Hemhofener steckt Liebe in Bahnhof

21.8.2015, 15:40 Uhr
Hemhofener steckt Liebe in Bahnhof

Die Bahnlinie von Frensdorf nach Schlüsselfeld wurde um 1900 eröffnet, erzählt Wolfgang Schürmann aus Mühlhausen, Sprecher der Interessensgemeinschaft Oberfränkische Steigerwaldbahn, „und da sah man schon auf Bildern den Rohbau dieses Bahnhofes stehen“. Als im Mai 1977 der Personenverkehr auf der Schiene in die Steigerwaldstadt eingestellt wurde, begann der Verfall des imposanten Gebäudes, obwohl es eigentlich noch bis Mitte 2002 als Mietwohnung und als Lagerhaus genutzt wurde.

Die Schienen vor dem markanten Haus, im dem heute noch der Fahrkartenschalter und die Stellwerkselektrik zu erkennen sind, werden bis heute gebraucht, denn der Güterverkehr hin zur Firma Schwarz läuft noch. Tonnenweise müsste ansonsten der von dieser Firma benötigte Stahl durch das historische Städtchen mit Lkw transportiert werden.

Der Bahnhof selbst ging in den 1980er Jahren an die Agrarhandels-Familie Leicht. Die angedachte Nutzung, so Schürmann, stellte sich aber auch mit dem neuen Besitzer nicht ein. Der Verfall des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes, in dem die Bahnfreunde ein kleines Vereinszimmer eingerichtet haben, ging weiter. Solange, bis das Mitglied der IG Steigerwaldbahn, Diplom-Ingenieur Frank Krutemeier, das Potenzial der Immobilie erkannte und den Bahnhof mit dem dazugehörigen 1100 Quadratmeter großen Gelände erwarb.

Das war im vergangenen Jahr. Dann war erst mal Substanzsicherung angesagt, meinte Krutemeier bei einem Ortstermin am Mittwoch. Das Dach wurde inzwischen notdürftig abgedichtet, Löcher geflickt. „Das ist ein wunderschönes Gebäude, das es zu erhalten gilt“, sagt Krutemeier. Er hat sich die Kaufentscheidung nicht leicht gemacht. „Vielmehr habe ich darüber fast ein Jahr lang sinniert“, so der Investor.

Kein Wunder, denn der Bahnhof muss in den nächsten Jahren quasi teilentkernt werden. Kanal- und Wasserrohre sind schon erneuert, die Keller- und Grundsicherung (inklusive Drainage) ebenfalls. Krutemeier, seine Planer und Architekten, die stets in enger Absprache mit dem Denkmalschutz agieren, werden sich mit der Sanierung sicher die nächsten sechs Jahre herumplagen müssen.

Im Erdgeschoss sollen Büros entstehen, im Obergeschoss zwei Wohnungen. „Der Bahnhof war schon immer bewohnt“, sagt Krutemeier. Der Bahnhofsvorsteher hatte einst sein Domizil im Obergeschoss, in dem aktuell der Putz von den Wänden fällt und die Holzdecke keinen vertrauenswürdigen Eindruck hinterlässt.

Ist der alte Bahnhof einmal mit einem geschätzten Investitionsaufwand in Höhe von rund einer halben Million Euro hergerichtet, dann könnte sich auch ein Plätzchen für den 22 Mitglieder zählenden Verein Steigerwaldbahn finden, meint Krutemeier.

Zunächst wird sukzessive saniert, ab Frühjahr 2016 will der Hemhofener das Dach komplett erneuern — wieder mit Schiefer. Ebenso will Krutemeier typische Kleinigkeiten eines Bahnhofes erhalten, und die alte Holztreppe hoch ins Obergeschoss.

Schlüsselfelds Bürgermeister Johannes Krapp ist ohnehin begeistert, denn die Stadt selbst hätte nicht als Investor auftreten können. „Wir sind sehr froh über das Engagement von Frank Krutemeier, schließlich ist der Bahnhof ein sehr markantes Gebäude“, so Krapp.

 

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