Hammerbacher Hennen können Eier-Nachfrage nicht decken

20.4.2014, 12:00 Uhr
Hammerbacher Hennen können Eier-Nachfrage nicht decken

© Schnackig

"Boooock, Booock". Dieser Satz stammt ausnahmsweise nicht von einem Huhn. Peter Bucher macht sich seine tierischen Fremdsprachenkenntnis zu Nutze, wenn er das Gehege im hinteren Teil seines Hofes betritt. Was er da genau zum lieben Federvieh sagt, weiß er nicht, aber die Hühner eilen herbei und das 60-stimmige Gegacker wird etwas leiser.

Was gibt es jetzt? Kekskrümel. Bucher (75) schüttelt sie aus der Packung heraus. "Die mögen sie sehr gern", sagt er. Und hofft, dass sie es ihm danken und in diesen Tagen viele Eier legen.

218 Eier verzehrt der durchschnittliche Deutsche im Jahr. Einfach so, im Pfannkuchen oder im Kuchen. Zu Ostern steigt der Eierkonsum in den Haushalten zu 50 Prozent an. Das ist auch die Zeit, in der die Buchers mit ihrem Hofladen die Nachfrage nach Eiern nicht mehr decken können. Sie kaufen dann zu, vom Biogeflügelhof Schubert in Unterrüsselbach.

Sensible Hühner

Die 60 Bucher-Hühner lassen sich von Ostern nicht beeindrucken. Überhaupt, ist die Menge die sie produzieren sehr schwer zu beziffern. Zu Spitzenzeiten zählt Peter Bucher 60 Eier im Hühnerstall, manchmal aber auch nur 35. So ein Huhn ist ein sensibles Wesen. Wenn es erschreckt wird oder aufgeregt ist, dann kommt es oft zu einer Legehemmung.

Oder neulich: Da hat Peter Bucher vergessen, vorher die Zeitschaltuhr im Stall einzuschalten, die normalerweise das Schlaf- und Arbeitszimmer der Tiere ab 4.30 Uhr erhellt. Das hatte einen massiven Einbruch in der Eierbilanz zur Folge. Die Hühner waren durcheinander.

Wenn sie aber legen, dann sieht das sehr possierlich aus. Sie schlüpfen dazu in kleine Kojen mit Holzklappe. Dahinter ist ein konzentriertes Arbeiten möglich. Nach etwa 15 Minuten rollt das ovale Produkt auf ein Drahtgeflecht. Dies ist hier auf dem Hof braun. Von braunen Hühner. "Die Leute verlangen mehr nach braunen als nach weißen Eiern", weiß Bucher aus Erfahrung.

Eigensinnig sind die Hühner auch. Ein einzelnes Huhn jedenfalls legt sein Ei grundsätzlich nicht in die Koje, sondern immer neben den Futtertrog. Bucher weiß nicht welches, es gibt ja keine Namen. Aber er stellt es jeden Morgen mit einem Grinsen fest.

Wenn der Fuchs kommt, ist jedoch schluss mit lustig. Einmal hat er 14 Hühner geholt, erinnert sich Bucher. Das soll nicht mehr passieren. Seitdem haben die Buchers wieder einen Hund. Der schlägt an, wenn Reineke den Hühnern zu nahe kommt. Jedenfalls hat er sich seitdem nicht mehr blicken lassen.

Die Kunden im Hofladen schätzen es, dass sie nicht erst irgendwelche Nummerncodes auf den Eiern entziffern und übersetzen müssen, um herauszufinden, was für ein Leben dieses Huhn wohl hat. Bei Buchers kann jeder selbst gucken und sich überzeugen. Das Futter mischen die Landwirte selbst. Getreide aus eigenem Anbau, Zucker und Grünmehl.

Etwa mit 19 Wochen kommt ein Huhn auf den Hof. Ein Jahr lang wird es dann dort arbeiten. Und dann? Bucher macht keine Suppenhühner daraus. Er verkauft sie weiter, wenn die Leistungsfähigkeit nachlässt. Käufer finden sich in der Regel. Die Zahlung bleibt einstellig.

100 Prozent Frauenquote

Während in der Politik über die Frauenquote noch laut diskutiert wird — hier im Hof in Hammerbach liegt sie bei 100 Prozent. Denn — bitter für die Herren der Schöpfung — Mannsbilder braucht es hier nicht. Der Hahn wäre ohnehin überfordert, glaubt Bucher. Wörtlich sagt er: "Der kann gar nicht alle bedienen."

Und so legt und lebt eine reine Frauen-WG fröhlich gackernd in Hammerbach. Und Bucher mag ihn, diesen Weiberhaufen. Er freut sich, wenn ganze Kindergarten-Gruppen und Schulklassen kommen und die Kinder viele Fragen zu Hühnern stellen. Und wenn, jetzt zu Ostern, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern Eier abholen, ausblasen und färben. Denn dann hat der Nachwuchs auch einen Bezug zur Landwirtschaft. Und die Landwirtschaft hat eine Zukunft.

Eine wertvolle Arbeit, die das 60-köpfige gefiederte Team da also leistet. Und das nicht nur zur Osterzeit. Und immer entspannt. Dankeschön — oder besser: "Boooock, Booock".

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