Heiteres und Bitterböses in Höchstadt

12.11.2018, 11:56 Uhr
Heiteres und Bitterböses in Höchstadt

© Foto: Andrea Lachmuth

Wie sieht die katholische Kirche im Jahr 2030 aus? Welche Sorgen und Nöte bewegen Pfarrer, Gläubige und die vielen Ehrenamtlichen, die das Gemeindeleben im Alltag tragen, aber auch ertragen müssen? Mit der besorgten, aber auch kritischen Frage "Geht’s noch?" sangen, meckerten und tranken sich die sieben Cherubim, die sich als irdische Engelswesen sehen, durch Priestermangel, Kirchenaustritte, Homosexualität und Zölibat. Jedem Kirchenthema, das Gläubige bewegt, wurde der Spiegel vorgehalten. Die Missbrauchsstudie mit beschämenden Zahlen liegt vor: "Wir warten auf Konsequenzen. Weg mit dem klerikalen Gehabe", forderten die Cherubim auf der Bühne.

Auf die Frage "War jemandem schon mal zum Heulen zumute, wenn er an die katholische Kirche gedacht hat?" hoben sich fast alle Hände im voll besetzten Saal der Kulturfabrik. Zum Trost gab es im Werbeblock "Geht’s noch?"-Taschentücher zum Schnäuzen für frustrierte Gläubige.

In vielen einzelnen Episoden beleuchteten die Laienschauspieler das Gemeindeleben im Alltag. Wer löst die Sorgen des Pfarrers, der mit Burn-out und Überlastung zu kämpfen hat? "Der Pfarrbrief ist mein Hobby. Seniorenkaffee kochen und Kommuniongruppen leiten auch", benannten die Schauspieler mit witzigen Texten und schwungvollen Pointen die Höhen und Tiefen im Glaubensleben. Beim Seidla Bier am Stammtisch stellte sich dann auch den Ehrenamtlichen die Frage, ob der Krug halbvoll oder schon halbleer ist. "Alle profitieren vom Christentum, ohne dass sie glauben müssen", kritisierten sie die vielen Kirchenaustritte. Alleine Bayern habe 13 katholische Feiertage, zählten die Cherubim auf und der Vorschlag, dass jene, die nicht glauben, an den Feiertagen arbeiten sollten, lag provozierend auf dem Tisch.

Sehr pointiert, prägnant und facettenreich deckte das Laienspielerensemble das Schmerzhafte auf, ohne unter die Gürtellinie zu gehen. Ein heiterer, aber auch ernster, manchmal bitterböser Kabarettabend wurde dem begeisterten Publikum geboten, unter dem auch viele Mitglieder des Kolpingwerks waren. Keine Frage, die katholische Kirche ist in Existenznot: "Sag mir wo die Gläubigen sind, wo sind sie geblieben?", sangen die himmlischen Kabarettisten mit Blick auf das Pastoral der Zukunft. Auch die Wahrsagerin konnte am Abend die Frage nach der Zukunft der Kirche im Jahr 2030 in ihrer Glaskugel nicht vorhersehen. "So ein Wahnsinn, warum geht ihr durch die Hölle? Ihr sollt euch endlich bewegen, sonst gehen die Lichter aus, sonst ist Schluss", appellierten die Cherubim gemeinsam mit den begeisterten Gästen im Abschlusslied. Ein gelungener Abend mit dem Gastgeber, der Kolpingsfamilie Höchstadt, die mit ihren ehrenamtlichen Mitgliedern das Gemeindebild und das soziale Netzwerk der Menschen vor Ort prägt.

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