Gemeinderat Adelsdorf: Noch keine Expansionsbremse

25.9.2014, 09:30 Uhr
Gemeinderat Adelsdorf: Noch keine Expansionsbremse

© Christian Enz

Die Ansiedlung von Gewerbe gilt gemeinhin als eine gute Sache, sind damit doch in aller Regel neue Arbeitsplätze und steigende Gewerbesteuereinnahmen verbunden, wie Richard Schleicher (SPD) unterstrich. Trotzdem machte seine Fraktion im Gemeinderat Front gegen neue Gewerbeflächen im benachbarten Adelsdorf.

Bereits im Juli war eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie der Gesellschaft beratender Ingenieure bekannt geworden. Das Herzogenauracher Büro empfahl darin, die Erschließung des Zeckerner Berges – und ließ damit bei vielen Röttenbacher Bürgern und der SPD-Fraktion die Alarmglocken klingeln, wie Eva Polterauer (SPD) erklärte.

Aus ihrer Sicht sei es ein Gebot der Stunde, zum Erhalt der Lebensqualität gegen den ungebremsten Flächenverbrauch und der damit einhergehenden zunehmenden Verkehrsbelastung in der Region einzutreten. Zumal, wie Horst Bittel (SPD) betonte, ein solches Gewerbegebiet nicht das Ende Adelsdorfer Expansionswünsche darstelle. „Auf dem ehemaligen Aldi- Gelände sollen auch noch 600 Haushalte angesiedelt werden. Das bedeutet noch mehr Pendler – aber die tun sich auch leicht. Schließlich hat Adelsdorf eine Umgehungsstraße.“

Argumente, für die alle Fraktionen hinweg offen waren. „Keiner von uns will mehr Durchgangsverkehr, das ist ganz klar“, sagte Johann Götz (FW). „Ich kann auch alle diese Ängste gut nachvollziehen“, erklärte Norbert Holzmann (FW). Trotzdem folgte die Mehrheit dem Vorschlag von Bürgermeister Ludwig Wahls (FW), den von der SPD-Fraktion geforderten Beschluss gegen ein Gewerbegebiet an der B 470 nicht zu fassen. Stattdessen wurde der Antrag zurückgestellt.

Planungen abwarten

„Erst wenn uns konkrete Planungen vorliegen, können wir uns aktiv einbringen und den Prozess mitgestalten. Dann werden auch alle Argumente des SPD-Antrages einfließen“, versprach der Bürgermeister. Dies könne man als Träger öffentlicher Belange im Rahmen eines frühzeitigen Beteiligungsverfahrens wesentlich effektiver als jetzt. „Gegebenenfalls werden wir uns dann, zum Beispiel in Hemhofen, strategische Partner suchen. Auf keinen Fall wollen wir mehr Durchgangsverkehr im Ort.“

Offen zeigte man sich in Röttenbach dagegen für mehr Fremdenverkehr. „Um die Attraktivität unserer Gemeinde auszubauen, sollten wir das Naturerlebnis stärker fokussieren“, so Wahl. Als Bürgermeister sprach er sich deshalb für einen Beitritt seiner Gemeinde in den Tourismusverein Karpfenland Aischgrund aus. Ein Ansinnen, mit dem man sich in guter Gesellschaft befand. Wie die Karpfenland-Managerin Sandra Hammer berichtete, tragen sich zurzeit fünf weitere Gemeinden mit Beitrittsgedanken.

Der Charme dabei: Die Mitgliedsgemeinden profitieren vom Know-how speziell ausgebildeter Tourismusexperten, tragen aber nur 20 Prozent der Personalkosten. „Der Rest ist durch EU-Fördermittel gedeckt. Und für Werbematerialien gewinnen wir Sponsoren.“ Deshalb ist der Mitgliedsbeitrag für Kommunen mit derzeit 17 Cent je Einwohner überschaubar.

Zu den Aktivitäten des Tourismus- Vereins gehören die Betreuung von Individualreisenden, aber auch die Entwicklung von Pauschalangeboten und Messeauftritte. Ab 2015 soll es zudem das vierteljährlich erscheinende Aischgrund-Magazin geben. „Damit werden auch Investoren angesprochen, die sich im Aischgrund ansiedeln könnten.“ Ein Konzept, das in Röttenbach auf breite Zustimmung traf. Den Beitritt seiner Gemeinde verband Wahl jedoch mit einem Appell. „Barrierefreiheit ist unserer Gemeinde sehr wichtig. Deshalb muss auch für diese Zielgruppe ein adäquates Angebot geschaffen werden.“

Barrierefrei soll in Zukunft ein Fuß- und Radweg durch die Gemeinde verlaufen. Wirklichkeit werden könnte dieser schon lange gehegte Wunsch durch eine Neugestaltung des Rathausplatzes. Diese, so die Vorstellung der Verwaltung, könnte im Laufe der nächsten zehn Jahre realisiert werden – bei geschätzten Gesamtkosten von 3,3 Millionen Euro. Eine enorme finanzielle Belastung, die sich aber mit einem 60-prozentigen Zuschuss aus dem Städtebauförderprogramm stemmen ließe, wie Wahl erläuterte. Da wunderte sich Johann Götz (FW). „Um die Aufnahme in das Städtebauprogramm haben wir uns schon vor Jahren bemüht. Ohne Erfolg.“

Antrag stellen

Jetzt sähe die Lage anders aus, beruhigte Städteplaner Matthias Rühl. Anders als früher gehe es nicht um die Anerkennung eines Sanierungsgebietes, sondern um eine Einzelmaßnahme. „Für dieses Projekt haben wir bereits bei der Regierung vorgefühlt und sind mit unserer Begründung auf offene Ohren gestoßen.“ Eine Garantie für die Förderung gebe es aber nicht. Allerdings lohne es sich, einen detaillierten Antrag zu stellen, so Rühl.

Dieser sieht die Umgestaltung des Rathausplatzes in vier Bauabschnitten vor. Mit dem ersten Abschnitt könnte nach einen positiven Förderbescheid bereits 2015 begonnen werden. Geplant ist dabei die Neugestaltung des 3300 Quadratmeter großen Rathausvorplatzes. „Über die Garagen und die Verlegung des Bauhofes reden wir dann erst im zweiten Abschnitt. Da besteht bislang noch keine Einigkeit“, erklärte der Bürgermeister.

Für die Förderwürdigkeit des gesamten Vorhabens stelle dies keine Hürde dar, wie Horst Bittel (SPD) erfuhr. „Jeder Bauabschnitt wird einzeln abgerechnet.“ Unter diesen Voraussetzungen entschied man sich mehrheitlich dafür, das Projekt anzugehen. Vertagt wurde eine Entscheidung zum Spielplatz in der Mühlbergstraße, wo eine Spiel- Burg entstehen soll. Nach Schätzungen belaufen sich die Kosten auf 85 000 Euro. Bis zur nächsten Sitzung sollen Angebote örtlicher Handwerker eingeholt werden.

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