Heftige Kritik: Schüler in Adelsdorf wollen eigene Busse

29.12.2018, 12:00 Uhr
Heftige Kritik: Schüler in Adelsdorf wollen eigene Busse

© Foto: Katrin Bayer

Der Sitzungssaal des Rathauses war gut voll geworden an diesem Nachmittag: Dort, wo sonst die Gemeinderäte über neue Kitas oder Straßensanierungen beraten, saßen Jungen und Mädchen aus der Gemeinde Adelsdorf, die tagtäglich mit dem Bus in die weiterführenden Schulen in Höchstadt, also Richtung Gymnasium, Realschule oder Mittelschule fahren. Auf den Zuschauerplätzen hatten sich Eltern niedergelassen. Ziel der Veranstaltung: "Wir hören immer von Problemen mit der Busanbindung, aber jetzt wollen wir auch mal die hören, die diese Busse nutzen", erklärte Bürgermeister Karsten Fischkal. An die Seite geholt hatte er sich dafür Hans Kuhn, den Jugendbeauftragten der Gemeinde, der auch Schulbus-Ansprechpartner am Höchstadter Gymnasium ist.

Mit Gesicht gegen Scheibe gedrückt

In Kleingruppen wurde erarbeitet, was es Gutes über das Bussystem zu sagen gibt (die Busse sind sauber, pünktlich und – für die Schüler ein wichtiger Pluspunkt – mit WLAN ausgestattet), was aber auch zu kritisieren ist und vor allem, welche Ideen die Jugendlichen haben, wie man die Missstände beheben könnte.

In teils drastischen Worten schilderten sie jedoch zuvor, wie es in den Bussen zwischen Adelsdorf und Höchstadt zugeht – und zwar: vor allem sehr beengt. Von Schülern, die in der Drängelei mit dem Gesicht gegen eine Scheibe gedrückt werden, ist da die Rede. Von Fünftklässlern, die sich in all dem Geschiebe nicht behaupten könnten und dann weinend am Boden liegen. Von Türen, die nicht mehr schließen, weil sich Schüler im Schwenkbereich aufhalten (die wiederum nach eigener Schilderung dann noch mehr zusammenrutschen müssen, damit der Bus losfahren kann).

Die Jugendlichen berichten darüber hinaus von Bussen, die an Haltestellen nicht mehr anhalten würden, weil sie bereits restlos überfüllt seien. Gymnasiasten erzählen dem Bürgermeister, dass sie mittags zur weiter entfernten Haltestelle an der Don-Bosco-Schule laufen, um dem Gedränge an der Schwedenschanze zu entgehen. Und ein kleines Mädchen berichtet von ihrer Taktik, als Letzte in den Bus einzusteigen, weil sie an der ersten Haltestelle schon wieder aussteigen müsse und sich sonst aus dem Inneren des Busses gar nicht mehr rechtzeitig zur Tür durchkämpfen könnte.

"Das, was ich da höre ist teilweise lebensgefährlich"

Besonders voll werde es übrigens freitags, wenn die Ganztagsschüler der Ritter-von-Spix-Schule ebenfalls bereits mittags (und somit gewissermaßen zusätzlich) die Busse benutzen.

Aber auch von nicht vorhandenen oder nicht eingeschalteten Klimaanlagen ist die Rede. Davon, dass sich die Jugendlichen hier mit Papierfächern behelfen würden.

"Das, was ich da höre, ist teilweise lebensgefährlich", schimpfte daraufhin eine sichtlich erschütterte Mutter einer Fünftklässlerin. "Verantwortungslos" sei es, solche Zustände zu dulden. Schützenhilfe bekam sie dabei von Tim Scheppe, dem Ortssprecher von Lauf, Weppersdorf und Wiesendorf: "Wir brauchen da noch im Januar eine Lösung, denn das sind unhaltbare Zustände", so Scheppe.

Busse sollen direkt in die Wohnorte fahren

Ergebnis des Workshops: Hauptproblem sei, dass die Schülerbeförderung über den normalen Linienverkehr abgewickelt werde. Schüler und Eltern wünschen sich stattdessen extra gekennzeichnete separate Schulbusse, die bei Schulschluss auf die Kinder und Jugendlichen warten und diese direkt in ihre Wohnorte fahren.

Denn es würde eben nur bedingt helfen, einfach zusätzliche Linienbusse einzusetzen, die womöglich noch früher als die bisherigen fahren: "Was bringt es mir denn, wenn ich dann einen Sitzplatz habe, aber dafür schon um 7 Uhr an der Schule bin?" brachte es eine Gymnasiastin auf den Punkt. "Wenn wir aber separate Schulbusse hätten, könnten wir ganz genau ausrechnen, wie groß beispielsweise der Bus für Aisch sein muss, damit alle reinpassen", so Fischkal. Diese "Sonderbusse" könnten auch besser an die Unterrichtszeiten angepasst fahren. Bislang seien etwa die Schüler aus Heppstädt bereits um 7.20 Uhr an der Schule, wie diese bei dem Workshop berichteten.

Die Ergebnisse des Treffens im Rathaus wollen Fischkal und einige Jugendliche Landrat Alexander Tritthart und dessen zuständigen Mitarbeitern im Landratsamt – denn verantwortlich für den Öffentlichen Personennahverkehr ist ja der Landkreis – vorstellen. Und noch einen Wunsch hatten die Anwesenden: Der Landrat solle selbst einmal zu Stoßzeiten in solch einem überfüllten Bus mitfahren.

Generell wollten die Workshop-Teilnehmer den ÖPNV aber nicht verteufeln. Bürgermeister Fischkal zum Beispiel merkte an, dass sich dieser sehr verbessert habe. "Alle 15 Minuten fährt ein Bus durch den Ort", hier habe sich wirklich sehr viel getan.

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