Für Kürzdörfer sind aller guten Dinge drei

31.7.2014, 18:13 Uhr
Für Kürzdörfer sind aller guten Dinge drei

Nicht unerwartet der Schnellste war Marco Kürzdörfer, über den sein Trainer Markus Mönius sagt: „Schade, dass es über 1000 Meter keine offiziellen Meisterschaften gibt, das wäre genau seine Strecke, weil 800 Meter ein wenig zu kurz und 1500 zu lang sind.“ Mönius hatte dem schlaksigen Adelsdorfer sogar eine Zeit von 2:24 Minuten zugetraut.

Dass die Uhr am Ende bei 2:25,77 stoppte, lag wohl daran, dass keiner der Favoriten die Gelegenheit nutzte, sich an den als „Hasen“ verpflichteten Toni Riediger (LG Ohra Energie) zu hängen, der alle Vorgaben erfüllte. Doch hinter ihm klaffte eine regelrechte Lücke, vor allem Kürzdörfer war da noch weit von einem Spitzenplatz weg: „Das war einfach zu voll im Feld, ich kam im Pulk nicht nach vorne“, sagte er hinterher.

So musste er eine andere Taktik wählen, die aber ebenfalls zum Sieg führte: Er schob sich langsam nach vorne und war dann, als sein Teamkamerad Konstantin Wedel überfallartig nach 600 Metern nach vorne schoss, hellwach und war mit seinem starken Schlussspurt nicht mehr zu gefährden.

Kürzdörfer war im Ziel sehr zufrieden, schließlich war diese Zeit trotzdem seine Jahresbestmarke auf dieser nicht so oft angebotenen Distanz. Und der Sieg im eigenen „Wohnzimmer“ (der dritte bei der vierten Auflage, nur 2013 siegte mit dem neuen deutschen Senkrechtstarter Timo Benitz ein Auswärtiger) bedeutet ihm besonders viel.

Für Kürzdörfer sind aller guten Dinge drei

Dabei setzt er kurz vor dem Abschluss seines Bachelor-Studiums in Chemie andere Schwerpunkte, das Training ist nicht so intensiv wie in früheren Jahren. Und auch wenn der Eintritt ins Berufsleben bevor steht, will er das wettkampfmäßige Laufen keineswegs aufgeben: „Mit diesen Jungs in der tollen Gruppe macht es einfach zu viel Spaß.“

In der Tat hatte der LSC am Mittwochabend acht Sportler am Start, die mit weniger als 2:35 Minuten für die 1000 Meter gemeldet waren – es wird wenige Vereine in der Republik geben, die da mithalten können.

Und der Neunte, der möglicherweise sogar hätte gewinnen können, war gar nicht am Start: Martin Grau hat sich bekanntlich für die Europameisterschaft in Zürich (sein Vorlauf über 3000 Meter Hindernis steigt am Dienstag, 12. August) qualifiziert. Wettkämpfe soll er da nicht mehr absolvieren – aber anstrengen musste er sich trotzdem: In der LSC-Vereinsfamilie gibt es keinen Prominenten-Bonus; am Dienstag war er den ganzen Tag am Aufbau des Sportfests beteiligt, am Mittwoch war er zunächst Kampfrichter bei den Kinder-Staffeln, dann übernahm er den Verkauf an der Kuchentheke.

Beim „Race of Champions“ stand er aber wieder am Streckenrand und gratulierte seinen Kumpels zu tollen Rennen. Hinter Kürzdörfer überquerte als nächstes Wedel die Ziellinie, der fast so zufrieden war wie der Sieger: „Das war ganz nah dran an meiner persönlichen Bestzeit. Nach dem verkorksten Saisonstart ist es ein Beweis, dass ich wieder voll da bin. Schade, dass die Saison schon rum ist - aber ich nehme viel Motivation für 2015 mit.“

Für Kürzdörfer sind aller guten Dinge drei

Seine Strategie war es, zunächst nur mitzulaufen („ich habe aber wie alle anderen die ersten 200 Meter verpennt“) und dann mit einem abrupten Antritt in das Feld zu springen. Die Strategie ging letztlich auf, denn dass Kürzdörfer mit seinem Spurtvermögen vorbei zog, „damit musste ich rechnen“, so Wedel.

