Grundlagenforschung für die Netz-Sicherheit in Röttenbach

26.6.2014, 16:26 Uhr
Grundlagenforschung für die Netz-Sicherheit in Röttenbach

© Michael Müller

Es sieht nicht nur aus wie eine elektronische Wünschelrute, das Gerät, mit dem Rüdiger Heideck gemessenen Schritts auf dem Bürgersteig den Buchenring entlanggeht. In gewisser Weise ist es eine. Nur reagiert es nicht auf die „Schwingungen“ einer Wasserader, sondern aufs Magnetfeld um ein Strom führendes Kabel.

Am Zaun vor einem Einfamilienhaus hält Heideck kurz an und sprüht eins dieser „magischen“ T-Zeichen mit blauer Farbe auf den Asphalt. Die Bedeutung ist einfach: Hier zweigt der Hausanschluss von der öffentlichen Stromleitung ab.

Heideck arbeitet für die Firma SAG. Diese hat vom Gemeinderat den immerhin 120 000 Euro schweren Auftrag bekommen, das ganze Stromnetz auf die beschriebene Weise zu erfassen und die Daten aufzubereiten, so dass sie mit einem Geo-Informationssystem zur Deckung gebracht werden können. Die Gemeinde kann damit z. B. den Verlauf der Stromleitungen auf einem Satellitenbild sichtbar machen.

Die Bestandspläne zu digitalisieren ist für Gemeinden der Größe Röttenbachs nicht gerade selbstverständlich. Doch gehört Röttenbach auch zu den relativ wenigen Kommunen, die ihr eigener Stromversorger sind. Die gemeindliche Stromversorgung, ein Regiebetrieb der Gemeinde, vertreibt den Strom selbst an ihre Bürger und betreibt auch das Leitungsnetz selbst. Die Pflichtaufgabe wurde nicht, wie vielerorts, einem der großen Versorgungsunternehmen übertragen.

Diese Selbstständigkeit heißt auch Selbstverantwortung. Deshalb, so hat Bürgermeister Ludwig Wahl auf Anfrage die Haltung des Gemeinderats erläutert, ist es wichtig, einheitliche Basis-Unterlagen zu besitzen. Bisher hat es drei Kategorien in Röttenbach gegeben: Leitungen, die auf keinem Plan eingezeichnet waren, solche mit eher rudimentärer Dokumentation und sauber eingemessene und aufgezeichnete. „Wünschelrutengänger“ Heideck und seine Kollegen sollen mit ihrer Arbeit dies vereinheitlichen.

Das vereinheitlichte digitale System wird auch Bedarfs- und Beanspruchungsentwicklungen simulieren können. Georg Götz, zuständig für die gemeindliche Stromversorgung, nennt als Beispiel Photovoltaikanlagen, von denen ja besonders in Neubaugebieten viele gebaut werden. Da müsse der Stromnetzbetreiber, also die Gemeinde, wissen, wie viel von den Solarzellen ins Netz gespeiste Leistung die Leitung im betreffenden Straßenzug verkraftet, und gegebenenfalls die Kabel verstärken. Die Ortung der Leitungen sei also auch Arbeit an der Stabilität des Stromnetzes. Und diese ist, so der Bürgermeister, in Röttenbach noch nicht immer gegeben.

Vorläufer des digitalen Bestandsplans der Stromleitungen war übrigens die dreidimensionale Erfassung des Kanalnetzes, beauftragt 2009. Auch eine „Grundlagenforschung“, die immerhin die Erkenntnis einiger Schwachstellen gebracht hat. Und die vielen Kanalbaustellen vergangenes Jahr, mit denen sie beseitigt worden sind. Wunsch des Bürgermeisters nach Kanal und Strom: Ein dritter „Layer“ im System, der digitale Bestandsplan des Wasser-Rohrnetzes.

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