Herzogenaurach: Das Mittelalter hat wieder Spaß gemacht

2.8.2015, 16:45 Uhr
Herzogenaurach: Das Mittelalter hat wieder Spaß gemacht

© Fotos: Athina Tsimplostefanaki

Im Mittelalter war das Shoppen offenbar schon in. Schmuck, Kunsthandwerk, Kosmetik, Kleidung – man findet beim Mittelalterfest einfach alles. „Wir haben hier Seifen, ätherische Öle, auch Räucherstäbchen“, erklärt beispielsweise Thomas Stinner vom „Palast der Sinnlichkeit“. Stinner ist Schüler aus Donaueschingen, aber hier am Stand in der Hauptstraße hilft er in den Ferien gerne aus. „Die Stadt ist wunderschön“, sagt er. „Alles bestens organisiert, die öffentliche Toiletten super.“ Außerdem freut sich Thomas Stinner über das „Essen, das man so normalerweise ja nicht bekommt“.

*In der Tat. Goldlocken, Feuerspieße, Mutzbraten, nicht wenige schauen erst mal skeptisch, ehe sie zubeißen. Auch bei „Der Hanfbeck“ wundern sich manche zunächst, was eine Hanftasche ist. Das Besondere: „Die Teigtasche ist mit Hanfmehl gebacken“, verrät Rainer Wagner aus dem Bayerischen Wald. In die Tasche kommt dann Putenröstfleisch, dazu Kraut, Gewürztunke, Zwiebeln, Hanfsamen. Mittelalter geht eben durch den Magen.

*Und es macht durstig. Deshalb sind überall Humpen, Karaffen und Kelche zu sehen, gehalten von fröhlichen Menschen, die der Gegenwart entfliehen. Genau deshalb hat im Rathaus-Innenhof auch der „Verein zur Förderung der Fränkischen Baukultur“ einen Ausschank aufgebaut. Vorsitzender Kurt-Maria Adler aus Möhrendorf hat sich wie seine Mitstreiter Mönchskutten übergezogen. „Weil es im Mittelalter ja die Mönche waren, die gebraut haben.“ Die Besucher können Hopfen und Malz begutachten. Der Verein – er hat rund 170 Mitglieder, vom Privatmann bis zur fränkischen Brauerei – fördert seit Jahren fränkische Braukultur. Das beste Argument für diese Kultur sind die vollen Krüge, die über den Tresen zu den Biertischen wandern. Auch der Grenzmark-Spielzug und die Stadtjugendkapelle haben Allerbestes zu bieten.

*Natürlich wird am Mittelalterfest nicht nur gegessen und getrunken. Man kann dem Mittelalter auch bei der Arbeit zusehen. Im Durchgang zum Rathaus sitzen die Frauen von der Gruppe „Die Spinner“. Sie spinnen aus Wolle mit geschickter Hand die Fäden. „Zehn Stunden braucht man etwa, bis man die Wolle für ein Paar Socken zusammen hat“, erklärt Gitti Kaiser aus Lonnerstadt. Auch an anderer Stelle wird geschuftet – die Besucher bestaunen unter anderem Schreibkundige, Scherenschleifer und einen Schmied.

*Was wäre das Mittelalter ohne Ritter und Rüstungen? Vor dem Rathaus hat sich die Herzogenauracher Stadtwache Virtus verschanzt. Gewitzt-selbstironisch stellen sie ihre Heldentaten dar. Virtus gibt es seit dem ersten Herzogenauracher Mittelalterfest, als die Stadt einen Aufruf gestartet hatte, wer den Lust hätte, beim Fest mitzumachen. Eine Gruppe von Kampfsportfreunden fühlte sich angesprochen. „Wir haben uns gemeldet, da waren die ganz überrascht. Dann haben sie gesagt, dann macht halt die Stadtwache“, erzählt Hauptmann Bernd Bucher. Gesagt, getan. Aus diesem Einfall ist „Virtus“ geworden, die mittlerweile bayernweit unterwegs ist.

*Auch für die Kinder hat das Mittelalter viel zu bieten, so etwa ein Karussell und ein „Riesen“-Rad aus Holz. Im Ratskeller gibt es Lesungen, und das Stadtmuseum zeigt die Tuchmacher-Tradition (Bericht folgt).

 

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