Der Dritte auf dem Podest strahlte ebenfalls. Denn nach langer Pause hat sich Bastian Grau wieder herangekämpft und nach einigen Staffelauftritten nun auch im Einzel vor eigenem Publikum überzeugt. Er blieb knapp unter 2:30 Minuten und war hoch zufrieden, obwohl er zugab, dass er sich nicht getraut habe, dem Tempomacher zu folgen, weil er noch nicht das Vertrauen in seine wiedererlangte Stärke gefunden hatte.

Aber das Fazit lautete: „Ich habe gemerkt: Da ist noch was da vom alten Können – und 2015 werde ich wieder angreifen.“ Mal sehen, ob er seinem Zwillingsbruder Martin wie früher heiße Rennen liefern kann.

Das „Race of Champions“ war der definitive und auch geplante Höhepunkt der gut fünfstündigen Veranstaltung, die ansonsten eher vom Breitensport geprägt wurde.

Große Talentschau

Riesige Felder in den Schülerklassen waren auch schuld daran, dass der Zeitplan nicht eingehalten wurde und der abschließende 5000-Meter-Lauf mit nur fünf Teilnehmern erst gegen 22 Uhr abgeschlossen wurde. Hingegen bereitete der Regenguss, der von 17 bis 18 Uhr die ersten Wettkämpfe beeinträchtigte, nur den Helfern Probleme, die Diskus- und Kugelstoßring trocken legen mussten. Für die Zuschauer hatte der LSC auch ein Herz: Fußballtore und Ersatzbänke wurden mit Folien bespannt, so dass keiner im Regen stehen musste.

Organisationschef Markus Mönius: „Die Zeit für die 800-Meter-Läufe des Nachwuchses hat uns nicht gereicht, ansonsten hat es ganz gut gepasst.“ Allerdings waren auch schon einige Staffeln in Verzug, weil diverse LäuferInnen noch im Weitsprung im Einsatz waren – und so war die Bahn erst später als geplant für die 800 Meter frei.

Insgesamt 264 Starter (vergangenes Jahr 272) nutzten die Gelegenheit, die Saison zum Schuljahresende ausklingen zu lassen. Besonders rege tut das seit Jahren die LG Hersbrucker Alb, die mit 42 Teilnehmern auch heuer wieder die größte auswärtige Gruppe stellte. Der LSC selbst hatte 50 Sportler am Start.

Ein bisschen mehr Resonanz hätte sich Mönius von den Vereinen aus dem Landkreis gewünscht, aber da waren wohl schon viele im Urlaub. Von der TS Herzogenaurach waren nur Werfer–Ass Nico Kaufmair sowie Cheftrainer Peter Müller in der Altersklasse und seine Töchter im Einsatz. Vor allem Miriam Müller muss sich jetzt noch gezielt auf die deutsche Meisterschaft im Turnerischen Mehrkampf vorbereiten, wo ja auch leichtathletische Disziplinen auf dem Programm stehen.

Herausragende Leistungen gab es am Mittwoch auch – geboten vor allem von ganz jungen und „reifen“ Aktiven. So sorgte bei den Achtjährigen Mädchen Ella Obeta von der LG Röthenbach/Pegnitz für Furore: Über 50 Meter (8,74 Sek.) und vor allem im Weitsprung mit 3,74 m ließ sie die Konkurrenz meilenweit hinter sich.

Und auf dem anderen Ende der Altersskala spielte Georg Ortloff (LAC Quelle) in einer anderen Liga. Der 64-Jährige schleuderte den Diskus auf 47,44 Meter – und beim Aufwärmen flog die Scheibe bei einem richtungsmäßig verunglückten Versuch des Linkshänders derart weit in Richtung Speerwurfanlage, dass einem angst und bange werden konnte.

(Ergebnisse in der morgigen Ausgabe)

Mehr Bilder finden Sie unter www.nn-herzogenaurach.de

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