Heftiger Gegenwind für die Planer des Windparks

18.8.2015, 17:31 Uhr
Heftiger Gegenwind für die Planer des Windparks

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Im Juli 2014, als die Gemeinde und die seinerzeit projektierende N-Ergie an gleicher Stelle die Pläne vorstellten, war die Stimmung noch anders. Wohl auch, weil den Bürgern von beiden Seiten zugesichert wurde, dass ohne ihre Zustimmung nichts geschehen werde auf dem Gelände jenseits der Autobahn A 3.

Die N-Ergie hat sich mittlerweile aus dem Projekt verabschiedet, dafür ist die bereits an den Anlagen in Mühlhausen und Lonnerstadt aktive Wust –Wind & Sonne GmbH & Co. KG eingestiegen. Das Markt Erlbacher Projektierungsbüro plant drei sogenannte Bürgerwindanlagen, deren Rotoren sich auf 199 Metern Höhe drehen.

Gegner formieren sich

Nachdem der Wachenrother Gemeinderat am 16. Juli den Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplanes mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht hat, fühlten sich in Weingartsgreuth viele Bürger übergangen. Initiator Erich Weichlein machte gleich zu Beginn der Veranstaltung Schluss mit der Begriffsverwirrung in der Namensgebung: Er sei mittlerweile zum Gegner des Windparks geworden. Ein Großteil der Versammelten war das dem Eindruck nach ebenfalls.

Weder Bürgermeister Friedrich Gleitsmann noch ein Gemeinderat gingen auf die Kritik ein, die über zwei Stunden lang auf das Vorhaben und auf das Agieren im Rathaus niederprasselte. „Wir leben in einer Demokratie“, stellte Gleitsmann am Ende lapidar fest und gab sich erfreut über die vielfältigen Meinungsäußerungen. Kein Wort zu Weichleins Vorwurf, wonach die Zusage auf ein Mitspracherecht der Einheimischen nicht eingelöst worden sei.

Für potenzielle Investoren sieht Weichlein schwarz: „Unser Windpark ist von Anfang an auf Unwirtschaftlichkeit ausgelegt. Ich glaube, es ist auch in Lonnerstadt so“, meinte der Weingartsgreuther Gastronom. Keine zehn Jahre gibt er dem Vorhaben, dann drohe Pleite und Verkauf. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit reiche nicht aus und die Prognosen der Projektierer hätten sich nicht nur in Mühlhausen als viel zu optimistisch erwiesen. Sie seien um die 20 Prozent zu hoch angesetzt. Wie Wust & Co. zu diesen und den vielen anderen an diesem Abend gemachten Vorhaltungen steht, erfuhren die Versammelten nicht. Man habe die Projektierer nicht eingeladen, denn man habe sich ausschließlich an die einheimischen Bürger wenden wollen, sagte Weichlein den NN.

Trotzdem waren zahlreiche auswärtige Windkraftgegner, etwa aus der Würzburger Gegend, gekommen. Einige davon haben auch das Wort ergriffen. Erich Weichlein, der auch gegen den Ausbau der Rastanlage Steigerwald Sturm läuft, sieht allerlei Gefahren in der Windkraft: Infraschall, Brandgefahr, Eiswurf, Landschaftszerstörung und einige mehr. Speziell in Horbach und Weingartsgreuth könnte es Probleme bei der Ausweisung neuer Baugebiete geben.

Erste Vorboten?

Die häufigen Spannungsschwankungen, die wegen der Einspeisung von Wind und Sonnenkraft in den Netzen auftreten, werden vermehrt zu Blackouts führen, prophezeite der gelernte Koch. Erst kürzlich sei Weingartsgreuth kurz ohne Strom gewesen, was Weichlein als „Vorbote“ einer solchen Entwicklung deutete. Lorenz Dietsch, der Dritte Bürgermeister, hatte eine andere Erklärung: „Das war ein Bagger.“

Mit ihrem Gastreferenten waren die Veranstalter im Nachhinein nicht besonders glücklich, wie hinter vorgehaltener Hand eingeräumt wurde. Den Ausführungen von Johannes Waldmann war nicht leicht zu folgen. Nicht nur wegen der Tontechnik, sondern auch weil der einst im Kraftwerksbau tätige Ingenieur seine Zuhörer mit einer Flut von Diagrammen, Auflistungen und Statistiken überforderte.

Die Richtung aber war klar: Die deutsche Energiewende werde „katastrophale Folgen“ nach sich ziehen. „Die Umweltverträglichkeit (von Windkraft) ist natürlich in keiner Weise gegeben“, behauptete er und machte sich stattdessen für Braunkohle stark. „Nur Kohlekraftwerke schaffen es, dass wir überhaupt noch Licht haben“, war eine weitere These des 84-Jährigen. Neue Stromtrassen würden „überhaupt nicht gebraucht“, wie er selbst in einer Ausarbeitung für Horst Seehofer „bewiesen“ habe.

Solche und andere Standpunkte untermauerte der Referent wahlweise mit seiner eigenen Fachkenntnis oder mit Stellungnahmen „namhafter“ Experten. „Alles bewiesen und wissenschaftlich untermauert“, betonte Waldmann. Leider würden die Entscheider in der Politik heutzutage viel zu wenige „unabhängige Fachleute zu Rate ziehen“. Er selbst sei so einer und „absolut neutral“, habe „internationale Kontakte zu höchsten Stellen“, sein Rat sei gefragt. Gerade erst komme er von einer Konferenz mit Kraftwerkbetreibern wie der RWE.

Als Klaus Endres in seinen Ausführungen Widersprüche ausmachte und auf Forschungsprojekte für verbesserte Speicher hinwies, wurde Waldmann lauter. Mit letzteren würden „zig Millionen verbrannt“, hielt er dem Weingartsgreuther entgegen. Da würden „Sprüche geklopft“, seien „Betrüger“ am Werk und die beteiligten Wissenschaftler agierten unter politischem Druck. Solche Bestrebungen seien „Hirngespinste“. „Das ist kriminell, was die Politik hier macht“, wetterte der Schwabacher. Endres nannte dagegen Waldmanns Eintreten für Öl und Kohle „rückwärtsgewandt“.

Die Entwürfe für die Bauleitplanung liegen im Wachenrother Rathaus noch bis zum 15. September aus. Erich Weichlein rief im Namen der IG zu reger Beteiligung auf. Seine Mitstreiter verteilten vorformulierte Schreiben an die Versammelten. Mit einer großen Anzahl von Einwendungen könnte das Vorhaben noch gestoppt werden, so die Erwartung.

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