Herzogenaurach: Bei Puma für 68.000 Euro "eingekauft"

17.10.2017, 15:01 Uhr
Herzogenaurach: Bei Puma für 68.000 Euro

© Foto: Rödel

Sichtlich geknickt sitzt der Fürther auf der Anklagebank. Mehrfach betont er: "Ich schäme mich in Grund und Boden."

Der 35-Jährige war bei der Sportartikelfirma Puma in Herzogenaurach beschäftigt. Dort war er in der IT-Abteilung im Einkauf tätig. Doch dabei gingen offensichtlich die Pferde mit ihm durch: Zwischen Oktober 2014 und September 2016 bestellte der Angeklagte immer wieder Waren, die er zwar von Puma bezahlen ließ, dann aber mit nach Hause nahm, um sie entweder zu behalten oder auf einer Internetplattform zu verkaufen. Insgesamt 43 Fälle listet die Staatsanwältin am Erlanger Amtsgericht auf.

Die Bestellungen reichten dabei von Festplatten über Lautsprecher, Boxen, Tablets, Kabel, Modems und Smartphones bis hin zu einem individuell konfigurierten PC und einem LCD-Fernseher. Hatten die betrügerischen Bestellungen noch mit nur einer Festplatte begonnen, so orderte der Angeklagte im Laufe der Zeit 15 Festplatten oder 20 DSL-Modems auf einmal. Der Firma Puma entstand ein Schaden von über 68.000 Euro.

Als die Sache aufflog, verlor der Fürther postwendend seinen Job. Er gestand jedoch sofort alles und nahm sogar einen Kredit auf, um das Geld an Puma zurückzahlen zu können. Vor Gericht zeigt er sich ehrlich reumütig. Er könne sich selbst nicht erklären, wie er da "hineingerutscht" sei. "Ich stamme aus einem ordentlichen Elternhaus und bin nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten", betont der Angeklagte. In der Tat hat er keine Vorstrafen vorzuweisen.

Aber er habe damals eine schwierige Zeit durchgemacht. Seinen Beruf als Landschaftsgärtner habe er wegen einer Knieverletzung nicht mehr ausüben können, konnte deshalb auch den elterlichen Betrieb nicht übernehmen; er musste umschulen. Hinzu kamen zwei Todesfälle in der Familie und ein unerfüllter Kinderwunsch. "Ich habe das nicht geplant, aber es gab bei Puma auch keine Kontrollen. Ich wollte meiner Partnerin einfach etwas bieten - mal Urlaub oder essen gehen."

Große Sprünge hat der Fürther aber auch mit dem ergaunerten Geld nicht machen können - durch Verkäufe kamen in den zwei Jahren nur etwa 20.000 Euro zusammen. Und zu welchem Preis? "Ich habe einen guten Arbeitsplatz bei einem guten Arbeitgeber verloren. Das war alles völlig unnötig", weiß der Angeklagte heute. Und dass er jetzt vor Gericht sitze, empfinde er als "große Schande". Er wolle von nun an wieder ein anständiges Leben führen, betont er.

Sein Geständnis und vor allem die Wiedergutmachung des Schadens werten sowohl die Staatsanwältin als auch der Vorsitzende Richter Wolfgang Gallasch und die beiden Schöffen als großen Pluspunkt; ebenso die fehlenden Vorstrafen. Zu Lasten des Angeklagten geht allerdings die enorme Schadenshöhe.

Verteidiger Michael Löwe fordert zwar nur eineinhalb Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung, das Gericht verhängt jedoch zwei Jahre sowie eine Geldauflage von 4800 Euro zugunsten des Kinderschutzbundes Erlangen.