Gäste aus Brasilien begutachten den Spargel

22.6.2016, 15:57 Uhr
Gäste aus Brasilien begutachten den Spargel

© Foto: Ingrid Jungfer

Ein Projekt ist CAPA, zu deutsch „Zentrum zur Unterstützung der Kleinbauern“. 2014 war Sabine Groß mit einer Delegation junger Erwachsener der Evangelischen Landjugend nach Brasilien gereist, um dort einen der CAPA-Standorte zu besichtigen, die alle zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Brasilien gehören.

Ziel war der Bundesstaat Paraná, ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, in dem die Teams von CAPA 661 bäuerliche Familienbetriebe und ehemals Landlose betreuen. Von Landwirtschaftsberatern werden sie in ökologischem Anbau geschult, um so auf nur einigen Hektar Land die Existenz ihrer Familien mit Obstanbau (Banane, Kiwi, Kaki, Marante) und Gemüse (Tomate, Gurke, Zucchini, Paprika, Maniok, Zuckerrohr) sichern zu können. Viele halten dazu noch eine Kuh, ein Schwein oder ein Huhn, beobachtete Sabine Groß mit Interesse. Sie, Studentin der Agrarwissenschaften, schreibt zurzeit an ihrer Masterarbeit und will im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing tätig werden.

Auch Kleinkredite vergibt CAPA zur Unterstützung – als Impuls für einen erfolgreichen Anbau, der neben der Eigenversorgung dann auch Weiterverarbeitung und regionale Vermarktung zulässt, und das meist von einem Bauernladen aus, wo sich die etliche Kleinbauern zusammen tun. Vor kurzem gab es nun einen Gegenbesuch aus Südamerika.

Die recht kleine Gruppe — ein Leiter der CAPA-Geschäftsstelle, ein brasilianischer Pfarrer und gleichzeitig Dolmetscher, eine erfolgreiche Frau, die bereits in eigener Regie Backwaren verkauft — besuchte für einen Tag die Region. Als Erstes die Großfamilie Rudolf Groß. Ideen und Anregungen zu regionaler Landwirtschaft wollten sich die Gäste holen. Neben dem Milchviehbetrieb und dem Ackerbau waren sie besonders am Hofladen interessiert, in dem neben eigenen regionalen Produkten auch solche von Kollegen verkauft werden, um die Vielfalt zu ergänzen.

Ein Novum war für die Gäste die Sonderkultur Spargel. Genauso der Meerrettich, der ihnen in Biengarten von Familie Schmidt kredenzt wurde und sie wegen der Schärfe etwas verschreckte.

Aus Trauben wird Saft

Der Weinanbau bei Familie Ruhl in Bullenheim dagegen war ihnen nicht ganz unbekannt. Auch in Brasilien baut man Trauben an. Aber nur, um daraus Saft zu pressen. Zum Besuchsprogramm in Franken gehörten unter anderem auch der Besuch eines Fair-Trade-Ladens, eines Milchbetriebs sowie Einblicke in die Arbeit der hiesigen Landwirtschaft.

Die wechselseitigen Besuche der bayerischen ELJ mit den brasilianischen Partnergruppen, die in zweijährigem Rhythmus ablaufen, sollen nicht nur das gegenseitige Verständnis fördern, sondern auch ein Bewusstsein für die Anliegen der Menschen in Entwicklungsländern schaffen. Seit 15 Jahren besteht nun schon die Partnerschaft der ELJ mit CAPA, zu der auch finanzielle Unterstützung der brasilianischen Kleinbauern gehört. Zum Beispiel mit Spendenaktionen wie „Brot statt Böller“ zum Jahresende.

2014 hatte die Gruppe der ELJ zudem in der Großstadt Belo Horizonte in der Favela, dem Elendsviertel, eine Kindertagesstätte besucht — getragen von einer evangelischen diakonischen Einrichtung und unterstützt von der ELJ. Dort werden 40 Kinder tagsüber betreut, bekommen eine warme Mahlzeit und schulische Frühförderung, um später mit besseren Noten mehr Chancen auf einen Beruf zu haben.

Ein Jugendclub gehört ebenfalls zum Projekt. Er soll die Jugendlichen aus der Atmosphäre der Armut, Drogen und Gewalt weg zu einem normalen Alltag führen. Und sie von der „schiefen Bahn“ abhalten, die ihnen aufgrund ihrer Umgebung droht. Sabine Groß hatte zwar in der Favela ein „mulmiges Gefühl“, war aber gleichzeitig beeindruckt von der Arbeit der Sozialarbeiter.

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