Halloween: Wie Kinder früher die Nachbarn erschreckten

31.10.2018, 18:00 Uhr
Halloween: Wie Kinder früher die Nachbarn erschreckten

© Foto: Manfred Welker

Für die Versorgung der Familien mit Gemüse und Obst waren ehemals die Hausgärten unerlässlich. Dort gab es aber nur wenig Platz für ein rankendes Gewächs wie den Kürbis, der große Flächen abdeckte. Wenn aber doch ein Kürbis in einem der Gärten zu finden war, wäre man nie auf die Idee gekommen, ihn auszuhöhlen und vor die Tür zu stellen. Mit einem Nahrungsmittel so verschwenderisch umzugehen, konnte man sich nicht leisten. Kürbis süß/sauer eingemacht diente im Winter vielmehr als willkommene Beilage zum Essen am Mittagstisch.

Das ist die Alternative zum Kürbis

Aber es gab eine andere Möglichkeit, leuchtende Zeichen in der dunklen Jahreszeit zu setzen. Und das schon lange, bevor Halloween sich in unserem Kulturkreis einbürgerte: Futterüben. Viele Anwesen hatten Haustiere, die auch im Winter versorgt werden mussten. Kühe, Ziegen und Stallhasen bekamen Heu und Getreide. Für die nötigen Proteine und Mineralstoffe sowie Flüssigkeit sorgten die Futterrüben oder Runkelrüben, die als "Dorsch’n" in und um Herzogenaurach oder "Rangers’n" im Höchstadter Raum bezeichnet wurden.

Die Rüben sind eine sogenannte Hackfrucht mit einem hohen Anteil an Protein- und Mineralstoffen. Hier stimmten Nährstoffgehalt, Geschmack und Ertrag, auch die Lagerfähigkeit war wichtig. Die Rüben sind walzen- bis kugelförmig und rötlich bis gelb gefärbt. Die Rübe ernährte das Vieh, diente aber auch als Essen für arme Leute. Besonders während des Ersten Weltkriegs waren die sogenannten Steckrübenwinter gefürchtet.


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Heute werden sie kaum mehr angebaut, die Landwirte sorgen vielmehr mit Silage für Proteine und Mineralstoffe bei ihren Kühen. so zuverlässig waren die Rüben nicht: Sie anzubauen, war sehr arbeitsaufwändig. Außerdem musste man immer damit rechnen, dass die Pflanzen dem Winterfrost zum Opfer fielen und sie deshalb vor den kalten Monaten ernten.

Entscheidender Vorteil

"Dorsch’n" oder "Rangers’n" hatte also fast jede Familie im Herbst eingelagert. Auf ein paar Exemplare mehr oder weniger kam es dabei nicht an. Die Kinder machten sich den Spaß, die großen und gutgewachsenen Exemplare auszuhöhlen und mit einer Kerze möglichst gut sichtbar vor dem Haus, auf der Fensterbank, am Zaun oder auf den Torsäulen, wo sich der Hauswurz befand, zu stellen. Dabei hofften sie, dass sie den ein oder anderen Passanten einen ordentlichen Schrecken einjagen können.


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Die Kinder legten natürlich großen Wert darauf, das größte oder schönste Exemplar ihr eigen nennen zu können. Es gab einen richtigen Wettstreit. Mit den Futterrüben ist dieser Brauch fast verschwunden.

Nach und nach übernahm der Kürbis die gruselige Aufgabe. Sein Vorteil: Dadurch, dass er oft einen Hohlraum hat, muss man nur durch die Schale schneiden. Außerdem ist das Innenleben viel weicher. Bei der Rübe muss dagegen mühselig das feste Innenleben herausgeholt werden, bevor man das Gesicht einschneiden kann.

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