Agrarstruktur ist durch die Südumgehung in Gefahr

10.10.2017, 07:00 Uhr
Agrarstruktur ist durch die Südumgehung in Gefahr

© Rüdiger Leverenz

Diese Etappe führte am Sonntag von der Kreuzung der geplanten Südumfahrung mit der Obermichelbacher Straße durch die landwirtschaftlich genutzten Gebiete im Süden von Niederndorf, durch das Naturschutzgebiet, am Biotop des Bund Naturschutz vorbei bis zur geplanten Kreuzung mit der Vacher Straße.

Mehr als 60 Personen nahmen die Gelegenheit wahr, sich vor Ort über den geplanten Trassenverlauf zu informieren. Die Bürgerinitiative mit Christian von Reitzenstein und Horst Eisenack an der Spitze hatte sich sehr viel Mühe gegeben, den geplanten Trassenverlauf und den damit verbunden Landschaftsverbrauch mit Flatterbändern sichtbar zu machen.

Von Reitzenstein führte aus, dass in Bayern täglich die Fläche von 16 Fußballfeldern zusätzlich versiegelt wird. Er forderte einen stärkeren Ausbau des Schienenverkehrs, anstatt die vorhandenen Verkehrsprobleme mit dem Bau von immer mehr Straßen lösen zu wollen. Dabei seien nach seiner Meinung mögliche Alternativen bei weitem nicht ausreichend untersucht worden. Deshalb sollte die Aurachtalbahn als schienengebundener Verkehr weiter im Gespräch bleiben, denn sie stellt die kürzeste Verbindung nach Erlangen dar und könnte direkt bis vor das Haupttor der Schaeffler AG führen, so Reitzenstein weiter.

Für den enormen Landschaftsverbrauch im Süden der Stadt seien zwar Ausgleichsflächen vorzusehen, die befänden sich aber im Landkreis Ansbach. Dahin könnten die Herzogenauracher dann fahren, wenn sie Erholung in der Natur suchen, bemerkte er.

Richard Merkner, Landesbeauftragter des BN, machte den Gegnern des Projektes Mut. Der Verband habe schon mehrfach erfolgreich gegen derartige Monstertrassen gekämpft, sagte er. Es sei eine Fehleinschätzung zu glauben, dass Umgehungsstraßen nachhaltig Verkehrsprobleme lösen könnten. Das glaubt man nur noch im ländlichen Raum und in kleineren Städten, behauptete er.

Mergner sieht die Firma Schaeffler in der Pflicht, seine Mitarbeiter zu einem Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu motivieren, über Alternativen nachzudenken und sie zu unterstützen.

Stattdessen würden den Mitarbeitern immer mehr kostenfreie Parkplätze zur Verfügung gestellt, die zu einer weiteren Versiegelung der Landschaft führen. Das alles geschehe, obwohl sich die Firma im Marketing mit ökologischen Produktionsprozessen brüste, die Kosten und die Folgen des Verkehrs, den sie mit verursache, aber allein der Allgemeinheit aufbürde, kritisierte er.

Aus dem Kreis der Anwohner im Süden Niederndorfs waren noch andere Bedenken zu hören. Schon heute, so einer der Teilnehmer an der Veranstaltung, könne man die Fahrzeuge auf der Obermichelbacher Straße hören, bis sie über die Kuppe den Landkreis Fürth erreicht haben. Mit einer ebenerdigen Querung der Obermichelbacher Straße mit Ampelregelung werde die Lärmbelästigung durch ständige Abbrems- und Beschleunigungsvorgänge erheblich steigen, befürchtete er. Lärmschutzmaßnahmen für die Anwohner seien aber in der derzeitigen Planung nicht vorgesehen.

Auch die erwartete Entlastung der Ortsdurchfahrt Niederndorf lässt, trotz der angedachten Tempo-30-Regelung, falls überhaupt durchsetzbar, Zweifel offen. Werden Mitarbeiter der Firmen Puma und adidas aus dem Landkreis Fürth nicht weiterhin den kürzeren Weg über die Peter-Fleischmann-Straße in den Norden der Stadt nutzen? Die Entlastung dieser Straßen durch den Verkehr zur Firma Schaeffler könnte diese Verbindung sogar noch viel attraktiver machen als bisher, so die Sorgen der Anwohner.

Während der Trassenbegehung wies Horst Eisenack an verschiedenen Stellen auf die erheblichen Eingriffe in das Naturschutzgebiet hin. Die Höhe des geplanten Brückenbauwerks über den Taleinschnitt in Nähe des Biotops und der dazugehörigen Dämme hatte die Bürgerinitiative eindrucksvoll mit einer gespannten Leine veranschaulicht. Dabei kritisierte Eisenack besonders die geplante Entwässerung der Brücke, die in der Winterzeit die Streusalzbelastung im Talgrund stark erhöhen wird. Dort ansässige, seltene Tiere, insbesondere der Kammmolch, werden darunter stark leiden, zeigte er sich besorgt.

Die Zerschneidung der Agrarflächen macht den Bauern große Sorgen. Die Äcker werden in Teilflächen zerteilt, die eine landwirtschaftliche Nutzung unrentabel machen würden, erklärte der Niederndorfer Ortsobmann Walter Winkelmann. Hinzu komme die Unterbrechung der Feldwege, die eine Zufahrt zu ihren Äckern nach heutiger Planung an einigen Stellen unmöglich machten oder noch tiefere Einschnitte in die Landschaft nötig machen würden. So könnte dieses Projekt maßgeblich zur Zerstörung der kleinbäuerlichen Struktur in der Niederndorfer Flur beitragen, wie Christian von Reitzenstein bereits zu Beginn der Veranstaltung befürchtete.

> Etappe 3 zum Nachlesen: Von Hauptendorf nach Obermichelbach

> Etappe 2 zum Nachlesen: Rund um Hauptendorf

> Etappe 1 zum Nachlesen: Vom Schaeffler Osttor auf die Anhöhe

 

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