Hermannstädters Rücktritt ist ein Schock

29.3.2015, 14:53 Uhr
Hermannstädters Rücktritt ist ein Schock

© Foto: Stefan Hippel

Dazu bewogen habe ihn nach eigenem Bekunden nicht nur die Hilflosigkeit rund um die Spielabsage am Sonntag zuvor gegen ESV Regensburg II („ich musste noch nie in meinen vielen Trainerjahren ein Pflichtspiel wegen Personalmangels abgeben“) sowie der blutleere Auftritt in der Noris.

Vielmehr erreichte ihn in diesen Tagen das Angebot aus Regensburg in der nächsten Saison das höherklassige Regionalliga-Team des ESV zu trainieren: „Ich freue mich auf eine Aufgabe in einem Verein, in dem Handball generell und speziell der Frauenhandball einen angemessenen Stellenwert sowohl im Verein als auch Umfeld hat und professionell betrieben wird.“

Hermannstädters Rücktritt ist ein Schock

© Foto: Wolfgang Zink

Während die schwer verletzte Mannschaftsführerin Kathrin Kräck (Achillessehnen-Riss) die Entscheidung spürbar beutelte („damit hatte ich wirklich nicht gerechnet“), wollte Abteilungsleiterin Christine Odemer diesen herben Verlust noch nicht kommentieren, da man sich am Montag mit den betroffenen Protagonisten zu einer Aussprache trifft.

Halbherzig bei der Sache

Das Spiel in Nürnberg gab aber nach anfänglich zehn Minuten Engagement seitens der Gäste bald deutlich zu erkennen, wie halbherzig man sich den aufopfernd gegen den Abstieg kämpfenden Nürnbergerinnen entgegenstellte. Mit einer auf Dodan vorgezogenen 5:1-Abwehr nahmen die Gastgeberinnen der mit Abstand stärkeren rechten Angriffsseite der TSH die Effektivität. Statt aber ihre kompletteste Akteurin nun ins Spiel strukturiert einzubinden um auf diese Art das gegnerische Konzept zu konterkarieren, versuchten die Mitspielerinnen neuerlich ihr Heil mit meist untauglichen Individualaktionen.

Was heuer fast regelmäßig auffiel, so zuletzt auch gegen Haunstetten II, ist die mangelnde Bereitschaft, Dodan aus der Pressdeckung zu lösen. Was dies bringt, zeigen unzählige andere Mannschaften Woche für Woche, und auch die TSH wurde von ihrem Coach darauf öfter gezielt vorbereitet. Dies ist sicherlich etwas kompliziert, da derartige Spielabläufe schon alle Akteure auf dem Spielfeld kennen müssen, sie aber selten komplett trainieren.

Wenn man aber nur geringe Wurfkraft aus dem Rückraum aufbietet, wäre es naheliegend, die gefährliche Dodan wenigstens jeden dritten Angriff einzubinden. Dies würde die Gegner zum Umdenken zwingen – und schon öffnen sich auch wieder Räume für die Mitspielerinnen.

In Nürnberg aber kamen Bestle, Egle, Antos oder auch Köbberling (sie als auch List halfen neuerlich aus) gegen die wacker kämpfenden Gastgeberinnen zu keinerlei geordneten Aktionen, während man zunehmend den Abwehrverband „auflöste“. Hier wurden mit gebremster Beinarbeit die Räume zwischen den jeweiligen Akteuren derart geöffnet, dass dadurch die Gegenspielerinnen regelrecht zum Scheibenschießen eingeladen wurden.

Dass Janka Kräck sieben Minuten vor Halbzeit von den insgesamt guten Schiedsrichtern eine Rote Karte bekam, war zwar angesichts der Personalsituation zusätzlich belastend, wurde aber 15 Minuten später durch eine Rote Karte gegen eine Nürnbergerin ausgeglichen. Mit bis zu zehn Toren Unterschied hechelte man dem Abstiegskandidaten nach der Pause hinterher, eine deutliche „Antwort“ auf die Spielabsage der TSH beim ebenfalls gegen den Abstieg kämpfenden ESV Regensburg II.

„Der Unterschied war dass der Gegner 60 Minuten lang gewinnen wollte“, so der enttäuschte Hermannstädter, dessen Team neuerlich vier von acht Siebenmetern vergab. Der Coach: „Wir wollten uns eigentlich würdig aus der Saison verabschieden, doch die letzten vier Spiele kann man nur mit Einsatz bestehen, und da muss ich nach diesem Auftritt schon etwas anderes erwarten. Die Mädels brauchen wohl etwas Neues. Umgekehrt musste ich viel zu oft so handeln, wie sie mit mir verhandelten.“

 

TSH: Müller; J. Kräck 1, Stephan 5, Egle 3/3, List 2, Bestle 1, Dodan 2, Antos 4/1, Köbberling 1.

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