Hemhofener hilft den Erdbeben-Opfern in Nepal

15.9.2015, 14:00 Uhr
Hemhofener hilft den Erdbeben-Opfern in Nepal

© dpa

Noch führt der Fluss zu viel Wasser. Erst in den nächsten Tagen wird es möglich sein, mit dem Jeep nach Lurpung zu kommen. Von diesem zentralen Ort im Disktrikt Karve aus führen Fußpfade in 15 Bergdörfer, in deren Häuser kein Mensch mehr leben kann. Sie liegen abseits aller Touristen-Pfade.

Christoph Volkmar hat Bilder gesehen, die nach dem ersten Erdbeben im April entstanden sind. Überall liegen Trümmer, riesige Risse prangen in den Wänden, die noch stehen. „Die Schäden werden jetzt noch größer sein“, meint der Hemhofener, denn das Epi-Zentrum des zweiten Bebens lag noch näher als das erste. Fotos gibt es seither keine mehr.

Die Bewohner von 1200 Haushalten leben derzeit in Zelten am Rande der Dörfer. „Sie trauen sich auch gar nicht mehr in ihre Häuser“, sagt Volkmar. Für ein sicheres Dach über dem Kopf sind sie auf externe Hilfe angewiesen.

Erdbebensicher

Die Nepal-Hilfe Biberach, die als einzige Unterstützung für die Menschen vor Ort seit 20 Jahren präsent ist, stuft die Lage als extrem kritisch ein. Die Organisation kümmert sich aktiv um die Reparatur der zerstörten Gebäude und um einen erdbebensicheren Neubau. Dabei fließen traditionelle und westliche Erfahrungswerte in die regionalen Baumethoden mit ein.

Und hier kommt Christoph Volkmar ins Spiel. Seit drei Jahren ist der 70-Jährige Mitglied der Regionalgruppe Nürnberg in der Hilfsorganistian „Ingenieure ohne Grenzen“. Beide Organisationen arbeiten seit 2014 bei einem Wasserprojekt in Lurpung zusammen, das durch die Erdbeben ein abruptes Ende gefunden hat. Die Kooperation und das technische Wissen der Ingenieure gilt es nun für Nothilfe und Wiederaufbau zu nutzen.

Volkmar ist Architekt und Bauingenieur. Mit ihm reisen Roland Suhr, ein Statiker aus Nürnberg, sowie ein IT-Student, der als Volontär die Nepal-Hilfe Biberbach unterstützt. Eine Projektgruppe, bestehend aus insgesamt sieben Engagierten, hat in den vergangenen vier Wochen die Erkundungsreise intensiv geplant. Die drei Männer sollen sich in zwei Wochen vor Ort einen Überblick verschaffen über die Schäden, Kontakte knüpfen und Überzeugungsarbeit leisten. „Das Wissen, wie man erdbebensicher baut, ist in Nepal vorhanden“, sagt Volkmar. Er möchte es den Dorfältesten vermitteln und die Grundlagen dafür legen, dass nach der Monsunzeit im November oder Dezember mit der Sanierung der Häuser und dem Wiederaufbau begonnen werden kann.

Projekt der TH Nürnberg

Die Fachleute wollen dabei die handwerklichen Arbeitsmethoden vermitteln und die Bevölkerung praktisch anleiten, ihre Häuser — zum großen Teil aus den Lehmsteinen der alten Häuser — wieder aufzubauen. „Die Bewohner müssen das selber können — das ist ganz wichtig“, betont Volkmar.

Die Gruppe aus Deutschland trifft in Kathmandu auf den Einheimischen Nierhoj Lama. Der Kontaktmann der Nepalhilfe-Biberach begletiet sie auf der Erkundungstour, die sehr genau dokumentiert wird und die Grundlage bildet für weitere Hilfen. Die Ingenieure ohne Grenzen arbeiten dafür unter anderem auch zusammen mit der TH Nürnberg, die bald einen Masterstudiengang für Wiederaufbau anbietet und Studenten in die Region entsenden wird. Damit die Bewohner bald alle wieder ein Dach über dem Kopf haben und die Kinder in die Schule gehen können. CLAUDIA FREILINGER

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann spenden an: Ingenieure ohne Grenzen, Verwendungszweck: Nepal Wiederaufbauhilfe, Projektkennung NPL-IOG12, IBAN: DE 89 5335 0000 1030 3333 37, BIC: HELADEF1MAR, Sparkasse Marburg Biedenkopf

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