Herzogenaurach: Für einen Tag eine Malerin sein

8.2.2018, 07:00 Uhr
Herzogenaurach: Für einen Tag eine Malerin sein

© Foto: André de Geare

Im Klassenzimmer herrscht kurz betretenes Schweigen. Gerade hat Alisa Schreiber von der AOK Bayern die Schüler gefragt, was ihre größte Schwäche ist. "Schwäche?", überlegt ein Schüler: "Da wüsste ich eigentlich gar nichts."

Schreiber übt mit den Jugendlichen an der Liebfrauenschule, wie Vorstellungsgespräche ablaufen. Sie nimmt die Schüler dabei auf Video auf, damit sie selbst sehen können, wie sie sich geschlagen haben.

"Schwächen sind ein schwieriges Thema", erklärt Schreiber: "Man kann zum Beispiel solche nennen, die für das Unternehmen nicht wichtig sind." Das Training im Klassenzimmer ist Teil der Berufsorientierungswoche, die zum zehnten Mal an der privaten Mittelschule stattfindet. Aus über 50 Workshops können sich die Jugendlichen an vier Tagen einen eigenen Stundenplan zusammenstellen.

Manche, wie der von Alisa Schreiber, geben Tipps rund um die Berufswahl. In den meisten jedoch stellen Unternehmen und Betriebe aus Herzogenaurach und Umgebung, vor, welche Jobs es bei ihnen im Angebot gibt.

"Vor allem die Außentermine kommen gut an", sagt Alena Albert, die die Woche mit ihrer Kollegin Christine Farack koordiniert hat. Dabei bekommen die Schüler zum Beispiel Betriebsführungen. Auch die Jugendlichen selbst waren an der Organisation beteiligt, haben sich zum Beispiel um Catering und die Technik gekümmert.

Auch an der Schule selbst wird praktisch gearbeitet. Unter der Aufsicht von Angelika Drebinger streicht eine Handvoll Schülerinnen und Schüler die Räume des Ganztagesbereichs an – in hellem Weiß statt zuvor düsterem Lila. Der Raumausstatter- und Malerbetrieb ist bereits zum fünften Mal bei der Orientierungswoche dabei. Die Jugendlichen können beim Streichen auf fast spielerische Weise in den Malerberuf hineinschnuppern. "Bevor jemand eine Ausbildung aufnimmt, hole ich ihn aber erst für eine Woche zum Praktikum", erzählt Drebinger. Der Hintergrund: Maler, aber vor allem Raumausstatter ist ein deutlich anstrengender Beruf als manche auf den ersten Blick denken.

Betriebe engagieren sich mehr

Aber darum geht es: Die Jugendlichen sollen Berufe entdecken, die sie noch nicht kannten und Kontakte knüpfen. "Wenn zwei, drei Kinder bei einem Betrieb hängen bleiben, hat sich die Woche schon gelohnt", sagt Schulleiter Michael Richter. Er hat beobachtet, dass in den vergangenen Jahren das Interesse teilzunehmen bei den Unternehmen stark gestiegen ist. Musste die Schule früher noch Bittbriefe schreiben, melden sich heute viele Betriebe von sich aus. Der Bewerbermangel zwingt offenbar manche Unternehmen, sich zu engagieren.

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