Geisterhaftes aus Frankens kleinster Brauerei

11.8.2016, 17:47 Uhr
Geisterhaftes aus Frankens kleinster Brauerei

© Foto: Spörlein

„Ein neuer Geist spukt durch das Schloss in Reichmannsdorf“, sagte Ulrike Schmitz-Delgado, die Direktorin des nach langer Umbau- und Sanierungszeit auf höchstem Niveau hergerichteten Hauses mit nun 75 Zimmern und Suiten. Die Planer und Handwerker brachten es fertig, das unvergleichliche Schloss Reichmannsdorf, einst in Besitz derer von Schrottenberg, auf Vordermann zu bringen und dabei Uraltes mit allerneuester Technik zu verbinden.

„Ziemlich gefährlich“

Da lag es nahe, meinte die Direktorin der Nobelhotels, ein eigenes Bier brauen zu lassen. Es lag auch nahe, dies von der einzigartigen Brauerei (wie bereits berichtet) von Seniorchef Bernd und seinem Nachfolger, dem Brau- und Malzmeister David Hertl, kreieren zu lassen. So entstand mit feinstem Bamberger Karamellmalz in Abstimmung mit Spalter Hopfen ein bayerisches Bier im Jahr des Reinheitsgebotes, das sogar der Schlüsselfelder Vizebürgermeister Bernhard Seeger als „zunächst ziemlich gefährlich“ einstufte.

Alles aus der Region

„Gefährlich“ wohl vor allem, weil Bernd und David Hertl ein Bier in stilechtem Tonkrug servierten, das stolze 7,6 vol. Prozent Alkohol hat und als „rauchiger Doppelbock“ zunächst nur im Schloss Reichmannsdorf aufgetragen wird. Die Zutaten, sagt der junge Biersommelier David Hertl, seien Wasser, Gerstenmalz, Buchenrauchmalz, Karamellmalz, Hopfen und Hefe — natürlich nur aus der Region.

Der edle Trunk wurde vorerst in streng begrenzter „Auflage“ eingebraut. 180 Liter wurden nur für das Lindner-Hotel Schloss Reichmannsdorf sechs Wochen lang in Edelstahltanks gelagert, bevor sie in Flaschen abgefüllt wurden. Ein Tropfen, so David Hertl, mit dem man den Weinen durchaus den Rang ablaufen möchte. Von Hand wurde jede einzelne in schlichtem hellgrau getönte Flasche etikettiert. Ähnlich wie bei Champagner ziert den Flaschenhals eine Deckel-Ummantelung.

„Hand Craft“, sagt „Brewmaster“ David Hertl, die natürlich etwas kostet, wenngleich der Preis im Team von Ulrike Schmitz-Delgado entstanden sei. Zum Verkauf wird das süffige Bier wohl erst dann kommen, wenn es entsprechende Nachfrage gibt. Knapp elf Euro für eine 0,33 Liter-Flasche wird auch nicht jeder hier im „Land der Biere“ ausgeben wollen. Diese ganz sicher nicht alltägliche Idee vom erlesenen „Schloss-Bier zu Reichmannsdorf“ kam Schmitz-Delgado bei einer der vielen Bierverkostungen in ihrem Hause.

Nun wird bei den diversen „Bierwochenenden“ mit typisch auf das rauchige Bier von Küchenchef Matthias Braun abgestimmten Speisen stets der — keinesfalls mit dem Bamberger „Schlenkerla“ vergleichbare — Doppelbock gereicht, eigentlich sogar schon bei der Begrüßung der Gäste im fast 300 Jahre alten Reichmannsdorfer Schloss. Des Vizebürgermeisters Fazit bei der Bier-Premiere: „Aufpassen, das trinkt sich verdammt leicht.“

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