"Grenzsituation" für Holzmarkt im Kreis ERH

19.11.2018, 06:00 Uhr
Mit ernsten Mienen besichtigten Waldbesitzer und Jäger den Forst um Kairlindach. Die extreme Sommerhitze macht den Bäumen massiv zu schaffen.

Mit ernsten Mienen besichtigten Waldbesitzer und Jäger den Forst um Kairlindach. Die extreme Sommerhitze macht den Bäumen massiv zu schaffen.

Gemeinsam hegen und pflegen die Jäger und die Besitzer der jeweiligen Wälder in diesen drei Jagdbezirken knapp über 1000 Hektar Fläche, längst aber nicht nur Wald, denn alleine um Kairlindach herum dominieren weitläufige Äcker- und Wiesenflächen, kaum eine Möglichkeit, dass sich hier in Hecken oder Unterholz Wild verstecken kann.

Für Reinersdorf begrüßte Groß bei dem Flurgang Klaus Ebersberger, für Großenseebach Robert Schäfer, Groß selbst ist für Kairlindach-Neuenbürg als Jagdvorsteher zuständig.

Zusammengefasst plagt die Jäger und Waldbesitzer die massive Trockenheit in diesem Jahr, die den Waldbestand enorm in Gefahr bringe.

Insbesondere seien von der Erwärmung und dem fehlenden Niederschlag die Kieferbestände in den Wäldern betroffen, aber eben nicht nur, erläuterte der Revierförster Stefan Stirnweiß. "Das geht soweit, dass das Holz kaum mehr vermarktbar ist", meldete sich Groß. Stirnweiß, der erst jüngst eine Fachtagung zu diesem Thema besuchte, sprach gar von einer "Grenzsituation", denn längst seien von der Dürre nicht nur Kiefern, sondern auch andere Baumarten betroffen, er nannte etwa Weißtannen oder die eigentlich anspruchslosen Douglasien.

Revierförster Stefan Stirnweiß (M.) mit Waldbesitzern und Jägern. Der Klimawandel bereitet ihnen massive Sorgen.Foto: Niko Spörlein

Revierförster Stefan Stirnweiß (M.) mit Waldbesitzern und Jägern. Der Klimawandel bereitet ihnen massive Sorgen.Foto: Niko Spörlein © Alle Fotos: Niko Spörlein

Gehe man nicht an eine "permanente Verjüngung" des Waldbestandes, sei der Wald in Gänze in Gefahr, meinte Stirnweiß. Mischbestände seien längst nicht so anfällig; Monokulturen hingegen vermehrt, besonders für Schädlinge. Man dürfe sich als Waldbesitzer allerdings nicht einbilden, dass es quasi den "Superbaum" gebe, der jegliche Witterungen aushalte.

Angesichts der Tatsache, dass laut Rudolf Groß der Waldboden bis zu einem Meter Tiefe "brottrocken" sei, mahnte Stefan Stirnweiß zum Handeln, "sonst läuft uns die Zeit davon". Dichte Waldbestände, so der Experte vom Forstamt, seien kontraproduktiv, zu mächtiges Unterholz entziehe den Bäumen das sowieso schon wenige Wasser.

Es gehe in der Waldwirtschaft auch um das Verständnis von und für Jäger und Waldbesitzer, insofern forderte der Förster von der Jägerschaft vermehrten Abschuss, um Verbiss-Schäden zu minimieren.

"Unsere nächsten Probleme sind die Wildschweine und der Käferbefall", berichtete Rudolf Groß.

Bei Befall von Bäumen müssten diese sofort aus dem Waldbestand genommen werden, warnte Stirnweiß – die Rinde, unter der sich die Schädlinge meist aufhalten, sei zu verbrennen.

Bezüglich der Schäden durch das Schwarzwild räumte der Förster ein, es dürfe nicht sein, dass hie und da Wildschweine tatsächlich angefüttert werden, um sie zum Abschuss aus ihrer Deckung zu locken.

Letztlich mahnte Stirnweiß, "vergammelte Zäune" um längst schon angegangene Neupflanzungen zu entfernen.

Gegebenenfalls würde auch ein Einzelschutz von Neupflanzungen reichen. Stirnweiß: "Waldbau und Jagd müssen synchronisiert werden."

Rudolf Groß ließ dann noch wissen, dass heuer laut Jagdpächter Matthias Heinlein keine Treibjagd stattfinde; Heinlein habe viel zu wenig Hasen im Revier Kairlindach-Neuenbürg gezählt. Im März nächsten Jahres trifft man sich zur Jagd-Versammlung in der "Alten Schule" in Kairlindach, das sei dann allerdings eine nichtöffentliche Veranstaltung.

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