HEC im Playoff: Ihr stärkster Gegner sind sie selbst

23.2.2017, 19:02 Uhr
HEC im Playoff: Ihr stärkster Gegner sind sie selbst

© Thomas Hahn

Es gibt Fragen, die stellen sich nicht. Zum Beispiel, wer im Playoff-Viertelfinale um den Bayerischen Meistertitel der Favorit ist: die Höchstadt Alligators oder der TEV Miesbach? Natürlich glaubt jeder, dass sich der Oberligist HEC durchsetzen wird und dem Bayernligisten Miesbach nur die Rolle als Underdog bleibt. Aber genau das ist das Tückische: Nicht nur, weil in den Playoffs die Eishockey-Saison noch einmal von vorne losgeht. Nicht nur, weil Miesbach es den Höchstadtern mit einer dichten Abwehr schwer machen wird. Sondern auch, weil das Team mit so einem Druck erst einmal umgehen muss.

"Unser größter Gegner ist nicht Miesbach, sondern die Erwartungen", sagt Spielertrainer Daniel Jun. Die sind hoch, seit sich Höchstadt so souverän durch die Verzahnungsspiele geschlagen hat. Zehn Spiele, neun Siege, die einzige Niederlage nur nach Verlängerung. "Jeder denkt, dass wir durchmarschieren", warnt Jun: "Aber das ist nicht selbstverständlich."

Zumal den Alligators ihr bester Torjäger fehlt: Ales Kreuzer, dem allein in der Vorrunde 19 und insgesamt über 30 Treffer gelangen, fällt mit einem Innenbandriss im Knie aus. Schon seit Beginn der Verzahnungsrunde ist zudem Dan Heilman nicht mehr dabei, der nach Selb wechselte. "Das haben wir gut kompensiert", sagt Jun, den Wegfall ihres Torgaranten soll das Kollektiv auffangen: "Wir müssen zusammenrücken. Aber wir sind nicht die einzige Mannschaft, der eine Stütze wegfällt." Tatsächlich werden die Karten in den Playoffs ja auch deshalb regelmäßig neu gemischt, weil die Vereine zum Saisonende so viele Verletzte zu beklagen haben.

Bei Miesbach, dem Gegner ab dem heutigen Freitag (20 Uhr, Eisstadion am Kieferndorfer Weg) fallen gleich vier Spieler weg, der Kapitän Peter Kathan wird aus persönlichen Gründen wohl nicht dabei sein. Und beim letztjährigen Finalgegner Waldkraiburg haben sich mit Max Kaltenhauser und Martin Hagemeister gleich zwei absolute Leistungsträger mit Knochenbrüchen aus der Saison verabschiedet. Auf die "Löwen" kann der HEC allerdings frühestens im Finale treffen (siehe Grafik unten).

Verglichen damit haben die Alligators sogar Glück gehabt: Kapitän Daniel Sikorski wird nach seiner Grippeerkrankung gegen Miesbach zurückkehren, Verteidiger Markus Babinsky ist nach seiner Gehirnerschütterung zurück im Mannschaftstraining, wird aber wohl erst eine Woche später ins Spielgeschehen eingreifen.

Insofern hat Höchstadt in der Lotterie, die die Playoffs oft sind, doch sehr gute Gewinnchancen. Ein Vorteil: Jun kennt Miesbach noch aus der gemeinsamen Zeit in der Bayernliga, der TEV dagegen hat das neue Höchstadter Oberliga-Team um Tomas Rousek, Michal Petrak und Max Cejka noch nicht kennengelernt. Auch der Spielertrainer selbst hat mit der Konstanz von mehreren verletzungsfreien Wochen zur alten Form zurückgefunden. 18 Scorerpunkte glückten ihm in der Verzahnungsrunde. "Wir haben inzwischen zwei Reihen, die regelmäßig scoren", sagt Jun: "Das ist wichtig für die Bayernliga."

In die wollen die Alliagtors auf keinen Fall zurück. Gelingt es ihnen, Miesbach, die sich in der Gruppe B in die Playoffs gekämpft haben, in maximal fünf Spielen zu besiegen, steht der HEC weiter in der 3. Liga. "Das hat oberste Priorität", sagt Jun. Nachdem die Alligators knapp an den Oberliga-Playoffs gescheitert sind, wäre alles andere als der Klassenverbleib eine Riesenenttäuschung.

Das Ziel ist der Titel

Doch natürlich will der HEC mehr, da ist ja noch dieser Pokal, den im vergangenen Jahr Waldkraiburg nach einer äußerst engen Finalserie gegen Höchstadt in die Höhe hieven konnte. Die meisten Spieler, die damals nach Spielende enttäuscht aufs Eis sanken, sind heute noch dabei. Der Bayerische Meistertitel – wie er offiziell heißt – wäre die Krönung einer starken Saison. Aber vorher muss man eben Miesbach und die Erwartungen besiegen. Erst dann kann sich der HEC beruhigt der schönsten Zeit des Eishockey-Jahres widmen.

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