Gülle als Heizstoff

13.1.2012, 10:00 Uhr
Gülle als Heizstoff

© Bayer

Lorenz Dietsch steht schon in den Startlöchern. Seit Mai läuft die Biogasanlage des Weingartsgreuther Landwirts, er speist Energie in das Netz der E.on ein. Für einen Großteil der Wärme jedoch, den die Anlage produziert, hat Dietsch noch keine Verwendung: „80 Prozent werden momentan einfach so in die Luft geblasen“, sagt der Weingartsgreuther.

Das soll sich bald ändern. Seit ungefähr zwei Jahren laufen in Wachenroth die Planungen für den Aufbau eines Nahwärmenetzes, spätestens mit der Gründung einer Nahwärmegenossenschaft im vergangenen Dezember ist das Projekt in die Zielgeraden eingebogen. Gespeist werden soll das Netz unter anderem von Dietschs Biogasanlage. „Allein diese würde 50 bis 60 Prozent unseres Bedarfs decken“, erklärt Albert Kühner, der Vorsitzende der Genossenschaft.

Die restliche Wärme soll aus einem Hackschnitzel-Blockheizkraftwerk kommen, dessen Standort jedoch noch nicht klar ist. „Und in Spitzenzeiten hilft dann der Ölheizkessel aus der Ebrachtalhalle aus“, sagt Kühner. Der Normalfall solle dies aber natürlich nicht sein.

Die Vorteile für Bürger, die sich für die Nahwärme entscheiden, liegen für den Genossenschaftsvorsitzenden auf der Hand: „Die fossilen Energieträger sind nur in begrenztem Maß vorhanden, Biomasse jedoch fällt immer an“, sagt Kühner. Bei der Biogasanlage von Dietsch etwa sind dies nach eigener Auskunft Gülle aus dem Kuhstall, die unterirdisch direkt in die Anlage gepumpt wird, sowie Grünschnitt, Schrot oder Mais, der nicht zur Tierfütterung verwendet werden kann.

Preise steigen weniger stark

„Zudem steigen hier die Preise weniger stark als bei den fossilen Energieträgern“, so Kühner. Laut Modellrechnung, die die Genossenschaft Interessenten an die Hand gibt, fallen für Nahwärme pro Jahr 2615 Euro an Kosten, für einen Ölheizkessel sind es im gleichen Zeitraum 3135 Euro.

16 Anschlusswillige, die spontan der Genossenschaft beigetreten sind, verzeichnet Kühner. Nur wer Mitglied ist, kann später auch Nahwärme beziehen. Unter den Anschlusswilligen sind nicht nur Privathaushalte, sondern auch die Gemeinde (die das Rathaus, die Schule und die Ebrachtalhalle ans Netz bringen will) und die Firma Röckelein mit ihrem Verwaltungsgebäude. „Je mehr mitmachen, desto besser für uns“, sagt Kühner. Mindestens 40 bis 50 Anschlüsse bräuchte es jedoch. „Nur dann sind die Kosten tragbar, die notwendigen Leitungen von Weingartsgreuth nach Wachenroth sind schließlich lang.“

Anschließen können soll man dann in Wachenroth und Kleinwachenroth, die genauen Trassen sind aber noch unklar: „Das kommt darauf an, wer mitmachen will“, sagt Kühner. Eine Trasse zu legen, wenn sich in der betreffenden Straße dann nur ein Haushalt beteilige, sei nicht sinnvoll.

Wer in die Genossenschaft eintritt, zahlt einmalig 500 Euro, welche Kosten dann für den jeweiligen Hausanschluss entstehen ist laut Kühner individuell unterschiedlich. „Überschaubar seien sie jedoch“, sagt der Genossenschaftsvorsitzende. Insgesamt wird das Projekt bis zu drei Millionen Euro kosten, refinanziert wird dies langfristig über die Nutzungsgebühren.

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