Handwerker, die an Feiertagen niemanden hängen lassen

26.12.2015, 06:00 Uhr
Handwerker, die an Feiertagen niemanden hängen lassen

© Foto: Aslanidis

Geht es nach Murphys Gesetz, muss das so kommen. „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“, lautet die berühmte Lebensweisheit des amerikanischen Ingenieurs Edward Murphy. An Heiligabend, wenn sich die Türen der Geschäfte, der Arztpraxen und der Handwerksbetriebe geschlossen haben, ist es deshalb unweigerlich soweit: Eine Füllung fällt aus dem Zahn, man hat vergessen, Milch zu kaufen oder die Heizung quittiert ihren Dienst. In diesem Jahr ist das Malheur dann besonders groß. Dann folgt nämlich auf den halben und die zwei vollen Feiertage auch noch der Sonntag.

Fragt man Fachleute, haben solche Pannen mit unglücklichen Zufällen oder Murphys Gesetz allerdings wenig zu tun. „Wenn die Heizung streikt, ist das meist Eigenverschulden“, sagt Bruno Mönius, der in Adelsdorf seit 20 Jahren als Installateurmeister tätig ist. „Lässt man die regelmäßige Wartung nicht durchführen, rächt sich das natürlich irgendwann.“

Leidtragende sind neben den frierenden Haus- und Wohnungsbesitzern und ihren Gästen vor allem Handwerker wie Bruno Mönius. Obwohl er keine Notdienste anbietet, ist er pflichtbewusst für seine Kunden da, wenn Not am Mann ist — selbst an den Feiertagen. Alle Jahre wieder klingelt an Weihnachten bei ihm das Telefon. „Irgendein Problem gibt es an den Feiertagen immer“, kann er aus langjähriger Erfahrung bestätigen.

Kein Öl im Tank

Ungestört verbringt er das Fest im Kreis seiner Familie so gut wie nie. Eine kurze Auszeit kann er sich dennoch gönnen. Da seit zehn Jahren auch sein Sohn Stefan Mönius als Installateur- und Heizungsbauermeister im Familienbetrieb tätig ist, teilt man sich die Feiertags-Bereitschaft.

Handwerker, die an Feiertagen niemanden hängen lassen

© Foto: privat

Oft müssen auch nur Kleinigkeiten instand gesetzt werden, damit die Funktionstüchtigkeit der Heizung und damit die häusliche Behaglichkeit wiederhergestellt ist. „In milden Wintern wie diesem springen manche Heizungen zum Beispiel nicht an, weil ein ungünstig platzierter Außenfühler angenehme Außentemperaturen vortäuscht“, sagt Mönius. „Es ist aber auch schon vorgekommen, dass einfach kein Öl mehr im Tank war.“

Davon kann auch Josef Gumbrecht ein Lied singen. Seit 40 Jahren ist er Heizungsbauermeister in Pommersfelden und hat an den Weihnachtsfeiertagen schon so manche Beinahe-Katastrophe verhindert. Rückblickend kann er aber sagen: „In den letzten Jahren ist es ruhiger geworden“. Zum einen liegt das an zuverlässigerer Technik, zum anderen an verantwortungsbewussteren Nutzern, die sich um die Wartung und Pflege ihrer Heizung kümmern. Und natürlich an den immer milderen Wintern. „Vor zehn Jahren hatten wir noch eingefrorene Rohre“, erinnert er sich. „Das kam in letzter Zeit nicht mehr vor.“

Natürlich muss man sich an den Feiertagen einschränken, wenn man wie Gumbrecht einen 24-Stunden-Notdienst anbietet. Doch Josef Gumbrecht weiß seine Familie hinter sich. Sohn Tobias Gumbrecht ist selbst Heizungsbauermeister, man wechselt sich an den Feiertagen ab, so dass jeder einen Teil der Festtage genießen kann. Die Einsätze selbst hat Gumbrecht aber nie als Belastung empfunden: „Wenn man seinen Beruf liebt, macht man das gern“, sagt er. Für Gumbrecht ist der Notdienst ein Teil seiner Geschäftsphilosophie. „Ich will für meine Kunden auch nach der Installation einer Heizung da sein“, sagt er.

Natürlich hat die Einsatzbereitschaft an Sonn- und Feiertagen aber auch Grenzen. „Nach 21 Uhr rücke ich nicht mehr aus“, sagt Bruno Mönius, „es sei denn, es besteht Frostgefahr.“ Wissen die Kunden den Einsatz an den Feiertagen zu schätzen? Ja, können sowohl Mönius als auch Gumbrecht bestätigen. Fast immer gibt es ein Extra-Dankeschön, eine gute Flasche Wein zum Beispiel, eine Schachtel Pralinen.

Wer das beschauliche Fest ohne anhaltende Störung weiter genießen kann, zeigt sich erkenntlich und würdigt den Service am Kunden, der keineswegs selbstverständlich ist.

Mein Heizungsbauer wünscht mir und all seinen übrigen Kunden übrigens jedes Jahr per Weihnachtskarte geruhsame Festtage. Er weiß: Geht sein Wunsch nicht in Erfüllung, sind auch seine Weihnachtstage nicht mehr ruhig und besinnlich.

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