HEC: Viele Schultern, aber kein Kopf

24.6.2015, 18:13 Uhr
HEC: Viele Schultern, aber kein Kopf

© Foto: Helmut Hollfelder

Einstimmig beauftragten die Mitglieder die Gremien mit der Aufgabe, die Geschäfte des Vereins zu führen. Dabei war es fast schon kurios, weil von den „Beauftragten“ kaum einer bei der Versammlung in der Fortuna Kulturfabrik anwesend war. Finanzchef Christian Bessler weilte in Shanghai, Marketingleiter Matthias Weber in Hongkong und der Sportliche Leiter Jörg Schobert in der Slowakei.

Dieses Trio wurde in Abwesenheit gewählt, da passte es fast, dass sich auch Bürgermeister Gerald Brehm entschuldigt hatte. Immerhin ein Präsidiumsmitglied war da: der neue Jugendleiter Jörg Söhnlein, der die Nachfolge von Johannes Kunzelmann antrat, der sein Amt schon zu Beginn der vergangenen Saison niedergelegt hatte.

So wurde der Abend fast zur One-Man-Show eines Mannes, der eigentlich im Januar bei einer außerordentlichen Versammlung zurückgetreten war. Ex-Präsident und Vereinsgründer Axel Rogner leitete die Versammlung dennoch, als Vorsitzender des Verwaltungsrats „und, weil ich das ja schon öfter gemacht habe“.

Er hatte leichtes Spiel, denn viele strittige Punkte gab es nicht. Rogner: „Wir haben zur Zeit einen bestens funktionierenden Vorstand und eine erfolgreiche Mannschaft. Wir dürfen stolz sein.“

Wenn da nur nicht ein Damokles-Schwert über den Alligators schweben würde: Bekanntlich war die Steuerfahndung beim HEC, weil in der Ära des Präsidenten Herbert Dresel zahlreiche finanzielle Dinge liegengeblieben und Belege nicht mehr auffindbar waren. Wie lange die Untersuchungen noch dauern, konnte Rogner auch nach Rücksprache mit dem neuen Steuerberater des Vereins nicht abschätzen.

Doch man ist gewappnet für eventuell fällige Nachforderungen: Selbst eine mittlere fünfstellige Summe könne man stemmen, weil Sponsoren Geld in der Hinterhand bereit hielten. Auch im aktuellen Geschäftsjahr bewahrten Gönner den Eishockey-Bayernligisten vor Ungemach. 75 000 Euro werden derzeit als Darlehen in den Büchern geführt. Eigentlich handle es sich um eine Spende, aber weil der Verein derzeit wegen der Steuerfahndung nicht als gemeinnützig gelte, könne man sie nicht als solche verbuchen.

Insgesamt habe man die Finanzprobleme ganz gut in den Griff bekommen, so Rogner, der in seiner Interimszeit alle Belege selbst geprüft habe. Klar sei dennoch, dass man die Kosten, vor allem für die erste Mannschaft, reduzieren müsse. Die Rede war von 20 Prozent. Da habe man zuletzt für Wohnungen und Autos für die Spieler zu viel ausgegeben.

Im abgelaufenen, an die Sportsaison angepassten Geschäftsjahr (1. Juli 2014 bis 30. Juni 2015) betrugen die Ausgaben noch rund 455 000 Euro, wobei ein kleines Minus von fünf- bis zehntausend Euro entstehen dürfte.

Der Etat für die Runde 2015/16 wird mit Einnahmen in Höhe von 320 000 bis 420 000 Euro sowie Ausgaben in Höhe von rund 350 000 Euro geplant. Da hänge viel vom sportlichen Erfolg ab, wobei das Erreichen der Play-offs auf beiden Seiten ein Plus bedeute: mehr Zuschauereinnahmen, aber auch höhere Siegprämien.

Ins Risiko will der Verein angesichts der „Hängepartie“ in Sachen Steuern nicht gehen. So hat man schon Angebote für eine neue Sitzplatztribüne mit mehr Plätzen eingeholt, weil da definitiv Bedarf bestehe. Schon jetzt seien alle Sitze an Dauerkarteninhaber verkauft. Die neue Metallkonstruktion könnte man relativ schnell in wenigen Tagen aufbauen lassen (auch wenn sie natürlich erst einmal die amtlichen Genehmigungen bräuchte), doch sie koste zwischen 30 000 und 50 000 Euro. Vermutlich werde das ein Projekt für 2016.

Schon heuer wird sich dagegen einiges im Sanitärtrakt des altehrwürdigen Eisstadions am Kieferndorfer Weg tun: Die vom HEC und vom Lokalrivalen ESC sehnlichst gewünschte vierte Umkleidekabine soll bis Herbst fertig sein. Damit werde ein Engpass beseitigt. Ein anderer wird noch etwas anhalten: WC-Anlagen und Duschen werden erst im nächsten Jahr saniert.

Aufstieg ist ein Thema

Wichtig war es für den Verein auch, dass die Stadt wieder Sensoren unter dem Eisstadion anbringt. Damit lasse sich im Frühjahr überprüfen, ob das Stadion ohne Gefahr für die Technik noch genutzt werden kann. Zum Hintergrund: Unterm Eis und der Betonschicht, in der Ammonikrohre für die Kühlung verlegt sind, befindet sich eine 1,80 Meter dicke Kiesschicht. Diese bildet einen Puffer, denn täglich arbeitet sich der Permafrost einen Zentimeter tiefer vor. Erreicht dieser den Boden, der den Frost nicht so gut aufnimmt, könnte es sein, dass Schäden an Beton und Ammoniakrohren entstehen. In der abgelaufenen Saison hatte es Bedenken gegeben.

Für den neuen Teammanager Daniel Jun existenziell: „So lange wir Bayernliga spielen, kein Problem. Aber wollen wir aufsteigen, muss das Eisstadion einfach eine längere Betriebszeit als die bisher 180 Tage erhalten.“

Präsidium, Präsident:vakant; stv. Präsident (Finanzen): Christian Bessler; stv. Präsident: (Sport) Jörg Schobert; Marketingleiter: Matthias Weber, Jugendleiter: Jörg Söhnlein.

Schriftführer: Dominik Rogner; Pressesprecher: Martin Steinau; 1. Kassiererin: Anja Weber; 2. Kassiererin: Alena Rogner; 1. Spielleiter: Basti Grau; 2. Spielleiter: Rudi Nagengast; stv. Jugendleiter: Daniel Jun; Jugendwart: Peter Grau.

Marketing, Gruppe 1 (Marketing): Christian Götz; Gruppe 2 (Fans): Dominik Rogner, Andrea Dausch; Gruppe 3 (Events): Matthias Weber, Paulina Lettenmeier, Martin Müller, Ingo Sauer; Gruppe 4 (Öffentlichkeitsarbeit): Martin Steinau, Wolfgang Seeber, Stefan Hobner.

Basketball, Abteilungsleiter: Matthias Mader; 2. Abteilungsleiter: Rudi Rippel.

Verwaltungsrat, Vorsitz: Axel Rogner; Mitglieder: Gerald Fischer, Peter Feuerlein, Martin Schröder; 1. Kassenprüfer: Eddi Günter; 2. Kassenprüferin: Annemarie Nagengast.

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