Herzogenaurach: "Ganz frech" geklaut

28.6.2018, 14:00 Uhr
Herzogenaurach:

Richter Wolfgang Pelzl ist davon überzeugt, dass es sich um eine ganze Diebesbande handelt. In der Tat sind auch vier Männer angeklagt, vor Gericht aber erscheint nur der 38-Jährige. Er befindet sich in Untersuchungshaft und wird vorgeführt.

Ein zweiter Angeklagter ist angeblich im Krankenhaus. Das Attest sollte der dritte mitbringen, der bei seiner Verteidigerin per Telefon jedoch mitgeteilt hat, er habe einen Autounfall gehabt. Der vierte Angeklagte ist ebenfalls in der Versenkung verschwunden. Bleibt also nur der 38-Jährige.

Ihm wird vorgeworfen, im September 2017 zweimal mit einem der Mitangeklagten beim Rewe-Markt in Baiersdorf und einmal beim Edeka-Markt in Erlangen Alkoholika im Wert von insgesamt 813 Euro geklaut zu haben. Mit einem anderen Kumpanen soll er auch auf Diebestour in Herzogenaurach gewesen sein und dort im Edeka-Markt ebenfalls Alkoholika im Gesamtwert von 434 Euro gestohlen haben.

Das alles gibt der Angeklagte zu. "Es ist so, wie es der Staatsanwalt vorgelesen hat." Als Grund für die Diebstähle nennt der 38-Jährige seine Drogensucht. Er habe das Diebesgut nicht verkaufen, sondern gegen Drogen eintauschen wollen. "Ganz einfach und frech" seien sie vorgegangen, erzählt er. In Baiersdorf beispielsweise habe er den Alkohol in den Einkaufswagen geladen und sei mit diesem zum Eingang rausgefahren, als eine Kundin gerade reinkam und sich die Schranke öffnete. Dumm nur, dass diese Kundin stutzig wurde und die Geschäftsleitung informierte. Der 38-Jährige und sein Kumpel wurden geschnappt, als sie das Diebesgut auf dem Parkplatz gerade ins Auto luden. Im Auto fand die Polizei später auch eine extra für Diebstähle präparierte Tasche. Deshalb ist sich der Staatsanwalt sicher: "Wir kratzen hier nur an der Oberfläche". Denn auch das Vorstrafenregister spricht Bände: Seit 1999 ist der Angeklagte kriminell unterwegs, insgesamt gibt es 16 Eintragungen. Darunter immer wieder Drogendelikte und gemeinschaftliche Diebstähle.

"Ich bin in einer Sackgasse in meinem Leben, so kann es nicht weitergehen", meint der Angeklagte. Er brauche Hilfe und wolle sich nun freiwillig einer Drogentherapie unterziehen. Er sei ja schon mal vier Jahre "clean" gewesen, und er habe gedacht, er komme klar. "Aber ich habe mich überschätzt."

Das Geständnis werten sowohl Staatsanwalt als auch Richter positiv. Zu Lasten des Angeklagten gehe jdoch das "geplante, gezielte und professionelle Vorgehen", die vielen Vorstrafen und die Rückfallgeschwindigkeit; denn erst Anfang 2017 war der 38-Jährige aus dem Gefängnis entlassen worden — und schlug Ende 2017 schon wieder zu.

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