Heiter durch Besuch

3.3.2011, 15:07 Uhr
Heiter durch Besuch

© Jasmin Welker

„Besuchsdienste sind sehr sinnvoll. Die Leute bringen Zeit mit und können sich so ganz anders auf die Bewohner einlassen als die Pfleger“, sagt Martina Lehmann, Pflegedienstleiterin des Liebfrauenhauses.

In Herzogenaurach gibt es mehrere Besuchsdienste, die Ehrenamtliche zu alten und kranken Personen schicken. Die evangelisch-lutherische Gemeinde hat gleich zwei, die katholische Gemeinde und die Reha-Klinik haben auch einen.

Das Haus Martin koordiniert ebenfalls einen Besuchsdienst. Das Seniorenbüro bietet kurzzeitige Hausbesuche bei Problemen an. „Am Anfang konnte ich nicht mit den Demenzkranken umgehen. Aber man lernt es mit der Zeit. Man muss die Krankheit akzeptieren“, sagt Edith Roppel vom evangelischen Besuchskreis.

Seit 14 Jahren besucht sie alte Personen, die nicht mit ihr verwandt sind. Ihr Mann ist bereits verstorben, die Kinder sind aus dem Haus. Sie wollte sich einfach engagieren, als sie vor ein bisschen mehr als 14 Jahren nach Herzogenaurach gezogen ist. „Es macht mir einfach Freude, Leute von ihrem Alltag abzulenken und ich bekomme so viel von ihnen zurück.“

Edith Roppel lenkt das Gespräch auf das Thema „Frühling“. Auf einmal blüht Elisabeth Pfeiffer auf, breitet ihre Arme aus, mit einem Lachen auf dem Gesicht zitiert sie: „Frühling lässt sein blaues Band, wieder flattern durch die Lüfte; Süße wohlbekannte Düfte, streifen ahnungsvoll das Land.“ Edith Roppel sitzt daneben und erinnert sie: „Das haben Sie doch in der Schule gelernt.“

Jeder der vier Heimbewohner, die Edith Roppel besucht, hat andere Bedürfnisse. Mit einigen singt sie, mit anderen geht sie spazieren, spielt Würfelspiele oder hört einfach nur zu. „Es dauert seine Zeit, bis man seine Leute kennt, aber dann weiß man, was sie brauchen.“

Wichtige Gesprächsrunden

Wenn ein Mitglied des evangelischen Besuchskreises überfordert ist, hilft Leiterin Katharina Fuss soweit wie möglich. Besonders wichtig sind ihr die Gesprächsrunden, zu denen sich die sieben Mitglieder des Besuchskreises zirka einmal im Monat treffen. Auch versucht sie, einmal im Jahr über das evangelische Bildungswerk Schulungen anzubieten.

Ein gerahmtes Foto von ihrem 90. Geburtstag liegt auf dem Tisch von Elisabeth Pfeiffer. Sie hat sich darüber gebeugt und deutet auf ihre Familie. „Jetzt hab‘ ich Kinder, aber keins ist in der Nähe“, sagt sie zu Edith Roppel.

Schätzungen von Pflegedienstleiterin Martina Lehmann zufolge haben vielleicht ein Dutzend der 102 Altenheimbewohner des Liebfrauenhauses keine Angehörigen oder zumindest keine in der Umgebung.

Im Haus Martin sind es laut Direktor Bodo Steinheimmer wohl rund 20 bis 30 Prozent, die wenig Besuch bekommen. Besuche laufen oft über Netzwerke, weiß Doris Welker, Vorsitzende des Sozialausschusses der Pfarrei St. Magdalena. Die Leute würden beispielsweise den ehemaligen Nachbarn oder die Freundin von der schon verstorbenen Mutter besuchen.

„Jeder der zusätzlich zu den Verwandten noch reinkommt, ist für die Bewohner eine Abwechslung“, sagt Pflegedienstleiterin Martina Lehmann. Das sieht Katharina Fuss vom evangelischen Besuchskreis ähnlich: „Es gibt einfach Dinge, die man lieber mit anderen Personen als der Familie bespricht.“

Es ist Abendessenszeit. Elisabeth Pfeiffer umschließt die Hand von Edith Roppel mit ihren Händen und bedankt sich: „Sie haben mich sehr aufgeheitert.“

Der Besuchskreis der evangelisch-lutherischen Kirche sucht neue Leute, die regelmäßig Bewohner des Liebfrauenhauses besuchen. Interessenten können sich unter Tel. (09132) 4127 bei Katharina Fuss melden.