Geflügelzüchter sind auf Stallpflicht vorbereitet

19.11.2016, 10:51 Uhr
Geflügelzüchter sind auf Stallpflicht vorbereitet

© Horst Linke (Archiv)

Die große Aufregung im Land lässt Horst Wichmann kalt. Eine mittlere fünfstellige Zahl an Enten hält die gleichnamige Firma im Wachenrother Ortsteil Warmersdorf – frei herum läuft aber keines der Tiere. „Wir sind schon in Hab-Acht-Stellung“, sagt der Geschäftsführer, „die Gefahr einer Infektion besteht aber permanent.“ Es gebe immer wieder kleinere Fälle von Geflügelpest, weshalb „größtmögliches Sicherheitsdenken“ notwendig sei.

Vor neun Jahren geriet das Unternehmen in die Schlagzeilen, als bei fünf Küken der firmeneigenen Brüterei eine Infektion mit dem H5-Virus entdeckt wurde. Später verendeten 400 Tiere in Warmersdorf, weshalb schlussendlich 166 000 Enten und Küken auf Anordnung des Landratsamtes getötet werden mussten.

Schutzkleidung verbessert

Als Reaktion darauf haben Wichmann und seine Kollegen „das Monitoring ausgebaut“. Noch bevor eine Gruppe von Tieren verladen wird, wird diese im Labor getestet, „so können wir immer beweisen, dass die Partie frei von Vogelgrippe ist“. Diese freiwillige Kontrolle kostet das Unternehmen nach Angaben des Geschäftsführers jährlich einen niedrigen sechsstelligen Betrag.

Zudem hat das Unternehmen beispielsweise die Schutzkleidung verbessert und „viele kleine Maßnahmen“ getroffen, sagt Geschäftsführer Wichmann, „zum Beispiel setzen wir in den Ställen nur noch Stroh ein, das mindestens vier, besser sieben Monate abgelegen ist“.
Weitaus weniger Tiere hat Sabine Düthorn aus Herzogenaurach. Die Zuchtwärtin des Rassegeflügelzuchtvereins Rezelsdorf ist seit gut einer Woche dennoch dabei, ihren Bestand zu reduzieren. Seit Freitagnachmittag gilt nun bayernweit eine Stallpflicht für Haus- und Nutzgeflügel. Sie betrifft sowohl gewerbsmäßige Geflügelhalter als auch Züchter und Privatpersonen, die Geflügel halten – und gilt zunächst auf unbestimmte Zeit.

„Ich bin gerade etwas überfordert, ich dachte nicht, dass es so schnell geht“, sagt Düthorn. Sie wolle ihre 30 Hühner „artgerecht halten und sie nicht zusammenpferchen“, weshalb sie nun einen Teil abgeben muss – was allerdings nicht von jetzt auf gleich möglich ist. Am letzten Wochenende hat sie bereits einige Tiere verkauft, „andere Interessenten können aber erst im Dezember“. Tiere, die man selbst aufgezogen hat, abzugeben, sei nicht schön, „aber es hilft ja nichts“.
Eine für dieses Wochenende geplante Schau in Leipzig, bei der 40 000 Tiere ausgestellt worden wären, wurde aus Sicherheitsgründen bereits zur Wochenmitte abgesagt, erzählt Sabine Düthorn.

Sicherheit ist auch dem Landesbund für Vogelschutz ein Anliegen. „Es ist aber wichtig zu wissen, dass nicht jeder Vogel auch an Vogelgrippe erkranken kann“, sagt Carmen Günnewig. Wer allerdings einen toten Wasser- oder Hühnervogel entdecke, solle diesen „auf keinen Fall anfassen, auch nicht mit der Schuhspitze berühren, um zu sehen, ob er wirklich tot ist“. Stattdessen sollte man sofort das Veterinäramt kontaktieren und den genauen Fundort mitteilen.

Oft werde der LBV derzeit gefragt, ob man angesichts der Epidemie noch Vögel im Garten füttern dürfe. „Man sollte die Futterstelle generell sauber halten und sie nicht offen lassen“, rät Günnewig. Meisen, Amseln, Spatzen und andere Singvögel sind nicht gefährdet, sagt LBV-Experte Ulrich Lanz. „Die im direkten Umfeld des Menschen lebenden Singvögel spielen für die Verbreitung des Virus keine Rolle.“

Merkblatt im Internet

Für den Menschen ist die Vogelgrippe übrigens ungefährlich, sagt Aleksander Szumilas von der Dienststelle Erlangen des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. „Bisher hat sich am Influenzavirus H5N8 weltweit noch kein einziger Mensch angesteckt.“
Das Amt hat auf seiner Homepage vorbeugend ein Merkblatt für Geflügelhalter veröffentlicht, um eine mögliche Verbreitung einzudämmen. Rechtliche Vorgaben aber auch Tipps wie Händewaschen und Desinfektion von Schutzkleidung sind in dem Schreiben aufgelistet. „Hab-Acht-Stellung“ also allerorts.

 

Keine Kommentare