Glanzvoller Sieg im Hexenkessel

11.10.2015, 18:05 Uhr
Glanzvoller Sieg im Hexenkessel

© Foto: Edgar Pfrogner

„Wenn unter dem Strich solch eine Leistung abgeliefert werden kann, empfindet man auch den Zeitaufwand nicht annähernd so unangenehm wie nach einer Niederlage“, so der neue Trainer Hans-Jürgen Kästl. An die nachfolgenden Jubelrufe „Auswärtssieg“ seiner Mannschaft könne man sich fast gewöhnen, wenngleich der selbsternannte Autodidakt eine mögliche Euphorie prompt dämpft und hinzu fügte, dass auch dieser Sieg primär dazu beitragen solle, auf zu enge Kontakte mit den gefährdeten Tabellenplätzen zu verzichten.

Dennoch zeigte seine Mannschaft eine der besten Auswärtsleistungen der vergangenen Jahre, denn nach Überzeugung Kästls werden „in dieser vollbesetzten Halle nebst gewaltiger Atmosphäre von den Rängen einige Teams Federn lassen, die damit gar nicht rechnen.“

Er und seine Mannschaft haben diese Stimmung nach seinem Bekunden jedoch am Samstag genossen, denn es mache einfach viel mehr Spaß sich dort sportlich zu verausgaben. „Und wenn uns das in eigener Halle nicht beschieden ist, versuchen wir halt bei Auswärtsbegegnungen die lautstarken Anfeuerungen seitens der Zuschauer auch für uns zu nutzen“, so Kästl nach zwei Auswärtsspielen, die beide gewonnen wurden.

Ottobeuren erwies sich durchgängig als der erwartet schwere Gegner und zeigte über 60 Minuten hinweg ohne Pause, warum der TSV daheim so erfolgreich ist. Angemessen konzentriert gingen dann auch die Gäste zur Sache. Im Tor begann Annika Bernhardt und konnte gleich bei ihrem ersten Bayernligaspiel bei den Frauen bestätigen, warum ihr Coach so viel Vertrauen in sie setzt.

Aber auch ihre Vorderleute traten über weite Phasen der Begegnung den Beweis an, dass die TSH heuer spürbar kompakter und auch technisch anspruchsvoller das eigene Tor zu verteidigen weiß als meist in den Jahren zuvor. Dennoch gelang es nicht frühzeitig die Begegnung zu dominieren, dazu war der Aufsteiger eben doch viel zu selbstbewusst.

Von der Euphorie in der Halle getragen blieben sie fast durchgängig auf „Luftkastenlänge“ an der TSH dran. Über 1:2 zum 9:9 (21. Minute) gelang es dem TSV beim 12:11 in der 27. Minute erstmals in Front zu gehen. Es war die Phase, in welcher der Innenblock der TSH nach extrem aufopferungsvoller Verteidigung leichte Ermüdungserscheinungen offenbarte. Hier aber hat Kästl eben im Vorfeld für Lösungsmöglichkeiten gesorgt mit dem Ergebnis, dass die TSH zur Pause wieder mit 13:12 in Front lag.

Dass sie in eigener Halle derart unter Druck gesetzt werden, war für die Gastgeberinnen heuer eine neue Erfahrung, mit der sie nicht wirklich zurecht kamen. So konnte es nicht verwundern, dass die TSH auch in den zweiten 30 Minuten tonangebend blieb, obwohl der TSV unbeeindruckt mit Tempohandball dagegen hielt.

Hier erwies es sich von Vorteil, dass die Gäste, die inzwischen mit Michaela Müller im Tor spielten, die nahtlos an die Leistung von Bernhardt anschloss, heuer auch in der Offensive mehr Disziplin zeigt und zudem einige Varianten einbaut. 19:14 lag man rasch nach dem Wiederanpfiff in Front, musste den Gegner unter der gewaltigen Anfeuerung seitens der Fans zwar wieder auf 20:20 (39.) und 22:22 (44.) aufschließen lassen, dominierte dann aber doch mit der reiferen Spielanlage die Endphase. Selbst zwei Zweiminutenstrafen konnten den verdienten Sieg der SH nicht verhindern und es war gerade jetzt vor allem Spielmacherin Vicky Egle, die fortan die inzwischen offensive Abwehr des Gegners entschlossen durchbrach.

Kästl wollte keine Spielerin hervorheben, zeigte sich aber von dem Mitwirken Tanja Küffners sehr angetan, denn diese habe die rechte Seite prima entlastet. „Diese sechs Pluspunkte tun uns derzeit richtig gut, denn wir alle wussten zuvor nicht recht wo wir heuer stehen. Gerade das ,Wie‘ in Ottobeuren sollte uns für die nächsten Aufgaben Mut machen.“

TSH: Bernhardt, Müller; Lichtscheidel, Küffner 3, J. Kräck 3, Merz 3, Egle 4/1, Dodan 9/1, Probst 5/1, Mittasch 2.

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