Herzo: Klärschlamm bald frisch gequirlt

28.2.2017, 06:00 Uhr
Herzo:  Klärschlamm bald frisch gequirlt

© Ulrich Schuster

Die Gasausbeute ist der Hauptgrund für den Austausch des Faulturmrührwerks. Doch das neue Rührwerk hat noch einen zweiten Vorteil – es hat nämlich einen schwächeren Motor und braucht deshalb selbst weniger Strom. "Das ist also doppelt energie-effizient und somit doppelt sinnvoll", so Hacker.

Über den "Neuzugang", gebaut von der Firma Sulzer aus Bonn, freut sich besonders der Leiter der Kläranlage, Oliver Kulhanek. Silbern glänzend liegt das neue Rührwerk da und wartet auf seinen Zusammen- und Einbau. 17 Meter lang wird es sein, bestückt mit den Rührwerkflügeln. Es wird den Klärschlamm komplett durchrühren. Nicht wie das alte Rührwerk, das in einem Führungsrohr positioniert war. Hier wurde der Schlamm von unten nach oben gesaugt, gequirlt und oben ausgeworfen. Und noch eine erfreuliche Neuerung: Es gibt jetzt einen vorgeschalteten Zerkleinerer. "Damit wollen wir das Problem mit der Zopfbildung in Griff kriegen", sagt Kulhanek. Diese "Zöpfe" entstehen durch Haare und andere Feststoffe, die normalerweise nicht in die Toilette gehören, wie zum Beispiel Ohrenstäbchen oder Damenbinden. All das verknäult sich zu "Zöpfen", die immer größer werden und die Funktion des Faulturms erheblich beeinträchtigen.

Taucher im Einsatz

Bisher war es deshalb nötig, dass regelmäßig alle zwei Monate die sogenannte Schwimmschlammdecke, die ebenfalls durch die "Zöpfe" verursacht wird, vom Kläranlagen-Personal beseitigt wurde. Zudem mussten alle sieben Jahre Taucher zum Einsatz kommen, die die "Zöpfe" beseitigen. All das fällt mit dem neuen Rührwerk nun weg.

Der Faulschlamm in dem hohen Faulturm wird auf 38 bis 40 Grad Celsius gebracht und stetig gerührt. "Das braucht der Schlamm, damit er aktiv ist", erklärt Oliver Kulhanek. Durch das Ausfaulen entstünden nämlich Faulgase wie Methan, das zur Stromerzeugung genutzt werde.

Logisch also: Das 19 Jahre alte Rührwerk arbeitete nicht mehr zufriedenstellend, die Gasausbeute war geringer, es musste Strom zugekauft werden. Auch die Trockensubstanz, die nach dem Abfaulen nach etwa 24 Tagen übrig bleibt, war bisher natürlich mehr, was wiederum höhere Entsorgungskosten verursachte. Diese Substanz nämlich wird zu einem Kraftwerk in Sachsen transportiert und dort verbrannt.

Für den Austausch des Rührwerks musste der Faulturm komplett geleert werden. 1800 Kubikmeter Schlamm sind nun in zwei Schlammstapelbehältern zwischengelagert. "Die werden dann wieder in den Turm gepumpt", so Kulhanek. Der normale Betrieb der Kläranlage werde übrigens die ganze Zeit aufrechterhalten.

Im Inneren des geleerten Faulturms hat die Firma Maier ein Gerüst aufgestellt. Das war nötig, weil vom alten Führungsrohr erst die Rührwerk-Flügel entfernt werden mussten, bevor das Rohr herausgezogen werden konnte. Das alte Rührwerk inklusive Rohr wird entsorgt. Auch für die Montage des neuen Rührwerks ist das Gerüst nötig. Die Einzelteile werden nämlich direkt im Faulturm montiert.

Gekostet hat das neue Faulturmrührwerk inklusive Gerüststellung und Absaugung 119 000 Euro. Eingespart werden jedoch in sieben Jahren rund 198 000 Euro. Das neue Rührwerk wird sich also schnell amortisiert haben.

 

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