Hemhofen: Senioren machen sich "fit im Auto"

8.11.2017, 13:00 Uhr
Hemhofen: Senioren machen sich

Es quietscht. Peter Kawan geht voll in die Eisen. Das Bremspedal vibriert, weil das Anti-Blockier-System (ABS) anspringt. "Ja, so ist es richtig", lobt Fahrlehrer Peter Fischer den 77-jährigen Fahrer. Kawan macht sich gerade "Fit im Auto": Er übt beim Fahrsicherheitstraining für Senioren die Gefahrenbremsung.

"Das macht man so selten, dass sich viele erschrecken, wenn das ABS anspringt, und dann den Fuß vom Bremspedal nehmen", sagt Peter Fischer. Genau aus Gründen wie diesem bietet die Gebietsverkehrswacht Höchstadt das praktische Training an, das gerade auf dem Bauhof-Gelände in Hemhofen läuft. Zwölf Teilnehmer im Alter zwischen 64 und 86 Jahren üben knapp fünf Stunden lang Ausweichen, Bremsen, Einparken und Co. — auf dem Parkplatz und im fließenden Verkehr. Ein Teil der Gruppe ist mit zwei weiteren Fahrlehrern der Fahrschule Heike Striegel aus Höchstadt auf der Straße unterwegs und bekommt Tipps und Tricks gleich am Lenkrad serviert.

"Es geht teils schon los mit der Sitzposition – die lässt sich oft ganz leicht noch optimaler einstellen, sodass die Teilnehmer zum Beispiel beim Einparken besser den Bordstein sehen können", sagt Siegfried Nürnberger von der Gebietsverkehrswacht Höchstadt. Er ist froh, dass im heutigen Kurs mit acht Teilnehmerinnen "die volle Frauenpower" am Start ist. Viele Seniorinnen sitzen nämlich jahrelang nicht hinter dem Lenkrad. Wenn der Mann dann plötzlich nicht mehr fit genug ist oder verstirbt, fehlt ihnen die Sicherheit im Straßenverkehr. "Ich finde es toll, dass sie dann kommen."

Viele Senioren stehen dem Kursangebot "Fit im Auto" nämlich noch skeptisch gegenüber. Sie befürchten geheime Tests, Prüfsituationen und am Ende sogar den Verlust des Führerscheins. "Darum geht es hier überhaupt nicht", betont Nürnberger. "Es geht ums Üben – hier blamiert sich auch keiner."

Andere wiederum sind überzeugt, dass sie nach wie vor sehr sicher Auto fahren. Peter Kawan zum Beispiel.

"Wenn die Autobahn frei ist, fahre ich auch ganz gerne mal noch 220", sagt der 77-Jährige, der vor allem teilnimmt, um "Spaß" zu haben. "In Niedersachsen läuft es wie die Seuche", sagt Siegfried Nürnberger scherzhaft. Mehr als 1000 Teilnehmer gibt es dort im Jahr.

Aber auch er lernt neu dazu – mit quietschenden Reifen bei der Gefahrenbremsung.

Der Kurs "Fit im Auto" kostet 35 Euro. Anmeldung bei der Gebietsverkehrswacht Höchstadt, Siegfried Nürnberger,  (0 91 93) 72 32, s.nuernberger@t-online.de

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