Herzogenaurach: Handball-Legende für TSH-Frauen

30.3.2017, 18:38 Uhr
Herzogenaurach: Handball-Legende für TSH-Frauen

© Volker Schneller

Kästl hatte kürzlich seinen Rückzug zum Saisonende verkündet, weil ihm als in Sulzbach selbstständigen Unternehmer der Aufwand dann doch zu viel wurde (wir berichteten). Nun konnte die Handball-Abteilung mit ihrer Vorsitzenden Christine Odemer schnell diese wichtige Personalie lösen.

Wohl nur wenige Coaches in Bayern können eine derart vielfältige und erfolgreiche Trainer-Vita vorzeigen wie der 1968 mit 18 Jahren in die 1. Mannschaft des damaligen TB Erlangen gewechselten Linksaußen, mit dem er in den nachfolgenden zwei Jahren sowohl in der Halle als auch auf dem Großfeld jeweils über die Landesliga in die bayerische Oberliga aufgestiegen war. Schnell wurde sein Talent dann auch beim TSV Ansbach bekannt, wo sich der groß gewachsene Watzinger in der Regionalliga (damals zweithöchste Spielklasse in Deutschland) durchsetzte.

Ruf aus der Heimat

Dann aber rief ihn sein Stammverein in der Hugenottenstadt, der zwischenzeitlich nicht recht von der Stelle kam. Es dauerte nicht lange, bis er parallel auch ein großes Interesse für die Trainerarbeit entwickelte, und so gab es nachfolgend kaum eine Mannschaft – erst im männlichen, dann auch im weiblichen Sektor –, die nicht von seiner Kompetenz profitierte.

Sogar mit einer männlichen AJugend- des damaligen Konkurrenten CSG Erlangen schaffte er 1992 den Gewinn der süddeutschen Meisterschaft, später errang er 2013 und 2014 mit der weiblichen A-Jugend des HC den bayerischen Titel und nahm mit dieser an der deutschen Endrunde teil.

Quasi nebenbei war er jahrelang im Lehrwesen des BHV vielfältig tätig, betreute nicht nur verschiedene Jugendauswahlteams, sondern zeichnete auch 15 Jahre lang für die Ausbildung der bayerischen B- Lizenzanwärter verantwortlich. In Erlangen gründete Watzinger im Jahre 2000 das viele Jahre hoch angesehene Leistungszentrum Erlangen, das auch der aktuelle Nationalspieler Steffen Weinhold durchlief.

Doch damit nicht genug, die Verantwortlichen des inzwischen fusionierten HC Erlangen wählten ihn von 2010 bis 2014 zum Präsidenten des aktuellen Bundesligisten. Erste Kontakte zur TS Herzogenaurach gab es schon vor vier Jahren, als nämlich die Zukunft des weiblichen Handballs im HC auf der Kippe stand und Watzinger mit Odemer und dem damaligen TSH-Trainer Udo Hermannstädter in zwei Gesprächen auslotete ob die enorm starken Erlanger Nachwuchskräfte nicht eventuell bei der TSH bessere Perspektiven hätten.

Damals wurde man sich zwar nicht einig, doch geblieben war der gegenseitige Respekt, was auch dazu beitrug, dass dann doch nach und nach immer mehr junge Akteurinnen der HCE-Talentschmiede den Weg an die Aurach fanden.

Nach dem Motto "man trifft sich immer zwei Mal" und auch aufgrund der stets positiven Rückmeldungen von Watzingers einstigen "Schutzbefohlenen" frischte Hermannstädter nach Kästls Rücktritt den damaligen Kontakt auf und machte diesmal Nägel mit Köpfen.

Bedenken wegen seines Alters wollte Watzinger zwar nicht grundsätzlich ausschließen, doch abgesehen davon dass er praktisch immer am Ball geblieben ist, bringt er quasi als Ausgleich einen jüngeren Co-Trainer mit.

Ob die TSH in der nächsten Saison eine Klasse höher in der Regionalliga spielt oder unverändert im bayerischen Oberhaus an den Start geht, war für Watzinger, der ausdrücklich die großartige Leistung von Kästl hervorhebt, kein Kriterium: "Es geht mir darum, in einem guten Umfeld die zahlreichen Talente der TSH weiter zu fördern, denn das Potenzial für höhere Aufgaben haben praktisch alle".

Abteilungsleiterin Christine Odemer äußerte sich hoch erfreut über Watzingers Zusage: "Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein solch erfahrener Trainer für uns entscheidet. Udo hatte gerade noch rechtzeitig erfahren, dass Klaus aktuell zur Verfügung steht. Ich habe ein gutes Gefühl und bin sicher dass er die großartige Arbeit von Hans-Jürgen Kästl weiter forcieren wird"

Der sportliche Leiter Udo Hermannstädter, der den Kontakt zu Watzinger von einst nie ganz abreißen ließ, ist ebenfalls davon überzeugt, dass "ein Trainer mit seiner Qualität und auch den wertvollen Kontakten in der ganzen Region für die TSH genau der richtige Nachfolger von Kästl ist".

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