem Walberla, auf dem er das Gipfelkreuz selbst gesetzt hat und in der Welt.

Daheim auf den Bergen Frankens, oben auf dem Walberla, auf dem er das Gipfelkreuz selbst gesetzt hat und in der Welt. © F.: DG/privat

In den 1960er Jahren stand er auf dem 5642 Meter hohen Elbrus im Kaukasus. Noch mit 61 Jahren beteiligte er sich an einer Erstbesteigung in Westtibet. Immerhin 6400 Meter Höhe. Die Leitung hatte Bergsteiger-Ass Sigi Hupfauer. Dieser traf vorher auf 4000 Meter Höhe einer Vorauswahl unter 14 Bewerbern. "Gaschi" musste sein Können auf einer Randspalte in schwindelerregender Höhe beweisen. Er kam in die Endauswahl und gehörte schließlich zu jenen fünf Bergsteigern, die bei der Gipfelbesteigung dabei waren.

Gaschbauers höchster je bestiegene Berg war der 7130-Meter-Riese Gauri Sankar im Everest-Gebirge. Zu den Höhepunkten seiner hochalpinen Zeit gehörten aber auch das Matterhorn, der Kilimandscharo und der Montblanc sowie die berüchtigte Watzmann-Ostwand. Seinen letzten 6000er hat er mit 70 Jahren erklommen.

Bei bisher 320 Vorträgen hat er — auch in der Rehaklinik — über diese Zeit berichtet. "Seine Vorträge im Vereinsheim waren legendär", verriet die in Erlangen lebende Nichte Jutta Williams am Geburtstag. Meist übernahm dort die inzwischen verstorbene Ehefrau Barbara "Betty" Gaschbauer das Reden, er selbst zeigte eine beeindruckende Bilderschau aus der faszinierenden Bergwelt.

Mit Messner per Du

Wie unter Bergsteigern üblich, war Gaschbauer selbst mit Promis wie Reinhold Messner per Du. Bei einem Treffen vor 15 Jahren hatte der Herzogenauracher sogar mahnende Worte für den Südtiroler Bergfex und die Sauberkeit in manchen seiner Bergcamps nach dessen Heimreise übrig.

Ein Gesundheitsrezept zum Erreichen dieses hohen Alters hat er auf Nachfrage auch parat: "Ich habe viel trainiert, nie geraucht und wenig Alkohol getrunken." Auf dem heimischen Walberla hat er ein Gipfelkreuz gesetzt. Noch im vorigen Jahr war der 89-Jährige mit seiner Bubenreuther Alpenvereinssektion im Stubai-Tal auf 3000 Meter Höhe zur Schaufelspitze unterwegs. Ansonsten hält er sich mit Waldlauf, Fitnesstraining und Eisstockschießen fit. Dennoch: "Die Wege sind nicht mehr so lang und die Berge nicht mehr so hoch."

Gaschi denkt aber auch an andere. Nach einem Erdbeben in Nepal sammelte er höchstpersönlich 30 000 Euro Spenden für die Opfer und übergab diese für die Benefizaktion.

Keine Kommentare